Mit der „Schlange von Essex“ gewann Sarah Perry 2017 den britischen Buchpreis für den besten Roman und das Beste Buch insgesamt. Leider habe ich keinen Vergleichswert was britische Bücher angeht. Das Wissen um den Preis hat mich aber angehalten dabei zu bleiben, denn ich wahr mehrfach versucht das Buch wegzulegen. Es ging mir zu langsam vorwärts und schien mir in mancher Hinsicht zu leicht vorhersehbar.
Eine Stärke des Buches sind sicher die Schilderungen der Atmosphäre und der Landschaft von Essex.
Die Geschichte plätschert so ein wenig vor sich hin.
Cora, eine junge Mutter, verliert ihren Mann durch Krankheit. Für Sie ist es ein Befreiungsschlag. Wir Schreiben das Jahr 1893. Sie und Ihr Sohn, der vermutlich Autist ist, ziehen für eine Weile aufs Land. Cora hat eine ganz große Schwäche für Fossilien und liebt es in der Erde zu wühlen. Dabei haben Sie eine Begleiterin, die sich um beide kümmert – wach, sozial engagiert und ein wichtige Stütze für beide. Überhaupt mag ich die Frauen, die hier viel Platz einnehmen, sehr. Durchaus kann man bei einigen von emanzipierten Personen sprechen.
Es gibt dann noch 2 Nebenfiguren, deren Rollen mir nicht so ganz klar wurden, ich fand Sie bisweilen etwas nervig. aber wir erfahren durch diese beiden etwas über die Chirurgie der damaligen Zeit.
Die Beziehung aber, um die sich der Hauptteil der Geschichte dreht – also außer der Beziehung zur Landschaft von Essex – ist die Beziehung zwischen Cora und dem Pfarrer des kleinen Örtchens auf dem Land. Aldwinter.
In der Beschreibung lesen wir das es besonders um die zwei Einstellungen der beiden gehen soll. Der Religion und der Wissenschaft. das tut es durchaus, aber der Pfarrer ist doch ein ziemlich offener Geist und jung genug um sich mit neuen Denkansätzen zu befassen. So wurde ich dann diesbezüglich ein wenig enttäuscht.
Am Ende ist einiges verloren gegangen, hat sich anders entwickelt als gedacht, und vieles scheint in der Geschichte Anfang und End e gefunden zu haben.
„Anmutig und intelligent“ erzählt… so heißt es auf dem Buchrücken. Mir hätte ein bisschen weniger Anmut ganz gut gefallen, ein bisschen mehr Spannung. Wobei die Küste schon sehr gut beschrieben ist und die Schlange von Essex wohl die größte Überraschung bietet, neben dem leichten Grusel und der Aufregung, welche die Bürger überfällt. Und das sehr gut zu spüren ist durch die Zeilen.
Ach und um Liebe geht es auch, an vielen Stellen zwischen allen möglichen Personen, auf alle möglichen Arten.
Das Buch ist sicher eine ganz gute Abend- oder Urlaubslektüre. Nicht zu fordernd, nicht zu heftig, und durchaus unterhaltsam. Ich denke er braucht etwas um seine wirkung zu entfalten. Was der Autorin sehr gut gelungen ist, wie ich finde, Sie versetzt einen ganz wunderbar in eine andere Zeit.
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Sarah Perry
Die Schlange von Essex
Übersetzt von Eva Bonné
Eichborn Verlag, 24,- €
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Sarah Perry wurde 1979 in Essex geboren und lebt heute in Norwich. Ihr Roman Die Schlange von Essex war einer der größten Überraschungserfolge der letzten Jahre in England. Ausgezeichnet als Buch des Jahres 2016 der Buchhandelskette Waterstones, Gewinner des britischen Buchpreises 2017 für den besten Roman sowie für das beste Buch insgesamt. Der Roman war nominiert für den Costa Novel Award, den Dylan Thomas Prize, den Walter Scott, den Baileys und den Wellcome Book Prize.