Das innere Kind, vom verstehen zum wohlfühlen

Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie StahlDieses Buch ist  seit seinem erscheinen im November 2015 auf Amazon zum Nr. 1 Bestseller geworden, und das wundert mich gar nicht. Ein wirklich umfassendes und sehr verständlich geschriebenes Buch zum Thema. Ich habe es inzwischen schon vielfach empfohlen.

Ich gebe der Autorin recht beim Untertitel: „Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme“, auch wenn das zuerst etwas hochtrabend klingt. Aber es ist so das wir Menschen zuerst die Kindheit durchleben, und das oft nicht unbedingt glücklich. Grade die Menschen, die das Kriegsenkelsyndrom betrifft haben in der Kindheit unter schlechter Behandlung, wenig artgerechten Umgang oder auch Dingen wie der Sprachlosigkeit in der Familie o.ä. gelitten. Und die Kindheit prägt. Inzwischen wird das zum Glück immer mehr erforscht, auch die Prägung in der Schwangerschaft und den ersten Jahren, die später am schwersten aufzuarbeiten ist, da wir uns daran nicht erinnern und auch noch keine Sprache hatten, was das Empfinden später oft diffus macht.

Stefanie Stahl spricht vom Schattenkind und vom Sonnenkind – Anteile in uns. Anteile aus verschiedenen Lebensaltern. Man kann mit diesen verschiedenen Anteilen oft lange ganz unbehelligt vor sich hin leben. Probleme gibt es manchmal in der Form das Sie gar nicht so richtig bemerkt werden, eben weil man es nur so kennt. Meistens wird einem aber irgendwann klar das es da Anteile gibt die einem im Weg stehen, oder es geht einem einfach nicht gut mit bestimmten Themen. Manchmal werden auch durch Krisen oder Erkrankungen Dinge wieder nach oben gespült.

Die Autorin weiß von was Sie spricht. Sie ist Diplompsychologin und beschäftigt sich eben mit genau den Themen die im inneren Schattenkind begannen, wie Bindungsangst oder ein schlechtes Selbstwertgefühl. Die Stimme unserer Eltern und Erziehungspersonen und  der Umwelt wird später zu unserer inneren Stimme, und die kann ganz schön fies sein.

Auf den ersten 30 Seiten schreibt die Autorin um was es bei dem Thema geht um dann von Grund auf das Thema aufzufächern. Es geht um die psychischen Grundbedürfnisse und wie unsere Kindheit unser Verhalten prägt. Es gibt kleinere Exkursionen zu Themen die sich daraus ergeben. Dann wir das Schattenkind ausführlichst erklärt, es folgen 40 Seiten zu den Schutzstrategien die das Schattenkind entwickelt hat, da wird sich vermutlich jeder irgendwo wiederfinden. Und wenn man sich wiederfindet ist das schon mal ein guter Schritt. Es folgen viele Übungen zur Heilung des inneren Kindes und dann entdecken wir das Sonnenkind in uns.

Die letzten fast 100 Seiten widmet die Therapeutin dem Thema „Von den Schutz- zu den Schatzstrategien, wieder mit vielen Übungen. Ich denke man merkt schon an der Beschreibung das dieses Buch in einer sehr zuwendenden Sprache gehalten ist. Es ist wirklich ein Schatzkästchen an Wissen, Informationen und hilfreichen Übungen.

Ich denke wenn jeder sein inneres Kind heilen würde gäbe es auf der Welt keine Kriege mehr. Denn wenn dieser alte Schmerz und diese Wunden angenommen und geheilt werden findet man sich selbst und ein großes Selbstverständnis, viel Kraft und Freude. Mann kann vollkommen erwachsen werden. Und das, nehme ich immer wieder wahr, fehlt vielen Menschen heute. Sie bleiben in den alten Verstrickungen und Mustern hängen, üben ungern Selbstreflexion und flüchten lieber oder greifen an – im Grunde nur weil Sie mit sich selbst nicht klar kommen.

Auch für jegliche Beziehungen ist das Thema ausschlaggebend. Sei es die Paarbeziehung oder die zum Chef, vor allem aber natürlich die zu uns selbst. Überall toben die inneren Kinder im Alltag und wenn dann da zwei aufeinander treffen – also die Schattenkinder, kommt selten etwas Gutes bei raus. Ich kann das Buch wärmsten Herzens empfehlen und hoffe das es noch sehr sehr viel Leser findet.

Ein ganz besonders Special hat sich der Verlag noch ausgedacht, ein sehr schönes. Es gibt 2 schöne Meditationen zu den inneren Kindern http://rhspecials.randomhouse.de/microsites/stefanie_stahl/

Zur Einstimmung könnt Ihr Euch ja mal das Interview anschauen was Sie in der Litlounge gegeben hat.

 

Stefanie Stahl

Das Kind in dir muss Heimat finden

Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme

14,99 €, Kailash Verlag

Die Freiheit des Entrümpelns

DSCN4725Mei, an der Stelle hier auf dem Foto scheint das Buch ja richtig zu sein – noch jede Menge zu tun. Rita Pohle hat da ein kleines feines Ordnungsbüchlein geschrieben. 4o Seiten voller sofort umsetzbarer Tips und Tricks für mehr Freiraum – überall.

In der Wohnung, im Büro, auf den Festplatten und bei Terminen. Das Terminausmistkapitel gefällt mir besonders gut. Das Festplatten ausmisten sehe ich auch als dringend anstehend an und echt zeitaufwendig – aber hey am Ende können wir eh nichts mitnehmen, also weg mit allem was wir nicht brauchen und dann am besten auch gar nicht wieder soviel ansammeln.

Ich mag das befreiende Gefühl sehr. Wo uns Flylady (die magische Küchenspüle) viel über Kontinuität und Plan lehrt und Simplify your Life uns die Stufen des Lebens und der Ordnung beibringt gehts hier einfach los.

Was ist Gerümpel, wo kommt das her und was machen wir am besten damit und dann machen. Jede Seite begleitet von einem sympathischen Waschbär, gezeichnet von Kai Pannen. Chakka und yippijippiyeah 😀

Und damit sich gar nicht viel ansammelt und von diesem Buch viele profitieren können möchte ich es hiermit verschenken, an jemand der es wirklich braucht. Einfach drunter kommentieren bis 1. Juli 24 Uhr.

DSCN4726 DSCN4727

Rita Pohle

Das kann weg!

Loslassen – Aufräumen – Freiräume schaffen

Mit Illustrationen von Kai Pannen
€ 9,99, Verlag: Kösel

Die Glücklichen

DSCN4580Die Glücklichen, ein Titel der Anderes vermuten läßt als es ist. Aber irgendwie passt er – denn es geht den Protagonisten darum ein gutes, ein glückliches Leben zu führen. Ja wer möchte das nicht. Glück, darunter versteht wohl jeder etwas ganz Eigenes.

Die Geschichte dreht sich um ein Paar mit Kind. Sie leben in einem gutem Viertel, in einem schönem Altbau und haben schöne Berufe. Er Journalist und Sie Cellistin. Sie bekommen ein gesundes Kind, den Matti. Ihnen geht es so gut, das Sie Essen gehen können und im Bioladen Kunden sind.

Am Anfang folgen Wir Ihr, Isabell. Ihren Gedanken und Wahrnehmungen. Vollblutmusikerin, mit dem Traum damit genug Geld zu verdienen, am Ende damit auch bekannter zu werden. Ehrgeizig. Irgendwie auch ein bisschen verwöhnt. Eine sehr liebevolle Mutter, die die Zeit zu Hause mit Ihrem Kind genießt. Aber irgendwann muß es wieder losgehen mit der Arbeit. Es braucht den Verdienst und auch möchte Isabell den Anschluß nicht verlieren. Aber es fällt Ihr schwer zurück zu kehren ins allabendliche Orchester, als Musikerin bei einem Musical. Wo Sie alle nur im Orchestergraben sitzen. Sie bekommt Probleme und Ihre Hand zittert, Ihr Arm macht Probleme. Zwischen An- und Entspannung, loslassen, festhalten, fließend spielen.

Georg hat andere Träume, er liebt seine Familie sehr und sieht sich als Versorger seines kleinen Rudels. Als dann plötzlich seine Zeitung „schließt“ bringt ihn das in eine riesen Bredouille. Er fühlt sich unter Druck und flüchtet in den Traum vom eigenen Häuschen auf dem Land. Eine kleine Obsession.

Beim lesen bin ich schnell im Kosmos „der Glücklichen“ versunken, und jetzt wo ich wieder daraus aufgetaucht bin finde ich es schwierig es so zu fassen das ich wahrheitsgemäß davon erzählen kann. Ich finde, nebenbei bemerkt, das auch hier der Klappentext mal wieder andere Bilder erzeugt, Bilder die dem was vor sich geht, nicht entsprechen.

Isabell denkt und fabuliert sich regelrecht einen Abstieg herbei, wie zurechtgelegt, damit man gerüstet ist wenn es soweit kommt. Noch schnell ausnutzen und genießen daß es noch nicht soweit ist. Letzte verzweifelte Einkäufe im Delikatessenladen und im Designgeschäft. Georg dagegen will jeden Euro Zusammenhalten, will sparen und sucht Auswege, auch auf dem Land. Noch das beste aus allem machen wollend. wirklich reden können Sie nicht, auch geben Sie sich durch die Umstände eher die Klinke in die Hand. Muß ja alles weitergehen.

„Eigentlich sollte ich in der Welt unterwegs sein…. „

Ja in Krisenzeiten, da lernt man die Menschen erst wirklich kennen, da zeigen sich Charakter und Wesen mehr als wenn alles palletti ist und gut läuft. Ich finde es wirklich gelungen wie Kristine Bilkau das alles schildert.  Ein kleiner Auschnitt, der aber so wichtig und so ausschlaggebend ist, für alles was kommt, für Isabell, Georg und Matti. Schlüsselmomente, Veränderung. Sie be_schreibt wunderbar diese kleinen, wichtigen Gedankengänge und Momente, die Entwicklung der Beiden und die Veränderungen im Umfeld. Alles irgendwie Hand in Hand. Ein Besuch in einer Familie, wir dürfen hinter die Fassaden schauen, wir dürfen sehen was sonst keiner sieht. Ein gutes Buch, eine gelungene Erzählung mit einem feinem Gespür und Einfühlungsvermögen geschrieben.

Das Buch bekam den Hamburger Förderpreis für Literatur. Inzwischen geht es mir so wenn ich lese Verlag Luchterhand, das ich Qualität erwarte, und die habe ich wieder bekommen. Sehr schönes Debüt. Und wie immer ist man gespannt was weiter kommen mag von der Autorin.

***

Kristine Bilkau

Die Glücklichen

Roman Luchterhand

€ 19,99

***

Bei „Das Debut“ gibt es noch ein schönes Interview zur Rezension

 

Besuch bei der Künstlerin Mirjam Moritz

DSCN4495Dammschlösschen nennt sich das schöne Haus der Künstlerin. 2006 bis 2009 wurde es saniert und beherbergt auch das Atelier und 2 Ferienwohnungen. Was mich schon eine ganze Weile besonders angezogen hat war der Garten, an welchem ich sehr oft zu allen Jahreszeiten bewundernd stehengeblieben bin. Er ist aufs feinste abgestimmt und bietet zu fast allen Zeiten etwas für das Auge.  Wunderschöne feine Farbspiele, so wie jetzt gerade, in weiß, rosé, flieder, lila bis dunkelpurpur. Bezaubernde kleine Wege aus alten Steinen bilden Kreuzgänge. Allium und Rosen setzen Akzente.

Nie hätte man in dieser unscheinbaren Nebenstraße so einen Garten erwartet. Welch ein Glück für die Urlaubsgäste die sich hier einmieten. Inmitten eines lebendigen Viertels, ruhig trotz der nah vorbeifahrenden Züge.

DSCN4489

Donnerstags zwischen 16 und 19 Uhr kann man sich das kleine, erstaunlich ordentliche, Atelier anschauen. Mirjam Moritz lädt dazu ein. Ich war sehr neugierig was für Bilder eine solch talentierte Gärtnerin wohl „malt“. Ich nenne die Arbeiten Stilleben und ich mochte Sie sehr. Sie wirken zeichnerich, fast ein bisschen krakelig, grafisch. Führen in meinen Augen oft eine Zwiesprache zwischen Linie und Fläche. Besonders gefällt mir die Farbästhetik. Die Farben sind kräftig aber weich, manchmal auch ein zarterer Ton dazwischen. Sie arbeitet in kleinen und größeren Formaten. Die Schichttechniken mit dem, wie gebraucht wirkendem, Untergrund, finde ich besonders schön. Viele Arbeiten sind Monotypien… auf mich haben Sie auf den ersten Blick wie eine Radierung gewirkt.

DSCN4581

Planzen und Gefäße sind das Hauptsujet der Arbeiten die ich gesehen habe. Wie passend mit Blick auf den Garten. Manches mutet mir ein wenig japanisch an, so reduziert sind die Objekte auf den Bildern. Dazwischen hin und wieder kleine „Störungen“ die mich an den Prozess des Druckens denken lassen, was noch verstärkt wird durch den vorherrschenden dunklen Strich auf allen Arbeiten. Spontanes verliebt sein in die Arbeiten läßt sich nicht leugen. Für alle die sich die Kunst nicht leisten können gibt es einen kleinen Trost. Die Künstlerin gibt jedes Jahr einen großen Kalender heraus mit einem schönen mattem Papier auf welchem Ihre Bilder gut wirken können. Und dann gibt es noch einen kleinen Tischkalender. Man muß sich aber immer beeilen, sie sind jedes Jahr wieder schnell ausverkauft, was mich nicht wundert.

Information und Kontakt unter http://dammschloesschen.de/

 

 

Bewußtes Essen

DSCN4535Beate Caglars Buch ist im eigentlichen Sinne kein Kochbuch – so wie ich es erwartet habe, sondern ein Buch über Achtsamkeit und gesunde Ernährung. Es ist 200 Seiten dick und sehr schön aufgemacht.

Verschiedene Themen zur achtsamen Ernährung im ersten Teil und ein zweiter Abschnitt zu den Bausteinen unserer Nahrung, wechseln sich ab mit Achtsamkeitsübungen und Rezepten für das Wohlbefinden.

Wie sehr typisch für solche Bücher gibt es eine längere Einleitung über die Autorin, den Grund des Buches und eine Krankheit – die zum neuen Ernährungsstil führte. Die Rezepte sind vegetarisch und teilweise auch vegan und meistens so ganz anders – ich muß sagen das schreckt mich ein bisschen ab, obwohl ich ganz gern mal was neues ausprobiere. Vieles ist orientalisch angehaucht und oft werden Zutaten gebraucht die man so jetzt eher nicht unbedingt zu Hause hat.

Also wer Lust mal auf was anders hat für den ist das Buch genau richtig.

DSCN4538

anklicken vergrößert das Bild

Die beiden langen Abschnitte zur Achtsamkeit und zur Nahrung sind beide sehr ausführlich und mit vielen spannenden Fakten gefüttert. In welchem Buch über Essen findet man schon ein Kapitel über die Gefühle bei der Nahrungsaufnahme oder unseren feinstofflichen Körper, extra Seiten für Fette, Wasser und Eiweiss.

Wirklich sehr informativ und spannend. Auch schön ist eine extra Inhaltsangabe für die Rezepte am Ende des Buches, so das man nicht lang suchen muß. Was mir grade sehr Appetit macht ist eines der wenigen deutschen Rezepte, eine hessische Apfelweintorte …mmmh yammi, lecker. Auch diese vegetarisch und so gut wie vegan 🙂 ich geh dann morgen mal Äpfel kaufen. Seitan für ein anderes Gericht habe ich schon besorgt. Und für nächstes Weihnachten habe ich mir eine Geschenkidee vorgemerkt.. orientalisches Dukkah.

man jetzt hab ich gleich wieder Hunger.

DSCN4537

***

Eine gute Nachricht, Ihr könnt das Buch gewinnen. Direkt beim Verlag Integral gibt es zur Zeit ein Gewinnspiel (bis 15.7.). Dort findet Ihr auch eine längere Leseprobe und ein Rezept.

***

Beate Caglars

Achtsamkeit und die Kunst des bewussten Essens

Mit vegetarischen und veganen Rezepten für alle unsere Sinne

€ 19,99, Verlag: Integral

Gewinn „Sich ins Leben schreiben“

Hallo liebe Teilnehmer, ein Gewinner ist gezogen. Herzlichen Glückwunsch

Markus nimmst Du den Gewinn an?

Verlosung – Gewinner des Blogparadebuches

Gewinner von „Schreib an Dich“ dem TagebuchBuch

DSCN4022ist der Letternwald.

Herzlichen Glückwunsch

und viel Spaß damit

Die Blogparade – Geschichte: Von Orten die Verschwinden

DSCN3395
Vergissmeinnicht

Das Kind unter und zwischen Büschen. Im Garten. Auf dem Hof. Auf dem Weg.
Mit den Händen die Steinmauer des Hochbeetes streichelnd im vorbeigehen.
Das Kind am Teich hockend vergnügt die vielen Goldfische beoachtend.
Innerlich ein Glucksen vor Freude
Das Kind auf seinem Weg durch den Garten, es lief damals schon so, wie heute noch, mit größter Aufmerksamkeit für all das wachsende und wuchernde und seiende.

Querfeldein. So lange es noch geht. Bevor auch hier alles zugebaut ist, gehe ich diesen Weg. Auf dem Grundstück wüteten die Bagger. Dunkle Kerben, breit wie eine Straße, im hinteren Teil des Gartens. Ich lief durch die flachen Gruben. Wie oft ich wohl als Kind hier durch den Garten gesprungen war, durch die Tomatenreihen, unter den Bewässerungsleitungen durch, hinüber zu den Tulpen. Auch wenn die Freiheit des Kindseins verflogen war, einen kurzen Gang durch den Garten ließ ich mir nie nehmen wenn ich hier die Großtante besuchte.

Über den Weg mit den Pflaumenbäumen, durch den Torbogen mit den Rosenranken. An der weißen Bank vorbei wo der Onkel früher saß. Der Garten ist so viel leerer ohne Ihn. Gegenüber das kleine Tonnenspielhaus mit seiner winzigen Treppe. Und daneben die alte Schaukel. Verrostet und nicht mehr funktionstüchtig.

Ich bückte mich und schaute in das Häuschen. Drinnen schlief die alte Katze. Ich wusste ihren Namen nicht mehr. Aber ich glaube die Katzen hießen immer gleich. Mieke oder Peter oder so ähnlich. Unter ihrem graubraunem Körper lag ein altes verblichenes Kissen und neben ihr erbrochenes Futter. Man sah das die Katze alt war. Die Unterlippe hing etwas herunter und ihr Fell war stumpf. Auf leises rufen reagierte Sie nicht. Sie war wohl taub geworden. Ich schaute auf ihren Rumpf. Und ich sah das er sich noch hob und senkte, also atmete Sie noch. Gern hätte ich Sie gestreichelt, aber ich wollte Sie nicht erschrecken und ließ Sie schlafen.

Auf dem Weg entlang der Terrasse mit dem Kamin. Am Betonpool und den Resten des rostenden alten Gewächshauses. Vorbei an den Wassertonnen, über die in einer geraden Linie gelegten Platten hin zu den Tulpenfeldern und zum letzten Eck hinter dem Busch, wo wildes Gestrüpp keine Richtung kannte und so verquer den Boden bedeckte. Ein kleines Eck verwahrloste Landschaft die die Beine verkratzte und sich in den Kniestrümpfen verfing. Trotzdem so anziehend in seiner lebhaften undurchdringlichen Wildheit. War es jemals bis ans Eck gekommen? Ins Äußerste. Nicht in der Erinnerung. Auf dem Rückweg rüber zur Schaukel neben dem Tonnenhaus. Schaukeln, bis hinauf zu den höchsten Zweigspitzen des Aprikosenbaums. Den Wind in Haar und Kleid.

Nach meinem Besuch bei der Tante ging ich noch einmal zur Tonne. Die Katze lag genauso da wie vor 2 Stunden. Ich erschrak kurz, weil ich nicht gleich eine Atembewegung ausmachen konnte. War Sie tot? Leise rief ich. Die Katze wachte auf mit einem kleinen Schrecken, dann erhob Sie sich und schaute mich mit müden Augen an. Ich kraulte Sie am Köpfchen und Ihren Rücken entlang. Eine Menge Haare lösten sich. Sie drückte Ihr Köpfchen gegen meine Hand und freute sich wohl über die unverhofften Streicheleinheiten.

Die Sonne war herausgekommen und in mir die leise Ahnung von Tod. Hier die alte Katze, bei der ich erst auf den 2. Blick sicher war das Sie noch lebt. Früher als wir hier noch spielten, schienen alle Katzen immer jung zu sein.

Oben im Haus saß meine alte Großtante. Sie wurde immer kleiner und zarter. Sie war vergesslich und wusste schon Abends kaum mehr das ich da gewesen war. Da Sie alles schnell wieder vergessen hatte passierte nichts. Allein und ohne Zusammenhang. Auf dem Raum Ihrer 4 Wände.

Sie sah nicht die Katze und auch nicht die Fische im Teich. Weder die neuen Blumen noch das saftige Grün. Wenn Sie aus Ihrem Küchenfenster im 4. Stock schaute, schaute Sie in die Weite. Sah wie sich weiter hinten die Welt veränderte. Häuser gebaut wurden. Neue Bahnlinien fuhren und ein Großmarkt neben dem anderen entstand. Und Sie sieht den Himmel. Verfolgte die Jahreszeiten. Das Wetter war beharrlich einen Kommentar wert. Es war immer zu heiß oder zu kalt. Es regnete zu viel oder schneite zu lang. Was gleich blieb,  das waren die Vögel. Ein kleines Häuschen am Küchenfenster immer mit Futter bestückt, daran freuten wir uns beide.

Die Geräusche der Insekten und das leise Rauschen der entfernten Straße. Der Duft des Gartens. Frühlingswärme. Licht durchflutet, alles. Leuchtende Blätter, das Summen und die alte Katze in Ihrem Versteck.

(Das Kind) im sicheren Raum des Bauches.Sein Heim passt sich seiner Größe an es schwimmt nicht umher, schwerelos; sondern wird gehalten von den Wänden der Gebärmutter.

Diese Geschichte ist über lange Jahre entstanden und ging durch einige Bearbeitungen. Enthält so manches an biografischem. Die ersten Sätze entstanden damals zum Thema Heimat in einem Theaterprojekt. Die letzte Überarbeitung und Essenzierung erhielt Sie vor nicht allzu langer Zeit als ich Sie bei einem kleinen lokalem Wettbewerb einreichte.

Für mich ist das biografische Schreiben etwas sehr schönes und wichtiges, um sich sich Selbst anzunähern. Zu entdecken woher man kommt, was einen ausmacht und geprägt hat. Um alte Träume wieder zu finden und sich bewußt zu werden an was einem wirklich liegt. Ich bin der Meinung das jede Kindheit irgendwo ein kleines Paradies hatte. Sei es noch so winzig. Einen Raum der nur dem Kind gehörte, wie ein geheimer sicherer Ort. Nachts unter der Bettdecke mit der Taschenlampe, bei Oma auf dem Schoß, auf dem Schulhof zwischen den Büschen in der geheimen Hütte oder draußen am Stadtrand an der Wiese…

Mein Paradies war immer Grün und ist es noch.

Mai 2016


Genuß hoch 10

DSCN3332Meine Empfehlung zum Welttag des Buches – ok einen Tag zu spät, aber ich habs nicht so mit Jahrestagen. Kann mir die einfach schlecht merken. Dafür ist es eine megatolle Empfehlung. Wenn Du etwas für Genuß übrig hast oder etwas darüber lernen willst, kauf Dir dieses Buch!

Nachdem ich gestern zu allem zu müde war, auch zum lesen, habe ich heute morgen die letzten 20 Seiten richtig zelebriert. Toastwaffeln, einen guten Darjeeling, in die warme Bettdecke gekuschelt habe ich bis zum Schluß mitgefiebert.

Grob gesagt, also wirklich ganz grob, geht es im Buch darum das sich Layne von Taxifahrern Restaurants und Imbisse empfehlen läßt. Im Ganzen betrachtet geht es darum das Leben zu erfahren, auf eine freie und mutige Art und Weise. Layne findet später auch ein deutsches Wort dafür, was es so im amerikanischen nicht gibt.

Also von vorne: Die Autorin, Amerikanerin liebt gutes Essen hat aber nicht die Geschwindigkeit drauf die es braucht um Köchin zu werden, was Sie nach vielen Lehrjahren schmerzhaft feststellen muß. Und das ist kein Ende sondern erst der Anfang dieser wunderbaren echten Geschichte.

Sie geht nach Buenos Aires, und beginnt dort viele Abenteuer, die ich jetzt nicht erzähle, weil ich nicht spoilern will. Nur eins, ich hab mich lang nicht mehr so kichernd und mitzitternd vor einem Buch wiedergefunden wie bei „Taxi Gourmet“. Zwischendurch packt einen regelrecht die Sehnsucht. meine Güte wirklich aufregend. ständig ist mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen und ich hab unbeschreiblichen Appetit auf Dinge bekommen die ich eigentlich nicht esse, wie z.B. Fleisch.

Im Vergleich zu den Orten im Buch lebe ich in einer kulinarischen Einheitsgrauzone. Weder die Vielfalt noch die Köstlichkeit konnte ich hier ausmachen, zumindest nicht im Bereich meines Geldbeutels. Aber zumindest, 3,4 Orte wo es wenigstens etwas Gutes gibt (wenn ich eingeladen werde) kenne ich, das speziellste ist wahrscheinlich ein Koreanische Restaurant.

Mir wichtig sind ja auch gute Kuchen und Torten, die spielen bei Layne nur eine winzige Nebenrolle, dafür trinkt Sie gerne Bier. Sie beschäftigt sich eher mit Hauptgerichten. Essen, Beruf, Wohnen, Menschen 🙂 Und das macht das Buch auch so schön. All die vielen Begegnungen, Anekdoten, die verschiedenen Städte (3) sowie das echt aufregende Taxibusiness.

Ich sag nur begleitet eine mutige Frau auf Ihren Streifzügen, es lohnt sich – sehr.

Ich werd nochmal einige Gerichte nachschlagen und recherchieren – und mir weiterhin soviel kulinarische Vielfalt auch in meiner Stadt wünschen – immer noch das Tal der Ahnungslosen und gemütlichen Sachsen, oder mir doch mal ein Beispiel nehmen und so richtig umziehn?

Das Buch kommt aufjedenfall mit auf meine Lieblingsbücherliste, ich liebe Bücher und Filme über gutes Essen..für Leib und Seele. Schon als Kind hab ich zugern einen Film mit Louis de Funès als Restaurantkritiker gesehen. Lange mich auch mit Kochsendungen gequält. Und immer gern etwas ausprobiert.

Und hoffe dringend auf eine Fortsetzung auch wg. Laynes Erfahrungen und der aufregenden Liebesgeschichte am Ende, nicht nur wegen dem Essen. Hach Seufz

Huuuuunnngääääär

Laynes Blog: http://taxigourmet.com/

Erwecke deine Seele in Richtung Abenteuer;
Halte nichts zurück, lerne, im Risiko Leichtigkeit zu finden.
Bald wirst du in einem neuen Rhythmus zu Hause sein,
weil deine Seele die Welt erspürt, die dich erwartet.
~ John O’Donohue

 

Layne Mosler

Taxi Gourmet

Auf der Suche nach dem Geschmack des Lebens und der Liebe

14,99 €, Droemer Verlag

 

Kleine Freuden zwischendurch – Tage wie Salz und Zucker

DSCN1940Dieses Taschenbuch ist mir ganz „zufällig“ über den Weg gelaufen und hat mich durch das zauberhafte Cover sehr angesprochen. Der Titzel klang so nach normalem Leben „Salz und Zucker“, sowas interessiert mich immer. „Ein schwerer Fall von Leben“ heißt es auf der Rückseite: ja 2 neugierige und lebenshungrige Außenseiter treffen zufällig aufeinander.

Diese beiden jungen Frauen sind extrem sympathische Figuren und mir im laufe des Buches total ans Herz gewachsen. Ellen ist viel zu dick und viel zu einsam und putzt Nachts in einem Supermarkt. Temerity fällt Ihr im Bus auf, Sie ist blind, und Ellen so fasziniert von Ihr das Sie Ihr folgt, und das zum Glück, denn Temerity wird beklaut und Ellen kann Ihr helfen.

Bis zu diesem Moment hat sich Ellen für Unsichtbar gehalten – im Original heißt das Buch auch die unsichtbare Ellen -, aber durch Ihre Hilfe wird Sie nun sichtbar zumindest schon mal für Temerity. Sie verstehen sich auf Anhieb und Ellen ist echt überrascht über die folgenden, wirklich aufregenden, Wendungen in Ihrem Leben… und es bleibt spannend bis zum Ende.

Warum dieses Buch nicht ähnlich bekannt ist wie „Das Lavendelzimmer“ oder „Ein ganzes halbes Jahr“ wundert mich. Es ist leichte lektüre, unterhaltsam, spannend und hat 2 interessante Figuren zu bieten und eine gute Geschichte. Bin gespannt ob von der Autorin noch mehr kommt. Für mich sind solche Bücher perfekt für meine Abend Lesezeit. Sie haben eine Message, und sind einfach zu lesen und trotzdem spannend genug und berühren das Herz. So kann man zufrieden einschlafen.

Mal ne Nebenfrage: ist jemand von Euch bei LovelyBooks zugange? Bin dort zufällig hingeraten und probiere immer mal wieder da was zu machen, aber irgendwie finde ich mich dort überhaupt nicht zurecht, hat da jemand Tips?

 

Vorherige ältere Einträge

%d Bloggern gefällt das: