Herbstgedicht

Kastanien,
ich freu mich jedes Jahr
wenn ich welche finde.

.
Und zufällig lief mir dazu auch noch ein Gedicht über den Weg:

Die Kastanie

Ob alt, ob jung, ob groß oder klein,
wir lieben sie doch alle, die Kastanie.

Grün und stachlig hängt sie da
im Baum wie jedes Jahr.
Platzt dann auf die enge Hülle,
sieht man sie in ganzer Fülle,
und schön glänzen tut sie auch.
Wenn sie dann zu Boden fällt,
ist es herbstlich meist bestellt.
Jedes Kind sich danach bückt,
auch Erwachsene sind entzückt,
die Kastanie zu berührenund
sie in der Hand zu spüren.
Gicht und Rheuma hält sie fern,
auch das Rotwild mag sie gern.
Nun steh‘ ich unter einem Baum
und spür‘ den leichten Windzug kaum.
Ich heb‘ eine Kastanie auf,
schon nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Zärtlich reibe ich an ihr
und denk‘ versonnen noch bei mir:
„Kastanien find‘ ich einfach edel,“
da knallt so‘ n Ding mir auf den Schädel!

(Von Josef Festing)

vielleicht habt ihr ja Lust ein eigenes Gedicht zu schreiben, oder ein Haiku oder ein Elfchen oder ein Akrostichon?
Freu mich auf eure Varianten. Kennt ihr alle diese Varianten von Wort- und Poesiespielereien?

Kastanienzeit
Ach, so schön, jedes Jahr
Schau nur, Oktoberzeit
Tada, dort, steht ein Kastanienbaum
Ah da liegen ganz viele und dort auch
Nobel, das glänzende Kastanienbraun, und diese Glätte ihrer Haut
Ich nehm nur ein paar, lass den Rest für die Kinder
Einpaar für die Jackentasche, das die Hand was zum fühlen hat

Hochsensibel auf der eigenen Lesung

Eine Einladung

Vor einiger Zeit hatte ich die Anfrage ob ich auf einem alternativen feministischen Festival lesen möchte. Es wurden Beiträge zum Thema Generation gesucht – ich befasse mich ja viel mit Biografiearbeit und gebe auch Kurse, sowie mit der Kriegsenkelthematik (hier habe ich ein kleines Projekt mit dem Schwerpunkt Ost: https://dienachfahren.wordpress.com/).

Alles was mit Frauenrechten zu tun hat ist ein weiteres meiner Themengebiete. Früher war ich auch selber etwas in der Frauenarbeit unterwegs, hätte auch nichts dagegen das immer noch zu sein, nicht nur ehrenamtlich. Für mich hat sich dieser Themenkomplex schon sehr verstärkt, wie man ja auch hier am Blog merkt, wo ich vor allem Literatur von Frauen vorstelle.

Das passte alles also schon mal sehr gut, und ich freute mich sehr über die Einladung. Lang ging ich mit meinem Text schwanger, geboren wurde dann etwas anderes als erst angedacht. Und ich habe doch einige Zeit intensiv dran gearbeitet. Für mich braucht es dazu aber auch immer den Raum, in welchem ich Zeit und die Stimmung habe, um mich mit einem bestimmten Thema zu befassen.

Das Schreiben

Für mich als hochsensible bedeutet das noch mehr Rückzug als sonst. Ich muß mich konzentrieren, das kennt sicher jeder der schreibt. Da ist Ablenkung in bestimmten Phasen ein böser Zeitdieb und unangenehme Ablenkung. Es geht auch immer darum, die feinen Impulse gut genug zu hören und ebenso etwas zum notieren in Reichweite zu haben und alles schnell zu aufzuschreiben. Gedanken können furchtbar flüchtig sein. Ich befinde mich dann in meiner inneren Welt und in der Welt des Themas, welches ich durchstapfe wie einen Urwald, oder ein wildes Gewirr. Um daraus dann das für mich wichtige zu ziehen und daraus wiederrum die Essenz. Meitens ufert das auch aus und kürzen ist angesagt. Auch braucht es Pausen zwischendurch, wo sich die Dinge setzen können.

Was ist Hochsensibel?

Ich weiß nicht inwieweit ihr mit dem „Hochsensiblen“ vertraut sein? Wir Hsp´s brauchen oft viel Zeit um den Alltag zu verdauen, und Dinge zu reflektieren. Auch wenn ich gern mal mit Menschen zusammen bin, muß ich da aufpassen mich selbst nicht zu vergessen oder zu verlieren. Wir Sensiblen sind oft besonders intensiv bei unserem Gegenüber, saugen Stimmungen und Atmosphäre auf. Viele Reize sind für uns unangenehm oder anstrengend. Wir nehmen mehr Informationen und Details auf als nicht-Hochsensible.
Auch bei Menschen die ich sehr mag bin ich nach einer Verabredung geschafft und brauche Ruhe. An so einem Tag passiert dann meist nicht mehr viel – das muß ich mit einplanen. Auch reichen mir kurze Treffen, außer es passt so gut das man auch zusammen schweigen kann und die Wellenlänge ähnlich ist. Aber das ist mega selten.

Auf dem Festival

Bei so einem Festival ist es für mich sehr heftig stundenlang von vielen Menschen umgeben zu sein – abgesehen davon das ich auch schon durch die Vorbereitung etwas mitgenommen bin. Die Vorbereitung an diesem Tag und auch die Tage davor für den letzten feinschliff, lesen üben, auch mal noch rumändern am Text. Und dann noch die entsprechende Geräuschkulisse. Meist wird ja gern laut und viel Musik gemacht. Wenn ich die Räume und Menschen nicht kenne strengt es mich auch mehr an.
Hier hatte ich Glück: wir waren die erste Veranstaltung des Festivals. Alle waren am fröhlichen einrichten, alternative Umgebung UND ich habe inzwischen gelernt auch einfach mal blöd rumzustehen und mich trotzdem ganz wohl zu fühlen. Früher hätte ich in solchen Momenten viel geraucht. Hier kannte ich die Veranstalter, das half und der Haufen war bunt gemischt, sehr angenehm.

Die Aufregung

Trotzdem war ich mega aufgeregt. Niemand hatte den Text vorher gegen gelesen oder sich angehört – das ist auch in bestimmten Phasen eher nicht so passend, das muß man gut abschätzen. Das letzte mal das ich vor Publikum gelesen hatte war Jahre her. Und was mich sehr nervös machte: es gab keine Probe… also ich mußte schauen wie das mit dem Mikro ging und ob stehen oder sitzen usw. So eine Probe hätte mir doch einiges an Aufregung gespart.
Zum Glück war ich gleich als zweite dran und die Vortragende vor mir brachte mich zum lachen, was mich auch ein Stück entspannte. Zwerchfell und so. Trotzdem saß ich recht verkrampft auf meinem Stuhl in der ersten Reihe. Gern hätte ich ein Glas Wasser gehabt, es gab aber mal wieder nur Getränke mit Sprudel. „Oh je hoffentlich wird mein Mund nicht zu trocken wenn ich dran bin“ dachte ich noch, wäre doof wenn ich husten müßte oder mir der Ton wegblieb. Mir war doch etwas schwummerig. Und dann war ich auch schon dran.

Die Vorstellung vs. Die Realität

Ich hatte mir ausgemalt wie ich locker und cool das Mikro zurechtdrehe (hab ich noch nie in der Hand gehabt) 2 Sätze zu mir sage, meinen Namen nenne, und mich für die Einladung bedanke, und vielleicht auch noch so ein paar Worte zum Thema.
In der Realität ging ich zügig zum bereitgestellten Sesseln, man brachte mir ein Mikro. Der Sessel war ein Tick zu hoch und das Mikro so nah… wie es hat sein müssen. Ich war nur so blöd und hab es ein Stück weg geschoben – was sehr ungünstig war, wie sich dann herausstellte –  ich bin eine Handfuchtlerin, bei Texten wie dem vorbereiteten und dachte ich brauche den Platz. Dabei rutschte ich nun im Lesen immer noch ein Stück weiter nach vorne oder beugte mich zum Mikro, oder vergaß das auch mal… also etwas holprig in der Präsentation, das Ganze.
Kaum das ich saß und meine Blätter aufschlug, hörte ich mich auch schon den Titel nennen. Schnell noch einen Blick ins Publikum. Ich war so auf meinen Text konzentriert, das ich ganz vergessen hatte etwas davor zu sagen… das hat mich nachher echt gewurmt.

Dann lief es aber erstaunlich gut, ich konnte den Ausdruck hineinlegen der mir wichtig wahr – der Text spielte mit verschiedenen Ebenen und Lautstärken und Rhythmen. Und ich schaffte es sogar zwischendurch ganz locker ins Publikum zu schauen (echt krass so viele Menschen – wohl 80 an der Zahl). Ein Publikum was gespannt und konzentriert zu mir schaute. Wow. Ich hoffe mal ich verwechsle das nicht mit Verwirrung und Langeweile. Also Lesetechnisch war ich echt begeistert, wie gut ich das hingebracht habe… nicht zu leise oder zu schnell – zumindest gefühlt, Text gut parat. Leider war ich etwas zittrig (hoffentlich hat das niemand gesehen), und der leicht zu hohe Sessel lies immer wieder meine Beine wackeln, weil ich eher auf Zehenspitzen stand. Und ganz schlimm durch die Aufregung war mir ganz kaltheiß und meine Nase fing an zu laufen. Ich hoffte im stillen nur, dass da kein Tropfen hing… puh, vielleicht auch deshalb ein zügiges Ende, denn ich ging am Ende viel zu schnell von der Bühne, eigentlich hätte ich gern noch etwas den Applaus genossen.

Gleich danach…

Taschentuch war keins Griffbereit UND noch 3 Lesende nach mir dran. Puh. Is nicht so das nach dem Lesen alles von einem abfällt und ich mich entspannen konnte. Ganz im Gegenteil saß ich weiter, typisch HSP, verkrampft auf meinem Stuhl in der ersten Reihe. Das ist wie so eine Art Erstarrung – denn ich wollte auch nicht unhöflich sein und den Saal verlassen wenn die anderen dran sind. Aber nach einer halben Stunde hielt ich es nicht mehr aus, wahrscheinlich einfach auch das Adrenalin. Is ja schon auch ne Art Hochleistungsport. Und bin dann wirklich erstmal kurz an die frische Luft. Bissle bewegen, was trinken…

Es war insgesamt eine schöne Runde. Nach der Pause schaute ich mir trotz Kopfschmerzen noch ein Theaterstück an, an dem ich ein winziges Stückchen mitgewirkt hatte letzten Sommer, und es hat sich auch sehr gelohnt.

Später Abend

Danach ging es dann nach Hause. Leider zu Fuß – muß nun wirklich endlich mal mein Fahrrad reparieren lassen.
Für mich folgen nach solchen Ereignissen dann meistens ziemlich miese Nächte. Das ist als wäre das alles zuviel im Kopf und das Zuviel fährt Karussell. Is nicht so das ich dann einen Gedanken wirklich greifen könnte, dafür bin ich auch viel zu müde. Hab mich zwar noch bisschen abgelenkt vorm Schlafengehen um den Kopf noch mit anderem zu füttern und überhaupt auch mal was essen und so. Aber das hat nicht gereicht.

Ganz schön mitgenommen…

Leider bekam ich dann Migräne, typisch wenn ich nicht richtig schlafen kann oder Sachen in meinem Kopf rumgeistern, …und war am nächsten Tag total kaputt.  Das ist so die Stelle die ich schwer akzeptieren kann. Denn dadurch konnte ich am Samstag eigentlich nichts machen, auch nicht zu einem weiterem Festivaltag gehen. Das macht mich schon traurig dann, so wenig belastbar zu sein.
So ganz verarbeitet hab ich es auch jetzt noch nicht, aber das ist für mich Normalität das dies länger dauert, mir noch vieles durch den Kopf geht, auch viele Details und Kleinigkeiten.

Resümee

Heute war ich nochmal kurz dort, wollte zu einem Programmpunkt, und merkte dann, daß dieser schon am Samstag war, doppelte Traurigkeit. Und dann meinte auch noch jemand das ich verpeilt sei… weil ich das verwechselt habe – dabei war das im Programmheft einfach echt ungünstig dargestellt, das hat meine Stimmung richtig gedrückt. Kloß im Hals.

Insgesamt habe ich aber 3 schöne Rückmeldungen zu meinem Text bekommen und war sehr froh um diese Menschen, die mir da Feedback gaben. Ich war mir nämlich nicht sicher ob ich zu sehr im Thema drin bin und ob überhaupt jemand anderes meinen Text verstehen kann. – Ich hatte keine Geschichte geschrieben, sondern ein recht wildes Gedicht.
Ganz toll war das eine Mitleserin mir noch Ihr Gedichtband geschenkt hat, bin schon gespannt. Das hat mich berührt.
Ja so war das also.

****

😉 nächstesmal dann wieder eine Rezension
z.b. zu „Heeme“ einem Rückkeherbuch, Pirasol einem Roman über eine alte Dame die Widerstandskräfte entwickelt und noch ein ganz spezielles Buch zum Thema „Frauen“

 

 

 

 

Mut

Was keiner wagt, das sollt Ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus,
was keiner denkt, das wagt zu denken,

was keiner ausführt, das führt aus.

Wenn keiner ja sagt, sollt Ihr´s sagen,
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein,
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben,

wenn alle mittun, steht allein.

Wo alle loben, habt Bedenken,
wo alle spotten, spottet nicht,
wo alle geizen, wagt zu schenken,
wo alles dunkel ist, macht Licht!

Das Gedicht “ Mut“ ist von Lothar Zenetti in seinem Buch „Texte der Zuversicht. Für den einzelnen und die Gemeinde“ veröffentlicht. Lothar Zenetti (geboren 1926 in Frankfurt) ist ein deutscher katholischer Theologe und Schriftsteller.

Anmerkung von Günther W. Frank:
Gelegentlich werden als Verfasser auch Walter Flex (1887-1917) oder Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) oder Franz von Assisi (1181-1226) genannt.

Beruhige mich nicht…

Bitten von Ulrich Schaffer

Beruhige mich nicht.
Schütte nicht zu, was aufgebrochen ist.
Halte mich nicht davon ab, den Dingen nachzugehen.
Überrede mich nicht, etwas zu glauben,
was ich nicht glauben kann.
Stehe mir nicht im Weg, wenn ich in die Tiefe gehe.

Entmündige mich nicht mit deinen Vorschlägen.
Entehre mich nicht mit billigen Antworten.
Verhandle mit mir nicht über Heiliges.
Beschwichtige mich nicht,
wenn ich mit der Oberflächlichkeit abrechne.

Belächele mich nicht, wenn ich
meine Sehnsucht nach mehr Lebendigkeit mit dir teile.
Versuche nicht, meine Leidenschaftlichkeit zu bremsen.
Antworte mir nicht mit Floskeln.
Spiele nicht mit, wenn ich vor mir selbst fliehe.
Verwöhne mich nicht, auch wenn ich dich darum bitte.
Schließe nicht die Augen, wenn ich mich selbst betrüge.
Begleite mich nur, wenn du willst.

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Schaut mal wie schön

nur aus buntem Sand

Katzen

Zum Fressen geboren, zum Kraulen bestellt
in Schlummer verloren gefällt mir die Welt.
Ich schnurr’ auf dem Schoße, ich ruhe im Bett
in lieblicher Pose, ob schlank oder fett.

So gelte ich allen als göttliches Tier, sie stammeln
und lallen und huldigen mir, liebkosen mir
glücklich den Bauch, Öhrchen und Tatz –
ich wählte es wieder, das Leben der Katz.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

Der Mann hatte es einfach drauf und wußte bescheid 🙂

DSC02622

 

Text-Erinnerung

Ich wurden an einen meiner Lieblingstextfragmente erinnert und möchte dies mit Euch teilen. Manchmal frage ich mich wie ich so wichtige Dinge wie diese nur immer wieder vergessen kann.

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Man muss den Dingen die eigene,stille ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und dann gebären…

Man muss Geduld haben. Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.

Rainer- Maria- Rilke

http://www.behance.net/massju

Es gibt Menschen

die Angst davor haben,

sich in einer Liebe zu verlieren,

ohne sich ernsthaft zu fragen,

ob SIE sich überhaupt schon

gefunden haben.

Bild: Matthias Heiderich, Text: Hans Kruppa

Liebe und Seele

Es gibt eine Liebe,
die über jede Liebe erhaben ist,
die Leben überdauert.
Zwei Seelen aus einer entstanden.
Vereinigt wie zwei Flammen.
Identisch – und doch getrennt.
Manchmal zusammen, durch Gefühl und Verlangen verschweißt.
Manchmal getrennt, um zu lernen und zu wachsen.
Aber einander immer wieder findend.

In anderen Zeiten, anderen Orten.
Wieder und wieder
(Überlieferung aus dem 6. Jahrhundert vom
japanischen Patriarchen Tatsuya )

Irgendwann

Irgendwann siehst du zum letzten Mal Schnee

Irgendwann trinkst Du den letzten Kaffee,

streichelst den Hund, tanzt durch den Saal,

alles, alles gibt´s ein letztes Mal.

 

Irgendwann schmeckts du zum letzten Mal Brot,

schwimmst du im See und betrachtest ein Boot,

winkst einem Kind, gehst durch ein Tal,

alles, alles gibt´s ein letztes Mal.

 

Irgendwann hörst du die letzte Musik,

wirst du umarmt und erhascht einen Blick,

liest einen Brief, schreibst eine Zahl,

alles, alles gibts ein letztes Mal.

 

Irgendwann heißt, es kann Morgen geschehen,

und dass wir uns heut das letzte Mal sehen.

Drum, was du erlebst, erleb es total,

denn alles, alles gibt´s ein letztes Mal.

Alles, alles gibt´s ein letztes Mal.

 

von Gerhard Schöne

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