Alle reden über Trauer

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copyright by Madame Flamusse

Trauer hat viele Facetten und es gibt vieles um das man trauern kann. Trauer hat nicht immer nur etwas mit Tod und sterben zu tun, auch wenn es im erweiterten Sinne fast immer um ein sterben im Leben geht.

Trauer, Schmerz, und alle Gefühle die uns wehtun sind nicht besonders beliebt, werden oft verdrängt und kaschiert. Manchmal bewußt und manchmal unbewußt. Manchmal tragen wir auch Trauer die uns gar nicht gehört. Und manchmal erkennen wir sie nicht, selbst wenn sie uns auf der Seele sitzt.

Gefühle die der Mensch nicht mag möchte er nicht gern fühlen. Dabei ist genau das der Punkt: Gefühle sind zum fühlen da. Es ist wichtig sie zu fühlen. Es heißt in Kontakt mit deiner Seele zu gehen und in Kontakt mit deinem Innersten, dem was dich ausmacht. Trauer zu leben heißt Lebendigkeit zu feiern. Gefühle machen uns lebendig, alle Gefühle, nicht nur die schönen. Und was wären die schönen Gefühle denn ohne die Schatten – Ein Kerzenschein an einem strahlend hellem Sommertag? Wir würden sie vermutlich nicht einmal erkennen.

Trauer findet sich an so vielen Stellen. Wenn wir etwas hinter uns lassen müssen was uns lange begleitet hat, wenn ein Übergang ansteht, ein Abschied, wenn jemand geht oder wir etwas verlieren. Freunde, Job, Aussichten, einen Traum, oder wir merken das das was wir tun keine Zukunft mehr hat. Manchmal bekommen wir etwas was wir nicht möchten. Es ist nicht immer leicht einen Absprung zu finden. Zu sehen wenn etwas zu Ende ist. Und manchmal wiederum erwischt es uns so heftig, das wir kaum noch Luft bekommen. Hoffnung kann schmerzhaft sein, und auch Sehnsucht ist nicht immer süß.

Doch wo ist der Raum für all die Gefühle, die die Menschen nicht mögen, all die abgewiesenen Anteile, oder die Fässer voller ungeweinter Tränen? Zu oft machen wir weiter, zu oft schieben wir die Dinge beiseite, zu oft sagen wir später, zu oft fehlt jemand der einfach nur zuhört, jemand der sich aufs Klagen und Weinen versteht und bereit ist sich davon nicht abschrecken zu lassen. Zu oft wird einfach drüber gebügelt und ein Ratschlag ausgeteilt wo eigentlich eine Umarmung helfen würde.

Wenn jemand stirbt ist die Sache eindeutig, aber bei einer Trennung, einem Jobverlust, einer Krankheit oder einem Herzenswunsch der nun endgültig abgehakt werden muß, da soll man einfach weitermachen und nach vorne schauen. Doch wie viel in unserem Leben ist oft mit diesen Dingen verbunden. Hier eine Entscheidung für die Trauer zu treffen, kann das beste sein was Du jetzt machen kannst. Zu einem lebendigem Leben gehören alle Farben, auch die wilden und dunklen.

Die Gefühle sind da, so oder so, sie stecken in uns und machen es sich irgendwo in unseren Zellen bequem. Wenn wir unserer Seele keinen Raum geben dann wird uns unser Körper irgendwann darauf aufmerksam machen.

Traurig zu sein und dazu zu stehen macht dich authentisch, die die das nicht verstehen oder Dir sagen das Lächeln hilft, gehen einen anderen Weg und nicht neben Dir. Folge Ihnen nicht, sondern bleib bei Dir. Vertrau deinem Herzen. Nimm Dir Zeit für deinen Schmerz. Gib der Trauer Raum, lass die Tränen zu.

„Sei wer du bist und sag, was du fühlst. Denn die, die das stört, zählen nicht und die, die zählen, stört es nicht.“ 

Theodor Seuss Geisel

Bei uns wurde nicht geweint und es gab auch keine Trauer, und wenn, dann trauerte wohl jeder für sich. Ich glaube das Leben hat mir soviel trauriges geschenkt damit ich lerne das Familienmuster zu durchbrechen, lerne zu trauern und aufhöre es zu ignorieren, so wie ich es aus meiner Familie kannte und von eben diesen Generationen vor mir. Das war ein regelrecht automatisiertes Muster. Ich glaube viele Menschen sind in diesem Bereich noch Übende. Und es ist wichtig das die, die wissen das Trauer zum Leben gehört darüber sprechen und zeigen was es heißt, wenn Trauer da sein darf, was es auch heißen kann getröstet zu sein. Denn der, der die Trauer kennt weiß auch was wirklich Trost bringt.

Ich wünsche mir eine neue Trauerkultur für jede Trauer. Und Raum für Tränen die fließen dürfen. Ich wünsch mir das Schwarz keine Modefarbe ist. Ich wünsch mir das das Thema normal dazugehört. Ich wünsch mir das wir füreinander da sind, wenn es jemandem schlecht geht und das man untereinander akzeptiert das jeder seinen eigenen Weg geht. Das jede Trauer ihre eigene Zeit braucht.

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Dies ist mein Textbeitrag zur Aktion

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8 Kommentare (+deinen hinzufügen?)

  1. Trackback: Alle reden über Trauer 2017 - In lauter Trauer
  2. Madame Filigran
    Feb 28, 2017 @ 18:36:40

    Wie du auch schreibst, oft braucht man Menschen, um Trauer zulassen und aushalten zu können, und wenn man die nicht hat und die Trauer allein nicht aushält, hilft oft nur, sie wegzuschieben, um überhaupt leben zu können. Danke für den Beitrag.

    Antworten

    • madameflamusse
      Feb 28, 2017 @ 19:31:16

      Ja,… das ist eine verzwickte Situation dann, die ich auch selbst kenne, es ist auch die Angst die Schmerzen nicht aushalten zu können, sich selbst nicht halten zu können… hatte mir auch an einem Punkt geschworen nicht mehr zusammenzubrechen…aber der Körper macht das irgendwann nicht mehr mit. Inzwischen glaube ich jeder findet seinen eigenen Weg. Und naja deswegen biete ich jetzt auch Begleitung in solchen Zeiten an. Es gibt da meiner Meinung nach zu wenig Halt in unserer Gesellschaft. Du, und Danke fürs lesen und vorallem kommentiere, freu mich da immer drüber 😉

      Antworten

      • Madame Filigran
        Feb 28, 2017 @ 23:04:00

        Das freut mich sehr, daß es dich freut. Habe deinen Beitrag eben nochmal gelesen und geweint, weil die Menschen nicht wollen, daß jemand trauert, es wird ihm nicht erlaubt. Vielleicht eine kurze Zeit, und der Trauernde wird dafür allein gelassen, und nach einer Zeit – ein Zeitraum, den die Gesellschaft bestimmt, nicht der Trauernde – „muss auch mal gut sein“ und nur lächelnd wird man akzeptiert, sonst ist man ein „Trauerkloß“. Dumme Ratschläge ohne Mitgefühl – und Gräben tun sich auf und der Trauernde steht äußerlich lächelnd, innerlich schreiend, außen vor.
        Liebe Grüße

      • madameflamusse
        Mär 01, 2017 @ 09:02:36

        Ja da gibts wirklich eine große Hilflosigkeit und auch eine Härte des funktionieren sollens, hab ich so den Eindruck, und die Leute ziehen sich ja auch eher zurück wenn jemand länger traurig ist. Ich bin auch glaub ich immer noch ein trauerkloß, aber weißt du ich bin froh drum weil dadurch viel heilen kann. Umärmelung

      • Madame Filigran
        Mär 06, 2017 @ 12:43:52

        🙂

      • Madame Filigran
        Mär 06, 2017 @ 12:49:11

        Was ist das für eine Art Begleitung, die du machst?

      • madameflamusse
        Mär 06, 2017 @ 14:18:26

        also bei mir gibts Begleitung Online und schriftlich oder auch beim Walk and Talk, ich nenne es Begleitung in herausfordernden Zeiten – da auch Biografiearbeit 🙂

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