Was verborgen bleibt

Mein erstes Buch von der „Frankfurter Verlagsanstalt“ – das sind die mit dem hübschen stilisiertem Elefantenlogo. Und der erste Roman der Autorin Britta Boerdner. Es hat mich gleich angesprochen, sicher auch wegen des schönen Covers, aber vor allem wegen der Geschichte.

Eine junge Frau reist ihrem Freund hinterher, der gerade dabei ist beruflich Fuß zu fassen. Und das in der Ferne, in Amerika. Weit über dem großen Teich.  Bei ihm hat es einfach zuerst geklappt. Sie hatten ausgemacht, vor längerem schon, daß der, der es zuerst schafft, den anderen sozusagen nachholt. Der Freund, Gregor heißt er, hatte Glück gehabt.

Nun ist sie also angekommen. Sieben Monate zwischen dem wir. 6000 km zwischen hier und dort. Wir begleiten die Ich Erzählerin durch die Tage in der großen Stadt, die nicht benannt wird, aber ständig beschrieben. Details, Orte, Besonderheiten. Sie kennt sich aus, das merkt man sofort, sie war schon mal da. Es gab gemeinsame Tage und es gibt gemeinsame Erinnerungen, eigentlich. Die Erzählerin will die Stadt nun zu ihrem neuen Zuhause machen, bald will Sie Ihre Leben in Deutschland in den Container packen und mit Ihrem Freund in Amerika neu anfangen. Bemüht sich alles anzueignen streift sie Tag um Tag durch die Straßen. Ich spüre die Liebe und die Vorfreude auf das kommende in den Zeilen, die wachen Augen lassen mich teilhaben. Ich darf den Gedanken lauschen.
Eendlich kann er umgesetzt werden der Plan, nach dieser langen Zeit der Entfernung. Alles ist bereit. Aber etwas kommt trotzdem nicht in Fluß. Und das ist die Beziehung zwischen der Erzählerin und ihrem „Freund“. Drei Wochen haben Sie Zeit sich wieder anzunähern. Aber sie erreicht ihn nicht, er ist schon so angekommen in der Stadt, hat ein eigenes Leben. In der zukünftigen gemeinsamen Wohnung scheint kein richtiger Platz für Sie zu sein.

Es ist schon eine Weile her das ich das Buch gelesen habe, aber sobald ich es wieder aufschlage und anfange zu lesen, fließt die besondere Atmosphäre mir entgegen. Es ist selten, daß mich Bücher („Die Entdeckung der Langsamkeit“ und „Die Zwillinge von Highgate“)  so in ihrem eigenem zeitlichen Fluß, in diesen ganz besonderen Rythmus mitnehmen. Wirklich kunstvoll geschrieben… wobei das Wort fast zu hart ist um die Schreibweise von Britta Boerdner zu beschreiben.
Die Erzählerin tastet sich vor, auf eine Art geschmeidig, aber auch scharf beobachtend, achtsam und dann immer mehr mit diesem inneren leisen Alarm. Ich spüre wie die Kraft nachlässt und die positive Energie mit der Sie gelandet ist. Sie findet keine Resonanz…

„Was verborgen bleibt“ war eine wirklich wunderbare Entdeckung am Ende des Jahres und kommt mit auf meine Best-of-2017 Liste. Und auf die Liste der „wieder zu lesenden Bücher“.
Ein Zusammentreffen von Neuanfang und Abschied. So lang geplantes und gewünschtes was nach und nach vollkommen in der Vergangenheit verschwindet im Winter in der großen Stadt. Auch wenn es kalt und düster ist auf eine Weise, habe ich immer wieder das Bild der gleißenden Sonne an einem weißem Wintertag vor Augen. Eine tolle Frauenfigur, eine wunderbare Erzählung und eine Autorin, auf deren weiteres Werk ich sehr gespannt bin.

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Britta Boerdner
Was verborgen bleibt
Frankfurter Verlagsanstalt
Erschienen 2012, 160 Seiten, 18,90 €
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Information von der Verlagsseite: Britta Boerdner, geboren in Fulda, studierte nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin Amerikanistik (das spürt man im Buch), Germanistik und Historische Ethnologie. Ihr Debütroman »Was verborgen bleibt« erschien 2012 bei der FVA. Für »Am Tag, als Frank Z. in den Grünen Baum kam« (FVA 2017) erhielt sie das Inselschreiber-Stipendium der Sylt Foundation und das Stipendium des Hessischen Literaturrates in der Emilia Romagna. Britta Boerdner lebt in Frankfurt am Main.

Mitten in einer Familie – Was ich euch nicht erzählte

9783423280754Die Geschichte spielt einmal in den 50iger Jahren:  eine Zeit in der Frauen immer noch als Unikate in bestimmten Fächern an der amerikanischen Uni zählen und genauso auch Nicht-Weiße hervorstechen – in dieser Geschichte ein junger Dozent – chinesischer Migrant der zweiten Generation, und nur durch Glück an dieser Stelle. Beide Außenseiter und Sie mit großen Plänen für die Zukunft.

Der andere Teil spielt Ende der 70iger Jahre. Die beiden, Er James P. Lee und Marylin Walker sind nun schon länger verheiratet und haben zusammen 3 Kinder.

Auf einer Ebene der Geschichte erfahren wir viel über die Eltern und ihre Kindheit, Ihre Entwicklung und Ihre Gedanken und Wünsche. Marylin wollte vorallem eins: nicht so leben wie Ihre Mutter, sie wollte Ärztin werden und es sah wirklich gut aus für Ihren Traum. Sie war fleißig, durchsetzungsfähig und wußte was Sie wollte.
Auf einer anderen Ebene erfahren wir jeweils etwas über die 3 Kinder, den Ältesten: Nathan, dann die zweitgeborene: Lydia, und die Jüngste: Hannah.

Und eins ist vom ersten Satz an klar, hier geht es nicht um eine schöne Geschichte oder Unterhaltungsliteratur. Der erste Satz erzählt uns davon das Lydia tot ist. So entwickelt sich die Geschichte hauptsächlich in einer Rückschau, und das vom feinsten.

Selten habe ich ein Buch gelesen wo jede Figur einer Familie so genau betrachtet wird und so gleichberechtigt zu Wort kommt. Für mich eine große Kunst die Entwicklung dieser Psychogramme der einzelnen Familienmitglieder. Sehr gut gemacht. Unheimlich fesselnd. Hier ein bisschen, da ein Stück und dort eine Scherbe. Und am Ende fügt sich alles wie ein sehr großes Puzzle zusammen.

Die Mutter hatte es nicht einfach, die Zeit, das angeborene Geschlecht – aber an irgendeinem Punkt scheint sie auch so vollkommen aufgegeben zu haben, so sehr Untertanin zu sein. Der Vater immer durch sein Aussehen von Anfang an ein Außenseiter – genau wie die Kinder – die so vieles wiederholen was schon den Geschichten der Eltern nicht gut tat. Aber so läuft das in Familien, wenn keiner die Muster durchbricht. Und Kinder passen sich einfach sehr gut an und ordnen sich unter, weil es für Sie überlebenswichtig ist, das erzählt hier Celeste Ng wirklich sehr präzise. Die Eltern schon früh „versehrt“, und wenig hinterfragend, beide irgendwie in ihren eigenen Schmerz verwickelt mit wenig Gespür für den anderen wie mir scheint. Auch wenn beide Außenseiter sind, ist das nicht unbedingt wirklich das verbindende Element, denn beide sind eine andere Art von Außenseiter.
Die Kinder bilden zusammen eine eigene kleine Welt, wie das so ist; denn Sie haben natürlich einen vollkommen anderen Blick von Ihrem Standpunkt aus. Lydia und Nathan sind sehr eng miteinander, vor allem seit einem Vorfall vor Hannahs Geburt verbindet Sie ein stummes Versprechen. Hannah dann, scheint zwischen all diesen Verknotungen, Verletzungen und Sprachlosigkeiten wie ein kleiner Geist durch das Haus zu tapsen, immer mit guten Gedanken für jeden in ihrer Familie. Man wünscht sich zwischendurch immer wieder sehr das wenigstens einer endlich etwas sagt.

Ein wunderbares Buch, und trotz der schwierigen und traurigen Thematiken verliert es sich in keinem und zügig geht es vorwärts. Als Leserin mochte ich es kaum aus der Hand legen.

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Celeste Ng

Was ich euch nicht erzählte (Link führt zu einer speziellen Buchseite)

dtv, 19,90 €

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Celeste Ng aufgewachsen in Pittsburgh in den späten 60iger Jahren, hat in Harvard studiert und für ihr Buch viele Preise bekommen. Es wurde in 20 Sprachen übersetzt.  Außerdem soll es verfilmt werden.

 

 

 

Nicht diese Art von Mädchen – Lena Dunham

dscn7659Wild, schräg, ungeordnet, bisschen erschreckend auch… alles dabei bei Lena Dunham. Ich liebe ihre Serie „Girls“ und die wunderbaren Figuren. Auch wenn es nicht mehr meine Generation ist, aber sie erzählt viel, und das unglaublich befreiend und offen, was mir auch bekannt ist, und was ich so vorher nirgendwo gesehen habe. Nun war ich natürlich auf Ihr Buch extrem gespannt – manchmal fiel es mir schwer die Serie und ihr Erzählungen im Buch voneinander zu trennen. Sie spielt bei „Girls“ selbst die Hauptrolle und erzählt davon auch in „Not that Kind of Girl“.

Es macht auf mich den Eindruck als würde sie sehr ehrlich schreiben, und deswegen verzeih ich auch das ungeordnete, das abschweifen und das andere-Geschichten-dazwischen-werfen.

Sie ist neurotisch, hat jede Menge Gesundheitsprobleme, ist seelisch unbalanciert (kommt mir immer wieder mal bekannt vor), das aber in einem Maße, was mich doch etwas verstört zurückgelassen hat und zwischendurch schwierig war auszuhalten – also Achtung wenn Ihr selber da ein Thema habt, es könnte triggern, sprich etwas unangenehm anstoßen in eurem Inneren. auf der anderen Seite ist diese Ehrlichkeit wirklich erfrischen und fühlt sich einfach sehr authentisch an.

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Lena Dunham ist aber auch so schon alles andere als eine durchschnittliche oder gewöhnliche junge Frau. Ihr Eltern sind beide künstlerisch tätig und so wie es klingt ist sie recht unkonventionell, frei und geborgen aufgewachsen. Sie erzählt von ihrer Familie und ihrer Schwester, Ihren Freunden, Männern, Sex (tut mir voll leid das Sie da soviele miese Erfahrungen gemacht hat), dem schreiben, über das Kranksein, Medikamente und Drogen, Ihre Zustände, Ihre Versuche und ihrem Lebenslauf bis hin zum Feriencamp – ich mag es sehr und hoffe es gibt viele junge Frauen die Ihr folgen und es einfach wagen sie selbst zu sein und das auch auszudrücken.

Will gar nicht mehr schreiben, da ich nicht zuviel verraten möchte, lest es einfach selbst.

Ps.: Es gibt im Buch total schöne kleine Zeichnungen, die mich an meine Kindheit erinnert haben als ich großer Nöstlingerfan war:

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Lena Dunham

Not that kind of Girl

Was ich im Leben so gelernt habe

S.Fischer, 19,99 €

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Interview mit Lena Dunham

http://www.fischerverlage.de/interview/11_Fragen_an_Lena_Dunham/1718713

http://www.hollywoodreporter.com/features/goodbye-girls-as-lena-dunham-cast-execs-overshare-show-oral-history-970777

 

 

 

 

Die Ehefrau

dscn6402Eine Frau, die sich für das Schreiben interessiert, und wohl auch Talent dazu hat, erzählt von ihrem Ehemann, dem Schriftsteller. In Rückblenden erfahren wir, dass er ihr Dozent auf dem College war und sie sich dort im Literaturunterricht kennengelernt haben. Das war in den 1950iger Jahren.
Er hält sie damals für sehr talentiert. Sie ihn eher nicht, und doch schaut sie zu ihm auf und ist beeindruckt von seinem Auftreten.

Die beiden brennen schlußendlich durch – sie gerade im ersten Semester, heiraten später und bekommen 3 Kinder. Er – Jo Castleman – wird berühmt. Joan dagegen nimmt den Platz der Ehefrau an seiner Seite ein. Keine Rede davon, daß sie weiter geschrieben hätte, nach ihren vielversprechenden Anfängen auf dem College. Viel aber davon die Rede wie Männer aus der Welt des Schreibens zusammenfinden und diskutieren. Die Frauen bewundern diese Männer und flirten mit Ihnen, oder sie stehen als Ehefrauen in eigenen Gruppen beisammen. Ein eigenes erfolgreiches bzw. überhaupt gutes, tiefsinniges Schreiben traut man ihnen, also den Frauen gar nicht erst zu. Die Posten scheinen klar verteilt.

Das Buch beginnt mit der Reise zu einer Preisverleihung. Beide sind inzwischen Jahrzehnte verheiratet, Jo hat viele Bücher veröffentlicht, das erste handelte von den eigenen Beziehungsanfängen, machte ihn bekannt.

Ich möchte in meinen Rezensionen nicht zu sehr spoilern – jeder soll die Bücher selbst für sich entdecken. In dieser Hinsicht rate ich ab von anderen Rezensionen zum Buch, da die meisten meiner Meinung nach, viel zu viel verraten.

Ich selbst bin irritiert von einigen anderen Rezensionen die ich zum Buch fand. Achtung eine dieser spoilernden Geschichten:  z.B. im Deutschlandradio Kultur http://www.deutschlandradiokultur.de/meg-wolitzer-die-ehefrau-bissige-abrechnung-mit-maennlicher.1270.de.html?dram:article_id=367047

Immer wieder wird vom Humor des Buches gesprochen oder auch einem satirischem Blick auf den Schriftstellerbetrieb. Vom „amüsanten Blick“, und die „Times“  meint etwas von „irrsinnig witzig“ – so steht es auf dem Buchrücken. Entweder ist das ein spezieller amerikanischer Humor – die Schriftstellerin Meg Wolitzer ist Amerikanerin – oder ich bin anscheinend ziemlich Humorlos. Oder die dritte Variante, es ist ziemlich ernst, und so empfinde ich es. Was jetzt nicht heißt, das es nicht auch hin und wieder mal etwas zum Lächeln gibt.
Finde ich das Buch und das Thema eher ernst, weil mir bewußt ist, das die Frauen auch hier nicht gleichberechtigt sind? Haben die, die es humorvoll finden das Thema nicht verstanden? Jetzt würde ich gern Meg Wolitzer persönlich fragen.

„Was macht die Kunst?“
Joe: „Ach, ich gebe alles, antwortete Joe mit einem tiefen Seufzer. „Und das ist nicht besonders viel“.

Ein signifikanter Satz wie sich später zeigt.

Joan dazu:

„Joe konnte immer gut an sich zweifeln. Die gesamten Fünfziger, Sechziger, Siebziger, Achtziger und die erste Hälfte der Neunziger hindurch gab er sich als verletzlicher, leidender Künstler, ganz gleich, ob er gerade betrunken oder nüchtern, gut oder schlecht rezensiert, geschmäht oder geliebt war.“

Ich finde das Buch fängt sehr gut an, obwohl die Autorin selbst erst Ende der 1950ger geboren wurde, beschreibt sie das Collegeleben  authentisch, zumindest gelingt es mir, mich hier sehr gut einzufühlen. Es erinnerte mich an andere Bücher, die ich gern las, ich muß zugeben von männlichen Autoren. Ich mag diesen Ort des amerikanischen Colleges. Kann aber auch sein, dass ich eine zu romantische Vorstellung davon pflege, weil ich zuviel „Gilmore Girls“ im Kopf habe, eine amerikanische Serie, in der es sehr viel um kluge Mädchen geht.

Meg Wolitzer weiß, wovon sie schreibt. Bisher veröffentlichte sie elf Bücher und ihr Mann ist, wie im Buch, auch Schriftsteller. Ich habe bisher noch nichts von ihr gelesen, kann da aus keinem Kontext sprechen, sondern nur für dieses eine Buch.
Das ich wiederum noch nichts von Ihr gelesen habe, also noch nicht auf Ihre Bücher aufmerksam wurde, kann wirklich sehr gut mit dem Thema an sich zu tun haben, eben, das männliche Autoren meistens in der ersten Reihe stehen und weibliche in der zweiten.

Auf der Seite des DuMont Verlages erfahren wir wenig über Meg Wolitzer, aber im Netz finden sich andere Informationsquellen. Und das dem Buch zugrundeliegende Thema findet sich im Leben der Autorin wieder, und vermutlich in dem vieler Frauen. Es ist das Thema männlichen Könnens und weiblichen Könnens, und wie dieses in unserer Welt „platziert“ wird und welche Beachtung die Geschlechter jeweils finden bzw. nicht finden.

Ein durchaus feministisches Buch, welches von einer Wahrheit erzählt, die im letzten Jahrhundert noch krasser war, als heute, aber auch heute erschreckend aktuell ist. Das Buch ist schon über 10 Jahre alt, wurde jetzt erst übersetzt, was man dem Werk aber nicht anmerkt.
Die Autorin schreibt über das männliche und weibliche Schreiben und wir kennen Sie doch alle die Long- und Shortlists der Bücherpreise – die weiblichen Autoren können wir an einer Hand abzählen. Und das liegt sicher nicht an der Qualität ihrer Arbeiten. Die den Frauen aber durch Nicht-Nominierung und Nicht-Beachtung abgesprochen wird.

Joan die Protagonistin und Erzählerin in „Die Ehefrau“ berichtet über das Leben Ihres „schreibenden“ Mannes und so nebenbei auch ein wenig von sich, ihrer Ehe und am Rande aus Ihrem Familienleben. In der Geschichte dreht sich aber Schlußendlich alles um Joe, bis zum Knall am Ende des Buches. So wie es sich anschließend ergeben hat, daran haben beide Ihren Anteil, basierend auf den Entscheidungen die beide getroffen haben oder unterlassen haben zu treffen. Vielleicht spielt hier auch die Gewohnheit eine Rolle oder die fehlende Vorstellungskraft das es hätte auch anders gehen können.

Das Ende überzeugt, aber hat mich gleichzeitig auch enttäuscht, immerhin läßt es einen Ausblick offen.

„Das Mädchen schämte sich, dachte ich, eine Geschichte öffnete sich vor mir, und ich verspürte Erleichterung darüber, eine literarische Distanz mir selbst und diesem Mann gegenüber einnehmen zu können“

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Meg Wolitzer
Die Ehefrau
Übersetzung: Stephan Kleiner
DuMont Buchverlag, 23,00 €
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passende Bücher:
„Die Liebeshandlung“ von Jeffrey Eugenides – wg. der Protagonistin
„Sommer ohne Männer“ von Siri Husvedt – weibliches schreiben

So träumten die Frauen“ von Kathrine Kressmann Taylor – weibliches schreiben/Frauenrollen

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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/meg-wolitzer-literatur-star-ueber-nacht-a-1054031.html

Kathrine Kressmann Taylor – So träumten die Frauen

dscn5458Ein kleines Bändchen, wunderschön gebunden in fliederfarbenem Leinen, mit einer Schwarzweißfotografie von Harry Gruyaert – und mir kommt gleich der Gedanke wie schön ein durchgängiges Konzept gewesen wäre mit einem Foto von einer Fotografin, z.B. Vivian Maier – die auch zeitlich besser gepasst hätte. Dazu am Ende mehr.

Kressman Taylor wurde 1903 in Portland/Oregon geboren, was man dem Nachwort Ihres Sohnes zum Buch entnehmen kann. Hier finden wir Informationen zu Ihrem Lebenslauf. Ich liebe diese Anschlußtexte. Denn oft ist man ja nach den Geschichten wirklich neugierig auf die Person die sie geschrieben hat.

1939 wurde Ihr erstes Buch „Adressat unbekannt“ – der Briefverkehr eines Juden in Amerika und seines ehemaligen Freundes, nunmehr in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus, veröffentlicht und schlagartig berühmt. Was Ihr dann ermöglichte ein besseres Leben zu führen und weiter zu schreiben.

„So träumten die Frauen“ ist ein Band mit 5 Kurzgeschichten aus den 50iger Jahren – bis auf eine von 1935, die letzte Geschichte im Band – ein Frühwerk, dessen Thema sich aber auch in einer späteren Geschichte wiederfindet, aber nach der Reihe:

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Das Mädchen mit dem blauen Kleid, 1958

Eine junge Frau besucht Ihre Familie auf dem Land. Sie selbst wohnt in der Stadt und erlernt dort die damals üblichen Bürotätigkeiten – scheint lange der Beruf gewesen zu sein, für Frauen die mehr vor hatten. Sie verdient Ihr eigenes Geld und spart auf den nächsten Kurs.
Bei Ihrem Besuch trifft Sie – so lese ich es heraus – einen alten Schwarm wieder und überdenkt Ihren aktuellen Lebensentwurf.

Erste Liebe, 1957

Eine Familie mit schicken Haus, eigenem Tennisplatz und eine Party. Junge Menschen die aufeinander treffen. Eine Zeit der Jugend in der Kleinigkeiten große Bedeutungen erlangen können.

Die sterbende Rose, 1953 (das Todesjahr ihres ersten Mannes)

Mit 38 Seiten die längste der Geschichten, und auch die eindringlichste. Das Eigentliche ist das was neben der Haupthandlung einher geht. Sehr schön gemacht finde ich. Vordergründig sucht eine junge Frau ein Ersatzhausmädchen, weil Ihres im Urlaub ist. Die empfohlene Dame ist alt und putzt auf eine sehr eigentümliche Art. Die beiden kommen sich näher. Und Ihre Männer lernen sich auch gleich am ersten Abend kennen. Am Ende gibt es 2 Tote und im Lauf der Geschichte zeigt sich immer mehr das dieses was wir sehen nicht immer die Wahrheit ist und alles eine Geschichte hat. Die wirkliche Hauptperson ist das alte Dienstmädchen, Mrs. Tevis. Man könnte wohl einen ganzen Aufsatz über diese 38 Seiten schreiben, aber ich möchte dem Lesenden hier nichts vorweg nehmen oder gar in eine Richtung lenken.

Todesglocken, 1956

Nicht nur die Überschriften werden dramatischer, sondern auch der Inhalt. Es handelt sich um einen Traum, aus welchem das Erwachen nicht einfacher ist, weil die Realität nicht wirklich schöner scheint. Hier würde sich viel deuten lassen, denn es bleibt viel ungesagt und es handelt sich die ganze Geschichte lang um Andeutungen zwischen denen vielen Raum bleibt für eigene Ideen. Nicht meine Lieblingsgeschichte aber interessant gemacht, wie ich finde.

Nehmen Sie eine Kutsche, Madam, 1935

Zwei Frauen, eine alte, die kaum noch die Treppen hinauf kommt und eine junge Dir Ihr hilft und damit mitten in das Leben der alten Dame stolpert. Eine Schneiderin und Designerin aus dem vorigen Jahrhundert. Die Figur und das ganze Muster der Geschichte erinnern mich sehr an Mrs. Tevis aus „Die sterbende Rose“ bzw. andersrum – das Muster taucht später wieder auf.

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Die Autorin wurde so bekannt mit Ihren Geschichten das Sie später das Schreibhandwerk am College unterrichtete, mit viel Herzblut und Einsatz (beneidenswert). Für mich ist Sie eine echte Feministin und auch Ihre Geschichten, die von doch recht emanzipierten Frauen sprechen – wenn wir die Jahre des Entstehens im Auge behalten. Und auch Sie selbst und Ihr Leben – Sie zog 3 Kinder sozusagen alleine, in einfachsten Verhältnissen, auf und schrieb nebenher ihren ersten Roman. Und Sie blieb über viele Jahre dabei und schrieb weiter und lehrte. Was Ihr eben dieser erste Roman auch ermöglichte.

Besonders hervorgestochen sind mir diese beiden alten Frauen, die eine eigene Art hatten, die beide einmal jemand besonderes waren… künstlerisch tätig mit Talent. Die eine verarmt, und die andere nicht nur das sondern auch noch fern von sich selbst. Vielleicht 2 Figuren die gerade uns Frauen mahnen auch an uns und die Zukunft zu denken? Das ist ja heute im Grunde genommen immer noch ein Thema vor allem als Alleinstehende oder auch als Mutter.
Ein weiteres mir auffälliges Thema ist der Bezug der Frauen zu den Männern, Ehemännern, Freunden, Geliebten. Aber ich will nicht zu viel erzählen, ihr sollt es ja selber lesen. Wirklich interessante Autorin mit, wie ich finde, ausgefeilter Erzähltechnik und guten Figuren.

Was mich generell noch sehr interessieren würde, vorallem mit Blick auf Ihre andere Bücher, ist wie Sie zum Thema des Nationalsozialismus kam und auch das Thema Glauben/Kirche spielt da eine Rolle. Habe dazu leider nichts gefunden bei meiner kleinen Recherche. – > siehe Kommentare oder das englische Wikipedia.

dscn5457Kathrine Kressmann Taylor

So träumen die Frauen

Erzählungen, 18,00 €

Hoffmann und Campe

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Zum Fotograf des Titelbildes Harry Gruyaert – ich mußte einfach kurz recherchieren, da mir die Fotografie der beiden jungen Frauen sehr besonders erschien. Harry Gruyaert ist 1941 in Belgien geboren, und war als Fotograf eher in Europa, Indien und Afrika unterwegs. U.a. von daher erscheint mir das Foto nicht wirklich passend weil es einfach anderes erwarten läßt. In den 50iger Jahren waren sicher auch keine Anoraks mit Reißverschlüssen oder Hosen üblich, wie man sie auf dem Foto erkennt. Und es findet sich auch in den Geschichten nichts was den Kreis zum Foto schließt. Schön ist es trotzdem.

Zu Vivian Maier, die in Amerika lebte und dort vorallem auf den Straßen fotografierte (es gibt sehr viele Fotos aus den 50igern) kann ich Euch Ihre Seite empfehlen: vivianmaier.com)

Ps.: Möchte noch einen Querverweis geben. So wie Kathrine Kressmann Taylor gelebt hat, davon erzählt Siri Hustvedt – also dem Thema „Literatur unterrichten“ – in „Der Sommer ohne Männer„. Ich glaube die beiden Bücher passen ganz gut zusammen.

 

 

 

Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie

u1_978-3-10-000626-4Ein echt dicker Schmöker, da hab ich jetzt einige Tage dran gelesen. Die deutsche Übersetzung erschien Anfang April 2014 – weshalb es mich wundert das ich kaum andere Besprechungen auf Blogs gefunden habe, außer einer kurzen Notiz bei Perlentaucher. In der Presse dagegen wurde das Buch mehrfach gut besprochen.

Es hat sich insgesamt sehr gelohnt – ich mag ja auch dicke Bücher besonders gern – 600! Seiten. Das Ding ist bei „Americanah“ – es geht um ganz andere Lebenswelten – Welten die jetzt in der Literatur nicht unbedingt häufig auftauchen und auch von daher schon Preisverdächtig – eine kluge und differenzierte Stimme aus Afrika. Für mich war das Buch ein „Must read“ auf meiner Leseliste; vielleicht auch weil es mehrfach als bestes englischsprachiges Buch 2013 bezeichnet wurde, aber ich glaube vor allem weil ich als Feministin über die Autorin gestolpert bin. Sie hat das Buch „We Should All be Feminists“ geschrieben – bzw. den Vortrag gehalten – welcher immer noch nicht auf Deutsch erschienen ist.

Bei Wikipedia findet sich ein schöner Artikel über Sie und auch ein Link zu den 2 TED Talks von Ihr u.a. eben zu „We Should All be Feminists“. Die Autorin Chimamanda Ngozi Adichie selbst ist in Nigeria geboren und eine Wanderin zwischen den Welten (Amerika/Lagos). Ich mußte doch aufpassen den Roman als nicht zu biografisch einzuordnen und die Titelfigur Ifemelu mit der Autorin gleichzustellen – auch wenn es sicher große Parallelen gibt,

NigeriamapKurze Beschreibung des Inhaltes: Zwei junge Menschen in Nigeria kommen zusammen, lieben sich sehr. In Nigeria scheint es wenig Zukunft zu geben, z.B. was Bildung angeht. Das Mädchen schafft es nach Amerika, der Junge nach England. Beide schlagen sich durch. Das Mädchen bekommt später ein Stipendium, ergattert eine Greencard und hat auch 2 längere Beziehungen in den USA. Der Junge hat in England weniger Glück und kommt ziemlich schnell wieder zurück nach Nigeria wo er aber mit, den dort wohl üblichen, Tricks ein reicher Mann wird. Er bleibt aber wer er ist. Viele Jahre haben Sie keinen Kontakt.

Der jungen Frau begegnet in Amerika ein Thema was in Nigeria keins für Sie war. Dem Thema Rasse. Es gibt weiße Amerikaner, spanische Amerikaner und schwarze Amerikaner. Sie selbst bezeichnet sich als nicht-amerikanische Schwarze …

Überall und beständig wird Ifem mit dem Thema Rasse konfrontiert, sei es in Beziehungen, bei Ihrer Frisur oder auf der Jobsuche. Plötzlich hat sie Probleme die vorher nicht existierten. Sie versucht sich anzupassen und versucht das eine ganze Weile. Doch irgendwann besinnt Sie sich und beginnt dann einen Blog zu schreiben auf welchem Sie vom alltäglichen Rassismus berichtet und sehr viel Zustimmung findet. Sie wird eingeladen, hält Vorträge und verdient richtig Geld und landet später sogar auf einer Eliteuni. Immer betont Sie dabei den Unterschied zwischen schwarzen Amerikanern und den nicht-amerikanischen Schwarzen. Dort wo Sie herkommt gibt es keine Weißen mit denen sich die Schwarzen vergleichen müßten oder hinter denen Sie stehen würden. Später fiebert Sie mit als Obama sich den Präsidentschaftswahlen stellt.

Wir begleiten Ifemelu von Ihrer frühen Kindheit in bitterer Armut und in einem schwierigem Elternhaus – ein Vater der sich zu sehr bewußt ist nicht mithalten zu können und eine Mutter die eine extrem Gläubige ist und sich ebenso extrem beeinflussen läßt. Beide nicht wirklich erreichbar für das kleine Mädchen. Es flüchtet sich in Bücher und hegt eine enge Freundschaft zu Ihrer jungen Tante was Ihr Halt gibt. Ihre Intelligenz und Ihr Fleiß bringen Sie auch in der Schule vorwärts, wo Sie Obinze kennenlernt, der ähnlich tickt, der aber im Gegensatz zu Ihr ein gutes Zuhause hat mit einer Mutter die Professorin ist und Ihren Sohn fördert und akzeptiert.

Das Leben in Nigeria ist nicht einfach – vorallen nicht wenn man Arm ist. Geld und Prestige und enge Verbandelungen unter Verwandten und Geschäftspartnern scheinen mir das Ding zu sein um es in Nigeria zu schaffen. Das Geld wird oft zuerst durch Betrug gewonnen und durch hohe Kredite und An- und Verkäufe vermehrt. Die armen Menschen setzen alles dran nach oben zu kommen. Viele Frauen versuchen sich einen reichen Mann zu angeln.

Man taucht wirklich in eine andere Kultur ein, die Stellenweise sehr befremdlich ist und andererseits gar nicht soviel anders. Ein wenig ist es wie eine Entdeckungsreise die wir mit Ifemelu machen können, durch Nigeria und durch Amerika, durch Armut und durch die Welt der Priviligierten.. Es werden auch noch viele andere Themen aufgegriffen, was die Protagonisten und die ganze Geschichte einfach auch sehr glaubhaft und echt macht.

Immer wieder bekommt man die Blogartikel zwischendurch zu lesen und fiebert auch sonst mit, vor allem in den Zeiten wo es Ifemelu sehr schlecht geht weil Sie kein Geld hat und keinen Job findet als Schwarze (intelligente) junge Frau außer zwielichtige Angebote.

Es ist schon ein bisschen auch so eine Art Aschenputtelstory, ein braves Mädchen wird durch Beharrlichkeit, Ehrlichkeit und Ihre Klugheit, naja und auch durch Kontakte und Hilfe (gibts auch bei Aschenputtel), zu einer jungen Frau die viele Annehmlichkeiten genießen kann und einen privilegierten Status erreicht. Sie findet ihren eigenen Ausdruck und damit sogar Anerkennung und Erfolg – was gibt es schöneres. Und auch Partnerschaft und Liebe.

Im letzten Teil des Romans kehrt sie nach Laos zurück, Ihren Heimatort und trifft Obinze nach vielen Jahren wieder.. das Ende erzähle ich natürlich nicht, ich will ja nicht spoilern.

Insgesamt entwickelt sich die Geschichte schon von unten nach oben – etwas was mir auch oft in Filmen auffällt, aus Arm wird Reich, und selbst die Liebe ist irgendwie immer verbunden mit Wohlstand und einem weichem Nest. Im Hintergrund die Message „wenn man sich genug anstrengt und an sich glaubt, sein Ding macht, dann ist alles möglich“. Ich will nicht unterstellen das die Autorin das so geplant und gewollt hat, aber mir als weniger bevorzugtem Mensch fällt das auf.

Dazwischen gibt es immer wieder kleinere Nebengeschichten und andere Lebensläufe, wie den von Tante Uju und Ihrem Sohn Dike. Oder Freunden und Wegbegleitern von Ifemelu.

Besonders gut gefallen haben mir die Dialoge, die sind sehr gekonnt geschrieben. Dann natürlich der Weg von Ifemelu und Ihre Selbstbehauptung als Frau. Es ist aufjedenfall auch als feministisches Buch zu verstehen. „Americanah“ ist zweimal ausgezeichnet wurden und die Autorin inzwischen weltberühmt.

bei 4th Estate Books sind Ihre Bücher als wunderschöne Sonderausgabe erschienen (auf Englisch)

13502616_10154119525280944_1518404122833888257_oDie Muster sind nigerianischen Wachsdrucken nachempfunden (ich habe da ja ne Schwäche für besondere Druckkunst, gerade auch besondere Stoffe) – einfach wunderschön.

Einen weiteren guten Artikel findet Ihr bei der Zeit http://www.zeit.de/2014/21/chimamanda-ngozi-adichie-americanah

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Chimamanda Ngozi Adichie

Americanah

Aus dem Englischen von Anette Grube
 24,99 €, S.Fischer Verlag
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17.10. 2016 Nachtrag
Marion hatte eine tolle Idee und hat Ihr etwas ausprobiert aus dem Buch, die Bohnenbällchen https://schiefgelesen.net/2016/10/07/essen-aus-buechern-akara-aus-chimamanda-ngozi-adichies-americanah/

Jacobs wundersame Wiederkehr

u1_978-3-10-049021-6.38101038Jacob, ein Jude im 18. Jahrhundert – jung, gläubig, angepasst, ängstlich – zumindest stellt er sich so dar in seinen rückblickenden Erzählungen. Jakob also, kommt ein wenig ab von seinem Weg, durch dies und das, wie das eben so ist im Leben, verändert sich alles, durchaus auch schlagartig.

Jacob wird zu Johannes und findet sich mehrfach in anderen Lebenswelten wieder. Und hat gelinde gesagt ein ziemlich aufregendes Leben … gehabt. Er starb nämlich dann doch recht früh. Wir treffen Ihn zuerst ganz am Anfang des Buches im Strudel seiner Inkarnation und wissen auch als Leser nicht was hier gerade passiert.

429 Seiten! Das hat mal wieder gut getan so einen richtigen Schmöker zu lesen.

Das schöne ist durch Jakob bekommen wir Einblick in viele verschiedene Lebensläufe und ganz besonders in 2 Personen, Leslie den immer hilfsbereiten Mann – aus Gründen die sich aus seiner Geschichte erschließen, und Mascha eine besondere Schönheit, ebensfalls streng gläubig erzogen wie Jakob damals.

Ich konnte so richtig abtauchen in die vielen verschiedenen Welten die sich immer abwechselnd nebenher entwickeln. Und am Ende wäre ich gern noch ein wenig da geblieben um zu erfahren was danach noch passiert.

Mir gefällt es wenn in Romanen so förmlich ganz nebenbei wichtige Themen auftauchen. Wie hier das Thema des Glaubens, der Riten, der Veränderung, der Selbstverwirklichung, Lebensgestaltung, Suizid, Vererbung, Selbstverantwortung, Manipulation… Es gibt viel wissenswertes über jüdisches Leben und Tradition, über das Schauspiel früher und Heute, das Leben von Adligen im 18. Jh. usw. eine Fülle die sehr unterhaltsam ist und wie nebenbei noch bildet. Die Autorin hat hierfür auch ausführlich recherchiert.

Wenn Jacob auch in seiner Inkarnationsform nicht so sonderlich sympatisch ist, werdet Ihr Ihn mögen, allein schon für seine Erzählungen.

Rebecca Miller ist eine phantastische Geschichtenerzählerin. Fabelhaft das Buch. Ich habe immer aufgepasst nicht zu viel zu lesen so das ich doch einige Morgende und Abende meine Freude hatte.

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Beim S.Fischer verlag gibt es eine Leseprobe und noch einige Stimmen aus der Presse

Rebecca Miller

Jacobs wundersame Wiederkehr

Aus dem Amerikanischen von Reinhild Böhnke

22,99 € , 429 Seiten

Genuß hoch 10

DSCN3332Meine Empfehlung zum Welttag des Buches – ok einen Tag zu spät, aber ich habs nicht so mit Jahrestagen. Kann mir die einfach schlecht merken. Dafür ist es eine megatolle Empfehlung. Wenn Du etwas für Genuß übrig hast oder etwas darüber lernen willst, kauf Dir dieses Buch!

Nachdem ich gestern zu allem zu müde war, auch zum lesen, habe ich heute morgen die letzten 20 Seiten richtig zelebriert. Toastwaffeln, einen guten Darjeeling, in die warme Bettdecke gekuschelt habe ich bis zum Schluß mitgefiebert.

Grob gesagt, also wirklich ganz grob, geht es im Buch darum das sich Layne von Taxifahrern Restaurants und Imbisse empfehlen läßt. Im Ganzen betrachtet geht es darum das Leben zu erfahren, auf eine freie und mutige Art und Weise. Layne findet später auch ein deutsches Wort dafür, was es so im amerikanischen nicht gibt.

Also von vorne: Die Autorin, Amerikanerin liebt gutes Essen hat aber nicht die Geschwindigkeit drauf die es braucht um Köchin zu werden, was Sie nach vielen Lehrjahren schmerzhaft feststellen muß. Und das ist kein Ende sondern erst der Anfang dieser wunderbaren echten Geschichte.

Sie geht nach Buenos Aires, und beginnt dort viele Abenteuer, die ich jetzt nicht erzähle, weil ich nicht spoilern will. Nur eins, ich hab mich lang nicht mehr so kichernd und mitzitternd vor einem Buch wiedergefunden wie bei „Taxi Gourmet“. Zwischendurch packt einen regelrecht die Sehnsucht. meine Güte wirklich aufregend. ständig ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen und ich hab unbeschreiblichen Appetit auf Dinge bekommen die ich eigentlich nicht esse, wie z.B. Fleisch.

Im Vergleich zu den Orten im Buch lebe ich in einer kulinarischen Einheitsgrauzone. Weder die Vielfalt noch die Köstlichkeit konnte ich hier ausmachen, zumindest nicht im Bereich meines Geldbeutels. Aber zumindest, 3,4 Orte wo es wenigstens etwas Gutes gibt (wenn ich eingeladen werde) kenne ich, das speziellste ist wahrscheinlich ein Koreanische Restaurant.

Mir wichtig sind ja auch gute Kuchen und Torten, die spielen bei Layne nur eine winzige Nebenrolle, dafür trinkt Sie gerne Bier. Sie beschäftigt sich eher mit Hauptgerichten. Essen, Beruf, Wohnen, Menschen 🙂 Und das macht das Buch auch so schön. All die vielen Begegnungen, Anekdoten, die verschiedenen Städte (3) sowie das echt aufregende Taxibusiness.

Ich sag nur begleitet eine mutige Frau auf Ihren Streifzügen, es lohnt sich – sehr.

Ich werd nochmal einige Gerichte nachschlagen und recherchieren – und mir weiterhin soviel kulinarische Vielfalt auch in meiner Stadt wünschen – immer noch das Tal der Ahnungslosen und gemütlichen Sachsen, oder mir doch mal ein Beispiel nehmen und so richtig umziehn?

Das Buch kommt aufjedenfall mit auf meine Lieblingsbücherliste, ich liebe Bücher und Filme über gutes Essen..für Leib und Seele. Schon als Kind hab ich zugern einen Film mit Louis de Funès als Restaurantkritiker gesehen. Lange mich auch mit Kochsendungen gequält. Und immer gern etwas ausprobiert.

Und hoffe dringend auf eine Fortsetzung auch wg. Laynes Erfahrungen und der aufregenden Liebesgeschichte am Ende, nicht nur wegen dem Essen. Hach Seufz

Huuuuunnngääääär

Laynes Blog: http://taxigourmet.com/

Erwecke deine Seele in Richtung Abenteuer;
Halte nichts zurück, lerne, im Risiko Leichtigkeit zu finden.
Bald wirst du in einem neuen Rhythmus zu Hause sein,
weil deine Seele die Welt erspürt, die dich erwartet.
~ John O’Donohue

 

Layne Mosler

Taxi Gourmet

Auf der Suche nach dem Geschmack des Lebens und der Liebe

14,99 €, Droemer Verlag

 

Bestseller

Irgendwie ist mir erst vor kurzem klar geworden das es sich bei den Bestsellerlisten um die meistverkauftesten Bücher handelt. Sprich „Literatur“ die die Masse anspricht. Lesetechnisch, oder weil sie cool aussieht im Bücherregal.

Kür51MmSEj6qnL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_zlich habe ich das Buch „The Help“ auf einer dieser Listen entdeckt – unsere Bahnhofsbuchhandlung, wo ich gern mal stöber, hat da ne Extraecke für. Und da dachte ich so, Mensch das kennste doch das Buch. Allerdings unter dem Titel „Gute Geister“. mmmh, ist das jetzt nochmal neu verlegt wurden mit einem anderen Titel damit es besser ankommt? Oder gab es ne neue Ausgabe nach dem der Film dazu lief? Rätselhaft. Aufjedenfall ist es eines der Bücher die ich uneingeschränkt auch von einer Bestsellerliste empfehlen kann, was nicht oft vorkommt. Und der Film ist auch richtig gut!

Zum Trailer -> und zu Infos zum Film/Inhalt!

Meine Lieblinge im Buch: Zuerst einmal die Protagonistin, die an Ihren Traum glaubt. Auch wenn Sie erstmal nur Haushaltstips schreiben darf führt das Leben und Ihr Wille und das Sie sich die ganze Zeit selbst treu bleibt, dazu, das Sie Ihrem Traum immer näher kommt und in ihn hineinlebt. Das macht Mut.

Dann das Hausmädchen Aibeleen mit dem kleinen blondem Kind, und Ihrem liebevollen Umgang mit dem Mädchen.

Die verrückte Außenseiterin die von Ihrem Dienstmädchen heimlich kochen lernt.

Der beste Satz:

Manchmal überspringt Zivilcourage eine Generation. Danke das Du sie uns zurückgebracht hast.

Und mindestens genauso gut ist das was Aibeleen zu Ihrem kleinem Mädchen sagt.

Der Film macht echt Gänsehaut!

Klassiker

41RS4BWYTTL._SL500_AA300_Für 2013 habe ich beschlossen mal ein paar Klassiker zu lesen. Das erste Stück was mir in die Hände fiel war die Katze auf dem heißen Blechdach.

Das das Stück aus den 50igern des letzten Jahrhunderts ist, ist die Sprache gut verständlich. Es läßt sich also gleich flüssig lesen. Aber was dann kommt ist schrecklich. Es gibt keinen einzigen „normalen“ Menschen in diesem Buch. Sie sind feindselig, bitter und böse – vielleicht ist es auch das was doch normal ist, nur erlebt man das wohl selten so aufgedeckt. Bei den Aufführungen soll ja über gewisse Bissigkeiten gelacht worden sein. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Wenn bei mir ein Lachen aufsteigen würde, dann würde es im Hals stecken bleiben.

Einfach grausam und schrecklich.

Aber ich denke es ist eine große Kunst solche Gespräche einzufangen. Und diese logisch zu schildern bzw. sprechen zu lassen. Und die Figuren und Situationen wirklich so lebendig rüberzubringen. In diesem Sinne hat Williams sicher ein Meisterstück der Lieblosigkeit geschaffen.

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