Dresden revisited

dscn5742„Von einer Heimat die einen nicht fortlässt“ – lautet der leicht zu übersehende Untertitel.

Bei diesem Titel mußte ich zuschlagen, ich hab regelrecht drauf gewartet. Peter Richter schreibt über seine Heimatstadt Dresden. Selbst ist er wohl seit über 25 Jahren nicht mehr hier ansässig und lebt als Korrespondent in Amerika, genauer gesagt in New York (was mich ziemlich beeindruckt). Und wie es so ist mit den Wirklichkeiten, just kam das Buch raus, war das Stück „89/90“, was auf einem seiner früheren Bücher mit dem selben Titel basiert, hier bei uns auf der Bühne.  http://www.staatsschauspiel-dresden.de/home/89_90/

Keine Frage, das dieses Buch von mir als in Dresden geborene, Zurückgekommene und hier Lebende gelesen werden mußte. Im Zuge der Überlegungen bin ich mir sehr unsicher ob ich mich als Dresdnerin sehe, wobei es mir immer wichtig ist zu betonen das ich hier geboren bin, und mich schon sehr viel mit diesem Ort verbindet, da sich für mich an dieser Stadt sehr viele meiner Themen festmachen. Oder vielleicht habe ich diese Themen auch gerade weil ich hier geboren bin?

Richters Buch ist Buch in 29 kurzen Kapiteln. Eine Art öffentlichen nachdenken auf 150 Seiten.

„Dresden revisited“.. also zusagen „wieder zu Besuch“, oder auch „zurückbesucht“… wurde meine Badewannenlektüre, sprich: Ein entspanntes Lesevergnügen. Ich mag den Ton, die Art, wie der Autor schreibt. Ein Mann in meinem Alter und einem so komplett anderem Leben. Natürlich ist auch sein Blick auf die Stadt ein anderer als meiner – das ergibt sich schon daraus das er seine Kindheit im schicken grünen Stadtteil verbracht hat, mit viel Freiheiten wie es scheint, und ich meine sozusagen unten im grauen smoggeschwängertem Tal, und damals eher in staatlichen Einrichtungen als im Wald.

Auch wenn es eine angenehme und leichte Lektüre war, gibt sie viele Anstöße und eröffnet mir eben nochmal andere Zugänge und Blickwinkel. Ein anderes Dresden. Trotzdem ergeben sich am Ende gleiche Ergebnisse im Denken. Ich hab soviele Eselsohren gemacht, ich könnte glatt ein Antwortbuch schreiben. Was leider unklar bleibt für mich ist, welcher Teil des Buches aus der gehaltenen Rede besteht, aus der das Buch hervorging. „Dresdner Reden“ heißt die Reihe, die ich persönlich nicht weiter verfolge. Hätte mich aber schon interessiert in diesem Fall. Ab ca. Seite 100 schwächelt es etwas und wird mir auch etwas schwammig aber am Ende – beim Bogen Dresden-Deutschland- Amerika holt er das wieder raus.

Das Buch ist ein sehr persönliches, die Sicht auch privilegiert, aber sich ernsthaft auseinandersetzend. Hinzu kommen die Vergleiche mit Peter Richters aktueller Lebenswelt – dem heutigen Amerika, besonders am Ende – durchaus interessant. Die Seiten über die Bewegung der Pegidisten scheinen mir schon etwas veraltet, hat man sich doch schon lang damit befaßt, die Bewegung wurde nun auch schon 2 Jahre alt, aber ja, sie gehören wohl jetzt dazu wenn man von Dresden spricht, grade die letzten Monate ist mir diesbezüglich doch eine regelrechte Sachsenbeschimpfung aufgefallen – die einfach sehr verallgemeinert, und in dieser Hinsicht kann es auf keinen Fall schaden über das Thema zu sprechen bzw. schreiben – und das macht er auch differenziert und detailliert.

Besonders spannend waren für mich einzelne Figuren die Richter aufführt, Abwanderungen zur Historie und zu Gesellschaftsthemen. Eine Lieblingsgeschichte ist die vom Bild „Der Raub der Töchter des Leukippos“ von Rubens die er aufführt um zu erklären wie kippelig doch so ein Image einer Stadt sein kann. Wobei es doch wirklich je nach Person immer ein anderes Dresden sein wird. Geschichtlich hat Peter Richter so einiges zu erzählen, und ich hoffe das diesbezüglich noch ein Buch folgen wird. Ich würde sehr gern mehr von Ihm zur sächsischen Geschichte lesen.

Das Dresden was ich sehe ist oft sehr gemütlich, zu oft zu gemütlich – langsam, und veraltet, zuviele Beamte und zu viele entsprechend verkrustete Strukturen, zu CDUlastig, immer noch typisch Osten (Sozialisation), mit zu vielen Westlern an den höheren Stellen. Zu einseitig oft was die Förderung von Kultur und Kunst angeht. Zu sehr auf das Alte besonnen – wir haben nur einen festen geförderten Platz für moderne Kunst – ein kleines Haus in der Rähnitzgasse, übrigens ein sehr schöne Ecke unweit vom goldenem Reiter – der frisch poliert das Ende der Hauptstraße und die Grenze der Neustädter Seite anzeigt, bevor es Richtung Barock und Altstadt über die Elbe geht. Ein weiteres stark gewachsenes Projekt, die Ostrale sieht wohl gerade ihrem Umzug entgegen da die Stadt Dresden es nicht fertig bringt ein geeignetes Stück Fläche zur Verfügung zu stellen. Der Sozialabbau (z.B. Bildungs- und Frauenprojekte etc.) ähnlich wie in anderen Städten, Politik für die mit Kohle, ist jetzt nicht so Dresden typisch, aber auffällig in unserer hübsch sanierten Stadt(mitte). Spaltung zwischen Arm und Reich wird auch hier immer deutlicher. Und immer noch weht einwenig der Wind des Tales der Ahnungslosen über uns, wie mir scheint, grad so im Vergleich mit Leipzig oder dem hippen Berlin, welches auch seine Rolle spielt im Buch.

In meiner Kindheit war die Altstadt schwarz, verbrannt, Reste aus dem Krieg zwischen den viereckigen Ostbauten. Heute strahlt alles längst frisch saniert und lockt die Touristen an. Es ist schön geworden keine Frage, und inzwischen bin ich auch mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche versöhnt. Besucher aus anderen Städten loben die Weitläufigkeit, ich hab beim Wiedereinzug Grünes vermisst. Wir haben ein sehr gute ausgebautes Nahverkehrsnetz (mit wenigen Schwachstellen) und nun soll auch endlich mal was für die Radfahrer gebaut werden.

Eine gewisse Liebe ist nicht zu verleugnen, und es ist wunderschön, grade am frühen Abend auf der Brühlschen Terrasse zu flanieren, wenn man Glück hat spielt jemand Jazz um die Ecke, die Aussicht und das Panorama sind immer wieder, ein Hochgenuß. Der Große Garten, das „neue“ Hygienemuseum, die Elbe und die Heide. Und für mich sehr wichtig die lebendige wuselige Neustädter Ecke mit viel Subkultur – also die junge Seite, die Peter Richter auch erwähnt und die auch zu Dresden gehört, allerdings muß sich da wohl noch etwas mehr Raum erobert werden.

Ich weiß nicht wie das Buch für Menschen wäre die Dresden nicht kennen, ich mag es sehr. Ein kluges, feines, spannendes und auch humorvolles Buch.

Hier noch einen ergänzenden Link zu einem Radiointerview.

http://www.deutschlandfunk.de/peter-richter-dresden-revisited-das-ist-kein-nest-von-alten.700.de.html?dram%3Aarticle_id=364665

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Peter Richter

Dresden revisited

Von einer Heimat die einen nicht fortlässt

Luchterhand Verlag, 18,00 €

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eine andere Rezension:

http://www.kulturernten.com/peter-richter-dresden-revisited/

 

 

Nachbarschaftsverständigung mit Kuchen

DSCN4834Ich habe mir für zwischendurch und vorm einschlafen Abends ein leichtes Buch gewünscht, als mir „Hausbesuche“ ins Auge fiel. Ich kannte das Projekt aus einer Frauenzeitschrift, und dachte gleich, wie cool das es jetzt ein Buch gibt!

Ihr wißt ja, ich liebe Biografisches und ich erwartete mir so einige Geschichten, denn im Buch geht es um ein Projekt welches darin besteht sich mit Kuchen bei den Nachbarn der Staße zum Kaffeetrinken einzuladen. Fand ich genial die Idee.

Auf der ersten Seite hatte ich dann aber so meine Zweifel ob das Buch das halten kann was ich mir versprochen habe, denn hier spielte der motzende Ehemann eine größere Rolle, was ich ziemlich nervig fand. Doch danach wurde es immer besser und übertraf meine Erwartungen bei weitem.

Erstmal geht es um Kuchen, und als alter Kuchenfan hat man mich damit schon ziemlich eingenommen 😀 das tollste, viele  Rezepte, damit hatte ich gar nicht gerechnet.

Und dann geht es natürlich um de Nachbarschaft die Steph, auch Rotkäppchen genannt, so nach und nach erkundet. Wunderbare Geschichte, von Hexen, Typen, anderen Muttis, Neinsagern, Zweitfamilien und wilden Studenten. Die ganze Bandbreite eben. Einfach herrlich. Es liest sich wunderbar und ist sehr unterhaltsam. Nicht nur lustig, aber das aufjedenfall auch, sondern auch tiefsinnig und bewegend.

Und dann ist da eben noch Stephanie, die sich das Projekt ausgedacht hat. Als Zugezogene in einem fremden Viertel, und frisch gebackene Mama die sich ganz schön überwinden muß ihre Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Es fällt Ihr eigentlich nämlich ziemlich schwer bei fremden Leuten zu klingeln und Sie anzusprechen. Ganz bezaubernd erzählt sie immer wieder zwischendurch wie das Projekt sie verändert, ihr Umfeld verändert und überhaupt das ganze Leben ein anderes wird. So schön. Echt ein tolles Buch – alles dabei.

Und wenn ich so auf die Welt schaue und was alles zur Zeit wieder passiert bekomme ich richtig Lust auch mal die Leute in meiner Straße besser kennen zu lernen. Ich glaube das braucht die Welt, das Wir uns alle wieder ein bisschen näher kommen, die Menschen hinter den Fassaden kennenlernen, mehr Gemeinsamkeiten entdecken und Freundschaft geschlossen wird. Einfach mal die Schubladen durcheinander bringen so wie Rotkapi.

Der dazugehörige Blog

stephaquitterer.com

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Stephanie Quitterer

Hausbesuche

Wie ich mit 200 Kuchen meine Nachbarschaft eroberte

Knaus Verlag, 16,99 €

25.7. Kuchtest 1, der Blitzkuchen – ein kleiner Schokorührkuchen im Grunde genommen – fluffig, lecker, schokoladig und ne gute Größe  mmmmh lecker

Nach allem…

DSCN4810Wie wenn man ein Papier entfaltet, so entfalten sich hier die Geschichten der 3 Protagonisten, um die sich das Buch dreht. Eine, erst mal nicht so spannend wirkende – 3 Personen auf einem Bahnhof, aber durchaus vielversprechende, Ausgangslage und der etwas merkwürdige Titel des Buches habe mich sehr angesprochen.

Ein Mann der für die Kameraüberwachung an einem Bahnhof eingeteilt ist und 2 Menschen, ein Mann und eine Frau, die dort auf einer Bank am Bahnsteig sitzen und auch sitzen bleiben.

„Nach allem was ich beinahe für dich getan hätte“ erinnert mich ein wenig an „Die geschlossene Gesellschaft“ von Sartre. Nur das es in diesem Kreis eine Unbekannte gibt und nur 2 die sich kennen. Trotzdem ist die ganze Geschichte wie ein kleines Universum für sich in welchem 3 Welten aufeinandertreffen.

Ein Buch darüber, das, wie die Dinge wirken und aussehen, nicht unbedingt damit was zu tun hat wie Sie wirklich sind. Das Wege, die wir in unserem Leben gehen, sich sehr abrupt ändern können. Das es hilft beieinander zu sein, und den Dingen und den Nächsten, auch dem Unbekannten, seine Aufmerksamkeit zu schenken.

Lucy, Marotti, Simon „begegnen“ sich und uns in einem Moment der Veränderung. Hier im Basler Bahnhof, einem Ort für Ankunft und Abschied, treffen Sie aufeinander, in einem Moment des Luftholens und Still seins, in diesem kurzem Zeitraum des gerade-woher-kommens-und-noch-nicht-wissen-wohin-gehens. Einem sehr offenem und zugleich auch erstmal sehr verschlossenem Punkt Ihres Lebens. Wir als LeserInnen lernen nach und nach alle 3 besser kennen. Marotti der Polizist interpretiert sich in das Paar auf der Bank beim stundenlangen beobachten hinein. Lucy und Simon kommen sich näher in den langen Stunden, jeder auf seine Art, jeder nach seiner Prägung.

Während Marotti beim beobachten nach und nach den Eindruck gewinnt durch pure Gedankenkraft das Tun der beiden Personen auf der Bank beeinflussen zu können und sich das Beste wünscht. Bleibt Lucy lange in Ihren eigenen Gedanken und Gewohnheiten. Simon dagegen sucht Orientierung und irgendeinen Weg aus seiner recht aussichtslosen Lage.

Wirklich ein schönes Setting, welches nach und nach an Tiefe gewinnt und uns Stück für Stück Einblick gewährt, vor allem in Lucys und Simons Leben. Ein Kammerstück zum mehrfach lesen. Ich möchte einerseits nicht mehr erzählen um nichts zu verraten und andererseits fällt es mir auch schwer aus den bewegten Lebensgeschichten ein, zwei Sachen herauszupicken, denn ich möchte da keine Wertigkeiten setzen. Welche Dinge im jeweiligen Leben welche Rolle spielen und wie wichtig oder egal sie sind muß jeder selbst aus seinem eigenem Kontext entscheiden. Soviel sei noch gesagt es gibt ein offenes aber gutes Ende.

Ich denke ich werde es noch dieses Jahr ein zweites mal lesen.

Ich habe das Buch vom Nautilusverlag bekommen mit einem Handgeschriebenem Kärtchen, das fand ich ziemlich toll und so wunderschön persönlich, herzlichen Dank dafür. Der Verlag hat eine recht bewegte Geschichte, ein kurzes Porträt findet sich hier ->

Schaut mal rein, ein interessantes und kritisches Verlagsprogramm erwartet Euch

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Marie Malcovati

Nach allem was ich beinahe für Dich getan hätte

Roman, Edition Nautilus, 16 €

 

Die Mönche und ich – Mary Paterson – eine Reise

Die Moenche und ich von Mary Paterson„Die Mönche und Ich“ ist ebenso eine Einladung wie auch eine kleine und eindrucksvolle Reise. Mary Paterson, eine Yogalehrerin aus Toronto/Kanada, hat sich nach dem Tod Ihrer Eltern zu einem 40 Tages Retreat nach Frankreich begeben. Zu einem Ort namens „Plum Village“. Plum Village ist ein buddhistisches Kloster mit Meditationszentrum, offen für Besucher aus der ganzen Welt, welche auch zahlreich dorthin finden. Das buddhistische Zentrum wurde 1982 vom vietnamesischen Mönch und Zenmeister Thích Nhất Hạnh gegründet, der seitdem dort wohnt.

Wir dürfen Mary begleiten. Tag für Tag. Liebevoll hat Sie jedem Tag ein kleines Kapitel gewidmet in welchen Sie Geschichten aus dem Kloster erzählt. Über das Leben dort, die Mönche und die Besucher, die Abläufe, den Buddhismus und Ihre Yogapraxis. Es gibt Kapitel über „Klarheit“, „sich einlassen“, „Wechselwirkung“ und 37 anderen essentiellen Themen.

Als ich das Buch entdeckte dachte ich an leichte Unterhaltungslektüre, das ist es aber keinesfalls. Es steckt soviel mehr in diesen 294 Seiten. Viele Weisheiten und Erfahrungen, Impulse und Denkanregungen. Und alles auf eine so schöne Art und Weise geschrieben das es sich ein wenig anfühlt wie eine zarte und von Herzen kommende Umarmung. Ich habe mich zwar auch schon vorher mit dem Buddhismus beschäftigt und kannte auch Thích Nhất Hạnh – er ist z.B. für die Gehmeditation sehr bekannt, aber das ist wirklich egal für das Büchlein und ich kann es auch jedem der davon noch gar nichts gehört sehr ans Herz legen, denn all die „Lektionen“ betreffen ganz essentielle Themen die in jedem Leben eine Rolle spielen und es braucht kein Vorwissen für das Lesevergnügen.

„…uns mit Leuten zu umgeben, die es wirklich gut mit uns meinen… Thích Nhất Hạnh legt viel Wert darauf, dass wir unsere unwiederbringliche Lebenszeit mit liebevollen, mitfühlenden und fürsorglichen Menschen verbringen, sonst, sagt er, könnten Wir nicht glücklich sein“

Jeder der 40 Tage hat neben dem Titel einen kleinen Spruch als Überschrift bekommen, z.B.

„So vielen Leuten entgeht Ihr Glück – nicht weil sie es nicht gefunden hätten, sondern weil sie nicht innehalten, um es auszukosten“

Für die die es dann erwischt hat, die also mehr wissen wollen gibt es am Ende des Buches 3 Seiten Quellenverzeichnis mit Litertaurtipps. Es ist außerdem ein handliches kleines Buch was in jedes Tasche passt und durch die kurzen Kapitel gut zum mitnehmen. auch die Gestaltung gefällt mir sehr. Es sind oft die Kleinigkeiten die viel ausmachen.

Mich persönlich hat dann Plum Village sehr interessiert. Ein wirklich interessanter Ort. Hier ist der Link zur Internetseite.

Ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin und ich denke da wird aufjedenfall was kommen.

Mary Paterson

Die Mönche und ich

Lotos Verlag, 15,99 €

Hier gibt es eine Leseprobe

Und hier hatte ich schonmal kurz Meditationsbücher vorgestellt und auch die Gehmeditation, die man fast überall praktizieren kann und die sehr gut tut. Von Thích Nhất Hạnh gibt es dazu ein extra Buch, auch sehr schön!

Ein weiteres sehr hilfreiches Buch in diesem Themenbereich ist das letzten Sommer vorgestellte WutBuch 😉

 

Hammersong

demnächst das passende Buch dazu 🙂

Seelische Sackgassen

Klasse Untertitel – „Ein Wegeweiser aus seelischen Sackgassen“ von dem Buch: Selber Schuld!

Da ich seit Anfang Januar auch in so einer seelischen Sackgasse stecke sprach mich das Buch sofort an und gestern habe ich die heiße Badewanne dann auch kaum mitbekommen, obwohl ich drin lag, weil mich dieses Buch so fasziniert hat. Sowas sollten angehende Therapeuten lesen, oder Menschen die auf andere Menschen beratend losgelassen werden (zusätzlich zum Gesprächsführungskurs). Der Titel klingt ein wenig krass. Und er ist zwar irgendwie schon so gemeint, aber nicht ganz. In den letzten Kapiteln über Trauma, Scheitern und Schicksalsschläge nimmt der Autor diese Annahme auch aus. Das Buch beginnt mit dem Satz:

„Gewidmet allen Gescheiterten – auf dass ihr Scheitern Frucht bringe!“

Mir fällt natürlich sofort der Clown ein, der das scheitern immer kultiviert und damit sehr viel leichter durchs Leben geht als der Normalbürger. Doch oft fällt einem dies in den finsteren Momenten nicht ein zu tun. Und wer denkt beim Scheitern schon daran die Dinge so zu übertreiben bis sich die Lachtränen aus den Augen quetschen. Nun denn, zumindest gibt es jetzt dieses Buch, was als lebenslanger Lebensratgeber taugt. Und vieles wieder in Relation zu setzen vermag. Herr Bonelli ermittelt anhand von Beispielfiguren aus der Literatur und Ihren Geschichten, wie z.B. Ebenezer Scrooge oder Michael Kohlhass (sehr belesen der Herr Psychologe) und vielen anschaulichen Fallbeispielen, sehr unterhaltsam Themen wie Perfektionismus, Selbstbetrug, Opferrities, Temperamente, Verbitterung, Herz und Bauch die menschlichen Schwächen und Stärken. Am Ende geht es dabei darum den eigenen Anteil zu erkennen, was oft sehr schmerzhaft sein kann, am Ende aber zu einem besserem Weg durchs Leben führt, weil wir eben auf der Suche nach Schuldigen abgebogen sind und somit nicht in der Verbitterung enden. Wer seinen Beitrag sieht kann auch etwas ändern und ist dem geschehenen nicht komplett ausgliefert. Und am Ende kann man eh nur sich selbst ändern, niemals die Anderen. In den Kapiteln Trauma und Schicksalschlag geht es dann eher nochmal um das Thema Vergebung, was natürlich auch nur ein Weg sein kann und nicht einfach machbar ist, und dem Thema Sinn, was ich persönlich sehr wichtig finde. Denn wenn etwas Sinn macht kann auch das Denken mitgehen und das entsprechende Fühlen besser akzeptieren.

Ich habe also die perfekte Weihnachtsliteratur gefunden. Eine Mischung aus Fach- und Unterhaltungsliteratur, die auch noch Unterhaltsam und Amüsant und Spanned ist. WOW. Jetzt brauche ich noch einen guten Roman.

Ps.: Ich finde ja das Cover besonders hübsch. 🙂

Archiv Frau und Musik – Dringend Unterstützung gesucht!

Wie in vielen anderen Bereichen auch, wird die Leistung von Frauen im Bereich „Musik“ nicht gleichwertig betrachtet. Um Werke nicht in Vergessenheit geraten zu lassen wurde das Archiv Frau und Musik in Frankfurt am Main gegründet.

Nun ist dieses wichtige Kleinod von finanziellen Kürzungen so bedroht das eine Weiterführung Fraglich ist.

Sie schreiben:

Wir benötigen daher dringend politische, finanzielle und öffentlich wirksame Unterstützung, damit die Zukunft des Archivs gesichert werden kann.

Wenn das Archiv nicht mehr weiterarbeiten kann, verschwinden die kreativen Leistungen von Komponistinnen und Interpretinnen wieder in der Unsichtbarkeit – und unser aller jahrelange, erfolgreiche Arbeit wäre mit einem Schlag vernichtet. Das ist unvorstellbar!

Für neue Konzepte brauchen wir dringend Ihre Unterstützung. Das Archiv Frau und Musik muss weiterleben!

Hier geht es zur Petition. Wenn Ihr nicht Spenden könnt, bitte Unterschreibt! DANKE

Gerne Rebloggen

Beautiful

Aufgrund eines Beitrages von schwarzeelster möchte ich Euch gern ein Video zeigen, was mich sehr berührt hat

 

Ein Mensch kann so und so sein. Hässlich oder Schön, von Moment zu Moment. Manchmal in der Straßenbahn lächle ich jemanden an der sich mir gegenüber setzt. Und die Menschen lächeln zurück und in diesem Moment werden Sie schön.

Oder in der Frauensauna. Wenn Sie alle da sitzen die „Weiber“. Nackt und entspannt miteinander schnattern und genießen. Sie sind alle so anders, jeder für sich speziell, und alle schön.

Und manchmal reicht es auch seinen eigenen weichen Blick aufzusetzen und mit Liebe die Menschen zu betrachten und Sie werden schön sein.

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