Eierlikörtage

groenHendrik Groen lebt in einem Altersheim und möchte einfach mal was raus lassen und fängt deshalb an ein Tagebuch zu führen. Ein paar Tage später gesteht er das er sich heimlich einen Erfolg als Whistleblower wünscht mit seinen Aufzeichnungen. Im Heim ist nämlich nicht alles so toll und die Leiterin ein scharfer Hund und ärgert die Bewohner mit allerlei finsteren Ideen und Vorschriften.

Hendrik Groen ist ein sehr genauer Mensch und sehr zuverlässig, jeden Tag notiert er etwas über seinen Tag. Er hat Humor und neigt ein wenig zum Sarkasmus, und bleibt bei der Wahrheit. Seien es Probleme mit anderen Bewohnern, mit Krankheiten oder insgesamt dem Alt werden – er läßt es nicht unerwähnt. Alt werden ist echt nicht einfach, das ist einem spätestens nach diesem Buch klar. Und auch wenn Hendrick Groen wirklich Humor hat, bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken.

Wenn man im Heim wohnt fallen viele Freiheiten weg, manchmal aus Sicherheitsgründen und manchmal wohl damit es die Heimleitung einfacher hat. Zufälligerweise ist meine Mutter auch Heimleiterin und ich weiß Sie ist auf keinen Fall so wie diese aus „Eierlikörtage“.

Zum Glück hat Herr Groen Freunde, und so ist er allem Schlamassel nicht allein ausgeliefert. Die Clique gründet einen Club auch mit dem Ziel dem Leben noch ein wenig Freude abzugewinnen und sich nicht mit der täglichen Langeweile im Heim abzufinden.

Es liest sich langsam. Tag für Tag. Schritt für Schritt, so wie Hendrik Groen vermutlich spazieren geht wenn das Wetter passt. Ich denke für Pflegekräfte und ähnliche Berufe sollte es auf jedenfall auf der Leseliste stehen. Ich empfinde das Buch als Ehrlich und klar, einfach zu lesen war es aber deshalb nicht für mich. Was vielleicht auch damit zu tun hat das ich selber Angst davor habe alt zu werden und in ein Heim zu müssen – ich glaube ohne diesen Club und Hendriks Freunde wäre es ein ziemliches Elend.

Wer nach Titelbild und Klappentext denkt das es ein humoristisches Werk ist oder abenteuerlich wie „der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg“ wird enttäuscht werden. Hier finden wir viel eher Realität von Hendrik Groen einzigartig, schlicht und klar berichtet. „Von Feierlichkeiten und Todesfällen“ könnte ein guter Untertitel sein.

***

Hendrik Groen: Eierlikörtage.
Piper, 22,00 Euro
416 Seiten

3 Kommentare (+deinen hinzufügen?)

  1. wortgeflumselkritzelkram
    Okt 04, 2016 @ 15:05:07

    Ich habe auf Grund des Titels auch gedacht, das Buch wäre eher humorig. Ich werde es trotzdem lesen, habe auch mal im Alten-/Pflegeheim gearbeitet und finde es einfach ein spannendes Thema.

    Antworten

  2. Christiane
    Okt 04, 2016 @ 10:00:45

    Wenn du schreibst, dass deine Mutter „vom Fach“ ist, dann fände ich ihre Sicht auf das Buch auch sehr interessant. Wird sie es lesen, kennt sie es vielleicht schon?
    Liebe Grüße
    Christiane

    Antworten

    • madameflamusse
      Okt 04, 2016 @ 10:50:34

      Ich glaub nicht das Sie es lesen wird, Sie muß soviel Sachliteratur zu sich nehmen das Sie schon sauer wurde als ich hier zuviele fernsehberichte und sowas schickte, ich beschäftige mich ja viel mit den Themen. Und ich kenne Ihr Haus und weiß z.B. das es natürlich viele Auflagen vom Gesetzgeber gibt aber auch das Sie alles mögliche machen damit die Menschen sich wohl fühlen, ihr Haus ist auch so ein wenig anders… Ich denke die andere Hälfte oder sogar mehr als 2/3 beschäftigen sich ja konkret mit Hendrik Groenes persönlichem Zustand und Erlebnissen. Liebe Grüße auch zu Dir 😉

      Antworten

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