Literaturen hat einen Beitrag zum Thema Buchhandlung geschrieben aufgrund einer nicht so schönen Nachricht. Hier lang bitte ->
Das hat mich sehr inspiriert auch über meine B Plätze zu berichten.
Seit ich ein kleines Mädchen war und in die erste Klasse ging, und vielleicht auch schon davor liebte ich Bücher über alles. Damals lernte ich die erste kleine Bücherei ein paar Straßen weiter kennen, das muß so 1982 gewesen sein. Ich habe keine großen Erinnerungen daran, nur das es so war. Ich bin mir nicht ganz sicher woher diese Leidenschaft kommt, aber ich vermute es liegt an meinem Vater, der ein großer Sammler ist – in verschiedenen Dingen aber meistens mit dem Bezugsthema „Geschichte“. In der Wohnung in der ich aufwuchs gab es viele Antiquitäten, darunter auch ein wunderschönes dunkelbraunes Buffett. Das untere Teil war nicht besonders hoch und hatte eine kleine Ablage. Manchmal saß ich davor und schaute mir einfach die Schnitzereien an, obendrüber gab es herrliche gläserne Vitrinentüren mit geschliffenen Rändern entlagn der Holzstreben. Der Schrank gehörte natürlich meinen Eltern, so wie auch der Inhalt, da hatten Wir Kinder nichts dran zu suchen – vielleicht deswegen das Heiligkeitsgefühl, denn es waren hauptsächlich Bücher in diesem Schrank. Trotzdem erinnere ich mich noch sehr gut an das Gefühl diese Türe zu öffnen. Sie hatten ein bestimmtes Gewicht und schleiften leicht – es fühlte sich irgendwie weich und knarzig an. Und ein ganz bestimmter Geruch strömte einem entgegen. Eine Mischung aus Papier und Ledernen Einbänden, so ein bisschen muffig – wie lange geschlossen, aber durchaus angenehm nur etwas Sauerstoffarm. Ich habe damals schon gehofft das dieses Buffet irgendwann bei mir in meiner Wohnung stehen wird. Leider ist mein Vater aber auf Moderne Möbel umgestiegen und hat die guten alten Antiquitäten verkauft. Das macht mich immer noch traurig.
Der einzige Buchladen den ich damals kannte war irgendwie etwas düster und trotzdem heilig. Auch dieser noch ganz anders als Buchläden heute. Mit dunklen Furnier und sehr aufgeräumt mit freien Ablagen und spärlichen Schaufenstern (DDR Buchhandlung – inzwischen leider abgerissen). Damals schien es überall irgendwie an Farbe gemangelt zu haben im Gegensatz zu heute, wo Sie einenauch mal anschreit wenn man nicht aufpasst.
In Buchläden ist es oft viel ruhiger wie in anderen Geschäften und es breitet sich eine Menge an Wissen und Phantasie in den Regalen aus. Ich hatte große Ehrfurcht vor den Büchern und habe Sie noch. Manchmal förmlich zärtliche Gefühle für ein bestimmten Einband, einen besonderen Titel oder eine neue Auflage, einen Lieblingsautor oder einen besonders dicken Schinken. Ich mache Unterschiede beim Papier, manchmal gibt es welches was rauh ist und zu trocken, dann kaufe ich das Buch nicht. Und manchmal kaufe ich es auch nicht weil mir das Cover nicht gefällt. Inzwischen bin ich nicht mehr ganz so wählerisch, aber ich habe immer noch den Tick die Bücher zurechtzurücken im Laden oder auch in den Bibliotheksregalen. Und manchmal ziehe ich einen meiner Lieblinge heraus und präsentiere Ihn sichtbarer. In ganz selten Fällen wenn jemand etwas sucht spreche ich auch gerne Empfehlungen aus, leider erfährt man nie ob diese gut ankamen.
Als wir dann 1984 in den Westen Deutschlands kamen meldete ich mich natürlich sofort in der nächsten Bücherei an – damals war ich 8 Jahre alt und Bücher meine Welt, genauso wie Filme, Serien, der Nachbarshund und später der Wald. Ich wurde Stammgast in diesen schönen Westräumen – es war ruhig, es gab Teppich, die Holzregale waren voll mit bunten und schönen Sachen, dazwischen sehr viel Raum – damals entdeckte ich auch die Welt der Comics, ich liebte vorallem Yoko Tsuno und das Marsupilami, es gab große Fenster bis zum Boden und Plätze zum lesen, keiner mischte sich in mein Gestöber ein, nie durfte ich ein Buch nicht mitnehmen, auch wenn meine Ausleihe nicht immer Altersgerecht (Miss Marple war eine bevorzugte Reihe, später auch Anäis Nin – die ich aber nicht mochte) war 🙂 und das schöne, die Damen kannten mich natürlich, einen kleinen Plausch gab es immer. Die Bücherei lag inmitten meines Schulkomplexes und ich liebte es Nachmittags nochmal hinzugehen wenn alle Schüler zu Hause waren. Irgendwie war alles schön. Es gab einen lustigen Fußboden mit haptischen Punkten in den Fluren, die Architektur war toll mit halben Geschoßen und bunten Treppengeländern. Die großen Türen waren aus Glas und überall war Licht und Stille, Entspannung, Atmen, Eintauchen… *seufz*

Zu dieser Zeit begannen auch die ersten Taschengeldzahlungen und ich sparte auf Bücher. Aus dem Osten bekam ich auch regelmäßig Literatur geschickt, meistens handelte es sich um Biografien von Musikern wie Händel, Mozart, Bach oder Märchen etc. die alten Ostkinder- und Trompeterbücher, inzwischen immer noch bekannt standen auch noch im Regal, aber die Westbücher, das war schon ein anderes Kaliber. So viele schöne Farben und so tolles Papier, spannende Geschichten und dieses riesige Auswahl. Eines der ersten Bücher was ich mir zusammensparte war eins über ein Mädchen was den Garten von Monet besuchte, seitdem wünschte ich mir auch dorthin zu fahren (ich liebe Monet immer noch) und versuchte später zu meiner Konfirmation (wo es ja bekanntlich viel Geschenke gibt) meine Mutter zu überreden mir eine Reise nach Paris zu schenken. Sie meinte das könnte man später immer noch machen, ich versuchte Ihr zu erklären das dies dann aber nicht dasselbe wäre. Nun ja ich war bis heute nicht dort in Giverny bei Monets Garten und habe auch noch nie ein Original seiner Seerosengemälde gesehen. Ich schweife ab, zurück zum B.
Jede Woche in die Bücherei war mein persönlicher Pflichttermin. Nach und nach entdeckte ich dann auch die Bücherläden in der Stadt. Da mußte man mit dem Bus hinfahren. Es dauerte eine Weile bis ich mich reintraute. Aber allein schon der Duft an der Tür und die schönen Schaufenster zogen mich wie magisch an. Oft gab es alte Holztüren, noch mit echtem Glöckchen, so das man hörte wenn jemand den Laden betratt. Die Holzdielen des Fußbodens knarrten. Und dieser Lieblingsladen lag am Ende einer langen zauberhaften FußgängerGasse, irgendwo links vom Ulmer Münster gelegen – kürzlich habe ich Ihn auf Google gesucht und leider nicht mehr gefunden. Vielleicht erinnerte mich dieser Laden an das Buffet in unserem alten Wohnzimmer.
Buchläden habe ich immer als Wohlfühloasen betrachtet. Immer wieder war ich erstaunt das man mich einfach in Ruhe stöbern ließ. Nur selten kaufte ich etwas, wenn dann hatte ich lange drauf gespart. Seitdem bin ich sehr oft umgezogen und immer war einer der ersten Schritte der Weg zur Bibliothek und zum nächsten Buchladen und fast immer kannte ich dann im Laufe der Zeit die Menschen und Sie mich weil ich immer gerne wiederkam, mich gern über ein Buch austauschte oder Fragen stellte und mich gern mal beraten lies. Ich muß sagen mir fehlen bis heute noch viele Klassiker die ich nie gelesen habe – aber wie das so ist es hat alles seine Zeit. Ich bin dafür das sich die jeder selber aussucht und nicht die Jugend in der Schule damit maltretiert wird. -Obwohl ich Hesse heute nicht mehr lese und mir Nathan der Weise auch früher schon gut gefallen hat, Wilhelm Tell ging mir dagegen übelst auf den Senkel, den Werther hab ich erst vor 10 Jahren gelesen und das hat gut gepasst, den Faust immer nur im Theater gesehen. Kafka hinter mich gebracht (nie wieder das geht mir zu sehr an die Nieren)…nunja da gibts noch viele Lücken. Aber heute finde ich es wichtig den Stoff zu kennen, grade wo doch immer wieder so abgekupfert wird von den alten Heldensagen und manches immer wieder neu erfunden wird, da wärs doch schön zu wissen wie der Ursprung war. Wer hats erfunden?
Inzwischen bin ich immer noch fast jede Woche zumindest in der Bücherei, in der hießigen nun seit 12 Jahren Stammgast aber nur noch sehr selten im Buchladen. Lange wohnte ich in der Nähe einer Frauen- und Kinderbuchhandlung und freundete mich über die Jahre mit einer der Verkäuferinnen an – so manches gute Gespräch ging daraus hervor. In einen Buchladen zu gehen ist einfach schön. Manchmal schaute ich nur ob eine bestimmte Neuerscheinung da war oder kuckte nach Schriftstellern die ich noch nicht kannte. Manchmal wollte ich einfach nur ein bestimmtes Buch mal kurz halten oder mich in einem Kinderbuch verlieren, einfach mal schauen was in der Zwischenzeit neues gezeigt wurde und manches mal stand ich bei einem Gutscheingeschenk vor der Qual der Wahl. Buchhandlungen haben im wesentlichen meinen jungen Horizont erweitert – damals gab es noch kein Internet, auch dieser kleine Laden Namens Pusteblume zeigte mir seine Welt. In so einer Frauenbuchhandlung gab es schon sehr spezielle Literatur über die man sonst nicht so stolpert. Und es ist immer schön die dort arbeitenden Menschen zu kennen. Gern fragte ich zu Lesemeinungen und bei einem Straßenfest durfte ich aushelfen. Wo sonst gab es schon die Möglichkeit über das gelesene und noch nicht gelesene zu sprechen. Ach ich vermisse meine Besuche dort – heute liegt der Laden nicht mehr so nah und ich müßte extra hinfahren, was ich nicht mache. Aber manchmal gehe ich fremd, in den nächsten Läden, ganz kurz nur, da ich eh nichts kaufen kann – manchmal nehm ich was kleines oder 1,2 Postkarten. Und freue mich wenn ich ein Lieblingsbuch entdecke oder eine besonders schöne Neuerscheinung, dann streichel ich gern wenigstens kurz über das Cover oder lese den Klappentext (die oft leider irgendwie lügen – wie ich festgestellt habe). Und wenn ich was wirklich brauche, wie mein letztes Lehrbuch bestelle ich es aufjedenfall dort.
Ein Stück weiter gibt es jetzt einen GebrauchtBuchladen, da hab ich den Besitzer auch schon angequatscht, es war sehr nett und ich war begeistert von der Auswahl mir lieber Autoren, der guten Sortierung und dem einen oder anderen kleinen Schätzchen, und da die Gebrauchtbücher natürlich günstiger sind hab ich auch Zugeschlagen (mit klopfendem Herzen und schlechtem Gewissen) – 3 Bücher (Diogenes) für den Preis von einem. Inzwischen bietet er auch Kaffee und Kuchen an, ich hoffe sehr er überlebt damit, denn es ist wirklich ein hübscher Laden. Dann haben wir noch einen BuchLaden mit einem Kater und Kunstaustellungen in der Nähe, auch wunderschön, gemütlich, angenehm und mit einer tollen Auswahl, aber mir ist es unangenehm da zu wühlen und zu stöbern und dann nichts zu kaufen, deswegen gehe ich nur selten hin, vorallem auch den Kater besuchen der sehr gerne ausgiebig auf dem Schoß sitzt…, ich würde zugern dort arbeiten.
Lange habe ich Bücher gesammelt und gehortet, lag mir daran gewisse Reihen (Kunstbücher) zu vervollständigen, aber irgendwann kam da so ein Umbruch nach einem widerholten Umzug und ich habe kräftig ausgemistet, für mich war der Punkt erreicht mit der Heiligkeit der Bücher nicht zu übertreiben. Vieles konnte ich der Bücherei spenden und verschenken. Das war super und manches habe ich für ein paar Euro verkauft. Ich wollte weniger Ballast nach den vielen Umzügen, ich wollte nur noch für mich wichtige Bücher um mich haben – sehr sehr genau schaute ich nun was für Bücher ich kaufte.
Aber dann kamen die Gebrauchtbücher – wenn man viel Geduld hat gibt es die meisten meiner Wunschbücher irgendwann günstiger. Seitdem muß ich sagen verfalle ich sehr oft einem kleinem Rausch und kaufe ein. Auch immer wieder Neuentdeckungen älteren Semesters – Bücher die leider nicht mehr neuaufgelegt werden etc. Ganz Wunderbar das es da heute soviel Möglichkeiten über das Internet gibt.
Trotzdem bin und bleibe ich Stammgast in den heiligen Hallen der Bücherei, meine zieht grade um, und ich lebe seit 2 Monaten Abstinent – hatte mir vorher eine ganze Schubkarrenladung ausgeliehen und kann es kaum erwarten bis in 3 Wochen die Türen wieder aufgehen. Ich hatte mich auch beworben für den Umzug und das neue Ausleihsystem, wurde aber nicht genommen, was auch gut so ist weil es doch irgendwie schwierig geworden wäre und auch etwas masochistisch dorthin zu gehen und nicht lesen und stöbern zu können 🙂 Geht mir übrigens auch mit Museumsshops so – wir haben hier viele davon, und meistens brauche ich dort genausolang wie für die Ausstellung, ganz ganz böse…dort gibt es oft so tolle Bücher zu so tollen Themen, genauso wie exklusive Ausstellunsgkataloge (davon habe ich so einige auf der Wunschliste). Da muß man sehr aufpassen und sich zusammenreißen damit man nicht pleite wieder rauskommt.
Ich freue mich schon wenn ich wieder Geld verdiene in den Buchladen meiner Wahl zu gehen um ein echtes neues Buch zu kaufen und vielleicht auch einen schönen Kalender und am besten noch ganz viele Geschenke. Ich verschenke ausschließlich Bücher – meistens. Und ein Buch im Buchladen kaufen, das ist mit nichts aufzuwiegen, was ist so ein schnöder Bestellvorgang dagegen… nicht einmal ein 1/4 so schön. Immerhin habe ich mir vor kurzem das kleine Büchlein über die Giraffensprache gegönnt, das war sehr schön, auch wenn ich zwischendurch einen Stapel von 10 Büchern mit mir rumschleppte die ich dann doch wieder zurücklegen mußte. Aber ich werde auch weiter bei den Gebrauchtwaren schauen, es muß nicht immer neu sein. Die Buchstaben lesen sich ja nicht weg.
Ich fände es schön wenn die Menschen weniger Bücher bei Amazon oder Bol oder sonstwelchen Internethandlungen und so bestellen täten und wieder dem Local Dealer bevorzugen würden, ich versuche immer wieder die Menschen daran zu erinnern. Manche machen sich einfach keinen Kopf dazu und da kann man beim aufwachen helfen mit einem kleinem Wink. Viele Menschen die ich kenne haben aber auch IHRE Buchhandlung! Und das ist schön ❤
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