Ein Hörspiel von der Autorin selbst gelesen, und das sehr gut. Die Lesung stimmt einfach. Die Geschichte umfasst eine lange Zeit vom Ende des 1. WK bis nach dem 2. WK. Es geht hauptsächlich um 3 Frauen und ihre Familien und natürlich um die Ereignisse dieser Zeit.
Sie sind welche von den Guten, wie meistens in diesen Geschichten aus dieser Zeit, das geht mir ehrlich gesagt so ein bisschen auf den Senkel bei solchen Erzählungen die den Nationalsozialismus streifen. Es gibt dort meistens sehr eindeutige Figuren. Schwarz oder Weiß. Trotzdem hat mich die Geschichte recht gut unterhalten. Allerdings hatte ich immer wieder das Problem die Frauen auseinander zu halten, so ganz hab ich den Überblick auch am Ende der Cd´s nicht gewonnen, und würde deshalb doch eher zum Buch raten oder zu einem sehr konzentriertem hören. Die Geschichte und Ihre Heldinnen finden aber sicher ihre Leser- bzw. Hörerschaft.
Die Box enthält 8 Cd´s mit einer Spielzeit von ca. 10h. Und leider nur ein sehr knappes Begleitblatt. Das hat mir eindeutig gefehlt, ein Begleitheft, wo man ja auch nochmal kurz die Hauptfiguren hätte vorstellen können. Im Mai erscheint nun der 2. Teil der Saga.
Geschichte und Psychiatrie im Comic. Krasses Thema, krasses Buch. Ein Baby, das beim erweiterten Suizidversuch der Mutter im Jahr 1935 überlebt und fortan in Heimen, Pflegeanstalten und Kliniken untergebracht wird. Ein Junge, sein Name Fritz Blume.
Der Zeichenstil hat mir erst gar nicht gefallen, aber die Geschichte ist so heftig, dass die kantigen Zeichnungen irgendwie doch sehr gut dazu passen. Es hat mich sehr ergriffen. Ich habe schon einiges gelesen und gesehen über Heime in der Zeit des Nationalsozialismus. Das Thema ist ja heute nicht mehr ganz unbekannt, das Menschen sehr schnell als sogenanntes „unwertes“ Leben klassifiziert wurden, oder sagen wir lieber, diesen Stempel aufgedrückt bekamen, um dann in Erziehungsheime und Anstalten geschickt zu werden. Viele wurden getötet, gequält oder zwangssterilisiert. Zucht und Ordnung im allerschlimmsten Sinne, macht Fritz von Anfang an durch. Mit schlimmster Brutalität, und das oft auch noch von Christen/Nonnen, die regimetreu in den Erziehungsanstalten ihre uneingeschränkte Macht und Gewalt auslebten, selbst den Kindern und auch den Kleinsten gegenüber.
Weil die Mutter sich und Ihre Kinder töten wollte, wird sie als kranke Person eingestuft und somit auch ihre Kinder als krank definiert – der Hintergrund spielte damals keine Rolle. Es gibt kein Entkommen für Fritz.
Was mir nicht bewusst war ist, dass auch in sogenannten Waisenhäusern so schlimm mit den Kindern umgegangen wurde – aber es vermischt sich später, weil Fritz als „gestört“ angesehen wird. Getötet wird er nicht, wie viele seiner Kameraden, und er überlebt alle Misshandlungen und Quälereien. „Ausmerzen durch Hunger und Arbeit hieß das Programm der Nazis“ – wenn das mal alles gewesen wäre. Aber es war viel schlimmer. Seine Arbeitskraft wird schamlos ausgenutzt und hier finden sich Methoden der weißen Folter – Folter die man den Menschen nicht ansieht. Als er etwas größer ist, kommt er zu einem Bauern, und dort vom Regen in die Traufe. Aber er begegnet hier einer Kuh, der es genauso geht wie Fritz und hier erlebt er das erstemal Zuneigung. Sehr berührend….
Als der Krieg vorbei ist – er spielt im Buch keine Rolle – geht es genauso weiter wie zuvor.
Was diese Grafik Novel sehr besonders macht, ist dass hier tatsächliche Personen vorkommen und es ein echter Lebenslauf ist. Wirklich beklemmend. Und für mich immer noch und immer wieder schockierend, wie die alten Nazis nach dem Krieg einfach weitermachen konnten. Meistens an den vorherigen Arbeitsstellen, oft gar mit Beförderung nach dem Entnazifizierungsprogramm – unfassbar. Echte Beispiele werden hier aufgeführt. Die Geschichte basiert auf autobiografischen Schriften von Fritz, der nicht schwieg.
Ärzte und Pfarrer, bis in die 1950iger, 1960iger Jahre hinein, bis zur Rente, durften Sie unbehelligt weitermachen, auch wenn sie an Menschenversuchen beteiligt waren – auch das nicht neu. Irgendwas ist da so verdammt schief gelaufen. Und wenn man sich dann vorstellt, welche Nachfolger von ihnen ausgebildet wurden, dann weiß man, wie weit der Nationalsozialismus mit seinen kruden Ansichten in das Leben heute hineinreicht. So war es nicht nur in der Medizin und Pflege/Erziehung der Fall sondern durchaus auch gern in Behörden oder den Schulen. Das hat starke Auswirkungen, vor allem wenn wir auf das Menschenbild schauen, welches die Nationalsozialisten verbreitet haben und welches heute in unseren Systemen immer noch stark zu erkennen ist. Es geht immer um gesellschaftliche Normen, damals und heute. Auch nach dem Krieg verschwanden immer wieder nicht passende junge Menschen in Heimen – die DDR hat da auch noch eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Die Opfer kämpfen heute noch um Wiedergutmachung..
Die Geschichte von Fritz geht weiter, leider endet sie abrupt und man erfährt nicht so richtig, was aus ihm geworden ist, aber es gelang ihm wohl, sich ein Leben aufzubauen.
Die Konzentrationslager wurden befreit. Viele Kliniken und Heime, blieben noch Jahre nach Kriegsende, so wie sie waren. Keiner kam und befreite die gequälten Seelen. Unfassbar traurig.
Der Geschichte geht eine kurze Einleitung zum Thema voraus und folgt ein langes und interessantes Nachwort, welches den Bogen bis heute schlägt; allerdings hätte ich mir hier weniger Fachtermini und eine einfachere Sprache gewünscht, um für jeden Leser verständlich zu sein.
Wenn wir denken das ist heute vorbei, so liegen wir falsch. Vieles erlebt ein Comeback. Es kommen wieder mehr bestimmte starke Medikamente zum Einsatz und für unpassende Kinder gibt es heute die Diagnosen wie ADHS. Viele Kinder werden mit dem gefährlichen Ritalin behandelt, welches oft heftige Nebenwirkungen hat.
Das ganze geht aber noch viel weiter mit der modernen Forschung – welches Menschenbild haben wir, und was liegt dem Zugrunde, sehr schön zusammengefasst und sehr lehrreich im Nachwort zur Sprache gebracht.
Ein weiteres Buch im Kanon der Kriegsenkelliteratur. Diesmal ein auch sehr persönliches Buch des Journalisten Matthias Lohre. Ich muß zugeben, es war mir am Anfang nicht sehr sympathisch, da mir doch einiges zu sehr zusammengefasst und verallgemeinert erschien. Es wird nicht zwischen Kriegsgkindern und Nachkriegskindern unterschieden. Und die Jahrgänge der Kriegsenkel setzt der Autor schon ab 1955 an. Das sehe ich anders. Aber wie er auch schreibt, es gibt nicht den Kriegsenkel.
In Matthias Lohres Fall ist er ein später Kriegsenkel, Jg. 76 und seine Eltern Jg. 31 der Vater, und Jg. 37 die Mutter. Schon allein deshalb finde ich den Titel verfehlt, es müßte heißen: Das Erbe eines Kriegsenkels. Finde ich bedauerlich das auf solche wichtigen Feinheiten oft nicht geachtet wird. Bei mir lößt sowas erstmal Ärger aus, weil ich mich einfach in einen Topf geschmissen fühle. Und einer hier die Wahrheit für sich zu vereinnahmen scheint. Was aber sicher nicht die Absicht des Autors war, so wie ich es lese. Er ist ein Suchender wie viele von uns. Aber er gibt zu viele Antworten, die wie die Lösungen klingen und wie die einzigen Antworten, manchmal wie Anleitungen, das gefällt mir nicht so gut.
Ganz persönlich kann ich mich wenig in Matthias Lohres Erzählungen wiederfinden, weder ging und geht es mir „ja doch irgendwie gut“, wie in seinem Fall, er ist immerhin erfolgreicher Journalist der bei Taz und Zeit schreibt und schon das eine oder andere Interview zum Thema Politik gegeben hat, noch ist mein Weg vergleichbar mit seinem. Meine Eltern sind erst Anfang der 50iger geboren und bei uns gab es andere Familienthemen. Und so war auch das Schweigen der Familie ein anderes. Aber immerhin das Schweigen ist eine Gemeinsamkeit – und natürlich finden sich davon noch einige andere, auch wenn ich vielleicht andere Schlüsse ziehe wie er oder das gleiche Ergebnis erlebe mit anderen Voraussetzungen. Es muß auch dazu gesagt werden er ist ein Westdeutscher Kriegsenkel, ich denke hier gibt es doch einige Unterschiede.
Trotzdem haben das Werk und ich noch zusammengefunden, und ich habe Matthias Lohre bis zum Ende seines Buches begleitet. Auf seiner Suche nach Antworten und Klärung seiner eigenen Geschichte. Manchmal laß es sich als würde er laut denken. Hin wieder kam es mir vor, als würde er vor sich hinmurmeln, immer wieder wiederholend was wichtig ist und scheint, um den aufgenommenen Faden nicht wieder zu verlieren.Das ist einerseits ein bisschen nervig, auf der anderen Seite mußte ich aber auch schmunzeln weil es einfach allzu menschlich ist und ich es selber von mir kenne.
Das ganze ist eine Mischung aus Persönlichem und aus allgemeinen Erkenntnissen. Oft zitiert er auch gelesenes, vorallem Psychologen und aus einem Gespräch. Es gibt auch eine Bücherliste im Anhang. Ich finde es in der Mischung nicht so gelungen wie andere.
Am Anfang war mir das alles oft zu sehr auf einem Tablett präsentiert und ließ keinen Raum für mich als Leserin, aber das ist wohl einfach die Art des Journalisten. Er hat es aufjedenfall geschafft mich bei der Stange zu halten und vor allem das Ende hat mich sehr berührt. Und ich habe selbst im Kapitel über die Erziehung, und das schon ewig oft besprochene Thema Erziehung nach Haarer, noch etwas herausziehen können für mich, weil es gut formuliert war. Auch schön fand ich das er die Geschichte vorm Nationalsozialismus mit einbezieht. Das er nach Lösungen und Möglichkeiten sucht.
Viel hab ich markiert, oft die Stellen wo ich dachte ja das bringt er gut auf den Punkt und die andere Hälfte Stellen, wo es bei mir ganz anders war und ich nicht mitgehen kann… auch so kann man schließlich am eigenen einhaken, das bietet Reibungsfläche; und das ist es ja am Ende was man als LeserInn doch auch sucht, die Verbindung zu sich Selbst.
Mehrfach hab ich an „Der alte König im Exil“ denken müssen, die ganze Geschichte des Autors hätte ich da gerne eingeordnet, an dieser Stelle im Bücherregal, aber durch dieses sehr gemischte von persönlicher Geschichte und Verallgemeinerung, und Erkenntnissen der Psychologie ist das nicht passend. Ich würde fast sagen es wäre gut gewesen ganz bei der eigenen Geschichte zu bleiben bzw. die Rückschlüsse auf das Eigene zu beziehen und dies auch so zu schreiben… ich merk jetzt wieder beim schreiben wie sehr mich doch manches ärgert, obwohl ich wirklich gern die letzten Tage jeden Abend im Buch gelesen habe. Es war eines dieser Bücher die ich nicht so verschlingen konnte, sondern nur häppchenweise vertrug.
In meinem Kopf ist so ein Bild von diesem Mann in meinem Alter, ein durchaus sympathischer und ziemlich schöner Mann, so wissbegierig und sensibel, mit seinen wirklich traurigen Augen die viel Seelentiefe erkennen lassen – da fühle ich mich schon sehr verbunden. Es ist gut das er seinen Weg für sich gefunden hat. Diese Geradlinigkeit aber, und vor allem auch diese guten Bedingungen aus denen er heraus agiert die haben, glaube ich, eher wenige Kriegsenkel, aber vielleicht täusche ich mich da auch.
Die Kapitel
Anfang und Ende – Warum diese Geschichte?
Kriegskinder & Kriegsenkel – Wer ist das überhaupt?
Fremde Eltern & Fremde Kinder – Was ist bloß schiefgelaufen?
Erster Weltkrieg & die Folgen – Wann entstanden die ersten Traumata?
Zweiter Weltkrieg & Nachkrieg – Was macht ein Kind zum Kriegskind?
Überlebensschuld & Lebensfreude – Konnten Kriegskinder glücklich werden?
Täter & Opfer – Was machte das Schweigen der Mittäter mit ihren Kindern?
Die deutsche Mutter & Ihre Kinder – Was richtete die Nazi-Ideologie in den Seelen der Kleinsten an?
Kriegsenkel & Kriegsenkelinnen – Was macht das Erbe der Kriegsenkel mit Frauen und Männern?
Verstehen & Nicht-Verzeihen – Wie entwickeln Kriegsenkel mehr Verständnis für sich?
Mutter- & Vaterseelenallein – Wie können sich Kriegsenkel mit der Vergangenheit versöhnen?
Ende & Anfang – Wie lässt sich Abschied nehmen?
Fazit: keine leichte Lektüre, aber verständlich und gut zu lesen. Besonders empfehlenswert für Kriegsenkel mit Kriegskindereltern
Vor kurzem habe ich mir zufällig den Film „Der Vorleser“ angeschaut. Ich hatte das Buch vor vielen vielen Jahren gelesen, mein erster Schlink damals.Der Film war phantastisch. Einer der Besten wie ich finde, die ich gesehen habe und ich habe viele Filme gesehen. Er schafft es trotz der schwierigen Themen einen zu packen. Ich bin darin versunken und war ganz gefesselt. Eine unglaubliche Tiefe die einen da trifft. Sehr gut gespielt von Kate Winslet als Hanna Schmitz und Ralph Fiennes/David Kross als Michael Berg. Es geht um den jungen Michael Berg und seine erste Liebe, zu einer sehr viel älteren Frau. Später in seinem Rechtsstudium trifft er Sie bei einem Gerichtsprozess um Kz Aufseherinnen wieder. Und pflegt danach noch, als sehr viel älterer Mann, einen besonderen Kontakt zu seiner ersten Liebe.
Ich habe mich gefragt warum das ein amerikanischer Film ist (er wird allerdings als deutsch-amerikanische Produktion bezeichnet, siehe Wikipedia, da vor allem das Geld für die Produktion aus Deutschland kam ).
Ich denke der Abstand hat dem Thema gut getan, das es eben keine deutschen Schauspieler (meistens die immer gleichen) sind. Ralph Fiennes war ja mit dem Thema sicher schon seit „Schindlers Liste“ vertraut. Und Kate Winslet ist perfekt für die Rolle der Hanna Schmitz – ich kann mir niemand anderen darin so gut vorstellen. Sie spielt phantastisch. Erst wollte Sie die Rolle wg Terminschwierigkeiten nicht annehmen, aber da sich das gesamte Filmprojekt ziemlich hinzog, stand Sie dann doch zur Verfügung. Kate Winslet bekam später den Oscar für die Rolle von Hanna Schmitz, verdientermaßen wie ich finde.
Bruno Ganz hat eine kleine Nebenrolle als Rechtsprofessor, die so im Buch nicht zu finden ist. Aber diese kleine Rolle verdeutlicht für mich sehr stark die Verbindung von Recht und Philosophie – wirklich wunderbar gezeigt in diesen kurzen Passagen und dem Habitus von Bruno Ganz eben – die bei Schlinks Geschichten für mich oft durchschimmern und die rechtliche Seite für mich wieder interessant gemacht hat. Denn Recht haben, heißt ja nicht Recht bekommen. Und Recht ist auch nicht immer einfach Schwarz oder Weiß, auch wenn am Ende so entschieden wird. Grade auch bei diesem Fall der für Michael Berg ja noch eine ganz andere Dimension hat, als für die anderen Prozessteilnehmer.
Von jüdischer Seite wurde der Film nicht für so gut befunden und auch kritisiert. Aber ich denke wirklich das dies ein Missverständnis ist, eine Interpretation die Schlink so, meiner Meinung nach nicht gemeint hat. Das könnt Ihr bei Wikipedia nachlesen, wenn es Euch interessiert.
Die erste große Liebe später wieder zu treffen um zu erfahren das Sie eine Kz Aufseherin war und für den Tod hunderter Frauen mitverantwortlich. Die erste große Liebe wieder zu treffen, von weitem zu sehen, Sie gealtert, man selbst erwachsener. Die Beziehung endete damals damit das Hanna verschwand, ohne Abschied. Ich weiß wie sehr so etwas das eigene Leben beeinflussen kann, und hoffe Michael hat es besser überstanden weil er noch so jung war und das Leben in seiner Gänze nun in Friedenszeiten ja vor Ihm lag, er Freunde hatte…aber es ist wohl nicht so, wie mir scheint hat er es nicht wirklich verdauen können. Wie sehr prägen einen auch die Menschen die einem nahe stehen. Wie sehr verändert man sich im Umgang miteinander, und vor allem auch mit den Körperlichkeiten die man miteinander teilt, und die so eben immer nur mit diesem einen Menschen so sein werden. Und vorallem der erste Mensch dem man so nahe kommt, mit dem man so intim ist, wie dieser Mensch Spuren in einem hinterläßt.
Die Liebe zu Hanna wird auch in Frage gestellt weil Sie so viel älter war, und Sie war keine einfühlsame Person, eher herrisch und bestimmend – mir scheint Sie verstört, weder für sich selbst noch andere wirklich zugänglich. Praktisch veranlagt, sehr sauber, wie oft hat Sie Michael gebadet, zu jedem Liebesakt gehörte das waschen dazu. Ich glaube Sie hielt sich an eine Ordnung und ein funktionieren, und ich weiß nicht ob dies nicht vor dem Krieg auch schon so wahr. Sie scheint mir traumatisiert. Vor allem auch eine sehr „einfache“ Person, abgesehen von Gefühlsdingen. Vielleicht fand auch Sie in dieser kurzen Liebe mit dem sehr jungen Michael (15 war er grade) etwas leichtes, weiches, poetisches, unschuldiges, was sonst nicht in Ihrem Leben stattfand? Ich kann mir durchaus vorstellen das Sie vor dem Jungen etwas leben konnte, was Sie mit einem gleichaltrigen Mann nicht finden kann, weil Sie dort wahrscheinlich nicht so die Kontrolle hätte halten können, nicht so bestimmend hätte agieren können, wie es gegenüber dem unerfahrenen Michael möglich war. Ganz abgesehen davon wieviel Männer gab es noch nach dem Krieg und wieviel davon waren offen für eine Liebelei?
Am Ende des Films klingt ein Missbrauch an. War es das? War es eine Abhängigkeit? Oder war es doch auch so etwas wie eine unschuldige Liebe? So wie das ist mit der Liebe, die für kurze Zeit eben wie einen Raum in einer Seifenblase bietet, wo alles andere nicht interessiert und nicht wichtig ist und man voll und ganz mit und bei dem Anderen zusammen die Zeit still stehen läßt? Ich möchte das ganze nicht verurteilen denn ich denke beide haben darin etwas gefunden was wichtig für Sie war.
Die Grausamkeit Hannas schimmert aber durch, .. dieser Blick oft. Die Art und Weise wie Sie Michael manchmal angeht und bestimmt. Aber ich glaube nicht das Sie von Herzen eine grausame Person war, eher jemand dem grausames widerfahren ist und der keinen Weg fand damit umzugehen. Sie wirkt auch Naiv und eben sehr einfach gestrickt. Die fehlende Bildung? Nichts von alledem rechtfertigt natürlich Ihre Taten als KZ Aufseherin. Vielleicht sieht man grade an Ihr den willfährigen Soldaten, der der Obrigkeit blind folgt und macht was gesagt wird was zu machen sei, ohne es zu hinterfragen oder gar anzuweifeln. Ein Kind der schwarzen Pädagogik? Ein Kind der Zeit?
Mich tröstet es ungemein das Michael Berg später eine Tochter hat, und dieser seine Geschichte erzählen kann. Und das ist auch etwas was diese Geschichte zeigt, das es gut ist über die Dinge zu sprechen, zu berichten, Zeugnis abzulegen.
Ich hab mir nach dem Film das Buch besorgt, das mußte sein. Es ist anders als der Film und ich weiß nicht ob ich im Film Stimmungen falsch deutete und auch interpretierte was das Buch so nicht zuläßt, oder ob die Differenz einfach daraus entsteht wie man eben Filme von der Dramaturgie aufbaut. Ich habe noch keine Antwort, ich muß es nochmal lesen. Alles in allem ist es aber nah beieinander.
Die Literatur spielt übrigens eine große Rolle, wie so oft, meistens die Odyssee, bei Schlink. Werd mal eine Bücherliste machen. Damals gab es wohl noch diese Bildung in den Schulen (Schlink ist Jg. 44, ein Kriegskind) – das gab es zu meiner Zeit nicht mehr und ich habe fast keines der genannten Bücher gelesen. Die Literatur gibt einen sehr poetischen Rahmen der auch im Film gut umgesetzt ist. Unterstrichen durch viele stille Momente und eine gute arrangierte Filmmusik. Allein das Vorlesen ist ja schon eine sehr besondere Sache … und Sie wäre so vollkommen poetisch wenn das Vorlesen nicht auch unter den grausigen Umständen des Lagers stattgefunden hätte, wo Hanna sich von Mädchen vorlesen lies, die Sie nachher in den Tod schickte. Zumindest geht es mir so das die Dinge geschmälert werden durch die Vorgeschichte die sich dann über die Zeit von Hanna und Michael legt.
Ich kann nur unvollständig über die Geschichte schreiben, vielleicht später genaueres, was ich hier dann ergänzen werde. Aufjedenfall möchte ich Film und Buch sehr empfehlen.
Das Buch wird wohl auch in den Schulen gelesen, was ich wirklich gut finde, und ich habe ganz zufällig eine Schülerseite zum Buch entdeckt, sehr ausführlich http://der-vorleser.com/ das nenne ich mal ein gelungenes Schulprojekt.
Irmina von Barbara Yelin ist ein wirklich tolles Comic. Mich sprach die Geschichte an und so bestellte ich mir das Buch in der Bücherei und war total baff als ich diesen dicken Brocken vor mir sah – habs grad noch so in meinen Rucksack bekommen, aber damit ist auch der Preis geklärt.
Die Zeichnungen haben mich durchweg sehr angesprochen. Mit einem kräftigen, manchmal suchend erscheinendem, Strich sind die wunderbaren Bilder gezeichnet. In der Nähe ganz grob, erschafft Barbara Yelin doch wunderbare Details die vorallem durch Farbe/Kontraste dargestellt werden.
Die Geschichte spielt ja hauptsächlich in einer düsteren Zeit und das wird durch den dunklen Strich natürlich sehr gut dargestellt – ich bin wirklich sehr begeistert von den Zeichnungen.
Einige Details – Bitte anklicken zum vergrößeren
Und natürlich hat mich auch die Geschichte gepackt. Nicht nur weil es auch eines meiner Themen ist, sondern weil Sie sehr gut erzählt wird. Es hat mir schon die Tränen in die Augen getrieben. Alle die wir damals nicht lebten, können uns glücklich schätzen.
Achtung Spoiler:
Irmina ist am Anfang des Buches eine junge Frau die eine Ausbildung in England macht – dort aber in Ihrem Umfeld schon ein wenig eine Außenseiterin ist. Mir kommt Sie manchmal ein bisschen schüchtern vor und unsicher. Das lese ich auch sehr aus der Körperhaltung in den Zeichnungen heraus. Sie lernt dann einen jungen Mann kennen, der ebenfalls ein Außenseiter ist, durch seine Hautfarbe. Die beiden freunden sich an und genießen Ihre Zeit zusammen. Durch die politischen Umstände geht Irmina irgendwann das Geld aus und auch Ihre Unterkunft wird gekündigt, so das Sie erstmal zurück nach Deutschland fährt, wo der Irrsinn leider schon voll im Gange ist.
Man versteht es vielleicht nicht ganz warum Sie zurück geht. Aber ich denke es ist sehr schwer für Sie, so allein in England, wo Sie auch nie richtig Anschluß gefunden zu haben scheint und als Deutsche sich immer wieder erklären muß.
Howard Ihr Freund ist sehr mit seinem Studium beschäftigt, und da wo sich Irmina wagt aufzulehnen ist er lieber vorsichtig. Sie bleiben in Kontakt, aber irgendwann kommt ein Brief an Ihn zurück. Und der Kontakt ist nicht mehr da.
Spoiler aus
Die Geschichte gefällt mir und gleichzeitig macht Sie mich sehr traurig. Eine junge Frau, auch mutig – ein bisschen naiv vielleicht, aber mit Ideen; geht unter im Lauf der Geschichte. Wird auch zu einer Mitläuferin. Aber eigentlich steckt Sie nur in einem normalen Alltag fest, wie soviele Frauen heute auch. Sie heiratet, bekommt ein Kind. Ihr Mann fällt im Krieg, danach bleibt Sie für immer allein, obwohl dieser Mann bestimmt nicht Ihre große Liebe war. Sie scheint mehr auszuhalten als zu leben, und das kommt mir manchmal ziemlich bekannt vor. Es es tut einem im Herzen weh..
Achtung Spoiler:
Sehr sehr viel später macht Howard, der Freund von damals aus England aus England Sie ausfindig. Und Irmina fährt nach Barbados. Dort ist Howard ein angesehener Mann und hat im Gegensatz zu Irmina Wohlstand und Familie. Ein wirkliches Gespräch ist nicht möglich…. und trotzdem hinterläßt es ein versöhnliches Gefühl das Irmina nun doch nochmal in Barbados war und beide von sich wissen.
Spoiler aus.
Mein Lieblingsbild ist eines auf dem sehr wenig drauf ist und was auch dadurch sehr viel Stimmung erzeugt.
Das ganze hat ein, für mich unerwartetes Nachwort, von einem Dr. Alexander Korb. Diesem kann ich mich aber nicht anschließen. Ich lese anderes aus den Bildern.
B. Yelins Stil gefällt mir sehr gut, und zwar so, das ich jetzt nochmal ganz konkret nach Ihren anderen Arbeiten schauen werde. Sie hat auch eine interessante Webseite – Irmina wurde mehrfach ausgezeichnet.
Charmant ist das Wort was für mich dieses Büchlein nach dem ersten Lesen, am besten beschreibt. Bis ca. 3/5 des Buches ist es recht leichte und nette Lektüre, trotz der Zeit in welcher die Geschichte spielt. Umso härter kommt es dann.
Das Buch hat mir das ein und andere Lächeln ins Gesicht gezaubert. Doch dann wendet sich das Leben hier schlag auf schlag – von der Ahnung war schon vorher die Sprache. Als Einschlaflektüre gedacht fesselte es mich so sehr das da nix mehr mit schlafen war und ich nur schwer aufhören konnte. Allerdings wird es leider nicht leichter, was da erzählt wird.
Ich hatte irgendwie ein bisschen was anderes erwartet anhand des Umschlagtextes. Aber so ist es ja oft. Aufjedenfall kann ich es sehr empfehlen auch wenn es kein fröhliches Buch ist. Herr Seethaler hat eine sehr schöne Erzählsprache und schafft es ganz wunderbar atmosphärisch den Leser/die Leserin hineinzuziehen so das fast eine eigene Sinneswahrnehmung stattfindet. Wirklich schön und so lesenswert. Also der Autor interessiert mich jetzt sehr. Ich frage mich ob er auch Hochsensibel ist oder einfach die richtigen Wörter an die richtigen Stellen gesetzt hat. Aber ich denke so eine Sprache muß man im Gefühl haben die läßt sich nicht wirklich bauen und lernen, sondern das hat man und kann man, oder nicht.
Ich möchte das Buch gerne weitergeben und verlose es zum Nikolaus. Wenn Du es gern haben möchtest schreibe bitte einen Kommentar. Die Auslosung findet am 6.12. statt. 🙂
Beste Grüße für einen schönen 1. Advent morgen.
Ps.: lustigerweise kam justamente gestern im Radio ein Bericht über den Pilgerort in London – wo Freud damals hingeflüchtet war, über sein Haus im Stadtteil Hampstead, wo heute seine Couch zu bewundern ist. Viele Fans kommen von weither gereist und manch einer hat wohl heftige Gefühlsausbrüche wenn er davor steht. Hat sich wahrscheinlich die Energie abgespreichert, in diesem Möbelstück.
Freud wählt nicht lange nach seiner Flucht den Freitod – er litt viele viele Jahre an Gaumenkrebs und konnte am Ende kaum noch sprechen. Wie natürlich das früher möglich war. Das wünsche ich mir auch für heute.
Nachtrag:
Was mich im Nachgang stört am Buch ist der extrem positive Blick auf Herrn Freud, der für die psychische Gesundheit von Frauen leider nicht sehr förderlich war. Er prägte den Begriff der Hysterie neu, der bis in die 50 Jahre hinein pathologisch verstanden wurde. Als Diagnose wurde es später ersetzt, anders benannt.
Freud hatte viele Klientinnen, und viele waren von Missbrauch betroffen, auch damals tief verankert in der Gesellschaft, die damals ja noch von Männern beherrscht wurde. Dieser Missbrauch wurde als Phantasie umgedeutet von Freud, weil er damit besser ankam bei seinen Kollegen. Aufschlussreiches lässt sich bei Liv Strömquist und Sandra Konrad dazu nachlesen.
Bis heute prägt dieser Begriff die Gesundheitsfürsorge für Frauen, immer noch werden sie schnell als hysterisch bezeichnet anstatt das man genauer schaut was Sache ist. Hysterie ist ein abwertender Begriff gegenüber des Lebensausdrucks von Frauen – in Hinblick auf das Frauenleben im Lauf der Geschichte fatal.
Freitag so im Tabakladen, der auch gleichzeitig Zeitschriften, Lotto und sowas anbietet. Na noch so ein kleiner gemütlicher alter Tante Emmaladen: „Haben Sie noch die Zeit von gestern?“
Irgendwie ne schöne Frage. Nach der Zeit, dem Gestern im Jetzt oder dem Jetzt im Gestern? Irgendwie ganz schön Philosophisch wie ich finde, obwohl ich es damit ja nicht mehr so habe. Na aufjedenfall meinte ich die Zeitung. Und ja es gab Sie noch. Mit einem Sonderteil zum Jahr 1914. Ich habe nämlich grade angefangen mich auf die Suche zu begeben wie das so vor dem 2 WK war und vielleicht auch noch vor dem 1 Wk. Mit der Erziehung, dem Feminismus, der Freiheit… weil ich die Auswirkungen des Nationalsozialismus´so oft noch heute sehe: Dazu das Heilpraktikergesetz ist auch noch aus Adolfs Zeiten, das hat mich echt geschockt. Vorallem die Formulierungen. Crazy.
Nun jetzt habe ich noch ne Zeit mehr auf dem Zeitstapel liegen der nicht kleiner wird. Aber bin dabei ihn durchzugehen. Das Sonderheft zu 1914 gefällt mir aufjedenfall gut. Es bewegt sich an verschiedenen Biografien entlang. Durchaus Vielseitig.
Für mich ist das ein Glück vor der Haustür, dieser nette kleine alte Laden, den ich seit ich Nichtraucherin bin, viel zu selten betrete. Den Chef der einen kennt, und das kaufen von Zeitungen. ich gönn mir das nur selten und dann ist es immer was besonderes. Das schöne ist die Zeit gehört dann mir alleine, ich muß sie nicht mehr mit Mitbewohnern teilen die sich früher immer aufregten wenn die Zeitung nicht wieder genauso sortiert hinlegte wie gekauft *g*
Ein zweites Glück, was zu meinem neuen Wochenkonzept gehört ist der wieder regelmäßige Besuch unseres kleinen Marktplatzes 3 Haltestellen weiter. Da weiß ich wo das Gemüse her kommt. Un dauch hier sind es noch die gleichen Marktstände wie noch vor Jahren. Hach, sowas mag ich. Und auch die Marktfrau die sich über jeden cent Trinkgeld total freut – Aufrunden, kann ich schwer empfehlen, als gute Tat im Alltag.
So, das ist meine Ausbeute vom letzten Donnerstag- 11,50 € mit Blume für eine Freundin. Von Links unten: ein großes Bündel Salbei (super mit Spaghetti und Öl), daneben knackige grüne Bohnen in der 1 Personen Portion, gibts sonst im Supermarkt fast nie. Dabei so lecker. Drüber eins meiner Standardgemüse: Sellerieknolle, schmeckt zu fast allem. Super lecker als Püree, oder einfach angebrutzelt, und natürlich als Supenbeilage für den Pepp. Drüber Grünkohl: Habe ich ehrlich gesagt vor 2 Jahren das erste mal überhaupt gegessen, genial. Werde gleich meinen ersten Kochversuch damit starten. Lecker herzhaft. Dann Lauch und Schnittlauch, immer super Beilage. Blume. Kleine Äpfel und ganz super: kleine Rote Beete, genau die richtige Größe für mich. Esse ich sehr gern mal als Salatbeilage oder auch oben auf der Kürbissuppe oder als Ofengemüse. Drunter unschwer zu erkennen Fenchel, von dem konnte ich 2 mal Essen, sehr lecker als Ofengemüse oder auch im Salat zusammen mit Sproßen und Apfel. Gurke. Und ganz ganz spannend 2 Möhrensorten: die Schwarze ist eine sogenannte Urmöhre, bin gespannt auf den Geschmack, genauso wie von der gelben Möhre. Super Sache diese Vielfalt. Stichwort Gemüsefarben: was es leider total selten gibt: Gelber Zuchini, aber der schmeckt viel viel besser als der Grüne, also haltet mal die Augen offen.
Wir haben hier voll Multitasking Glück: Erlebniswelt für den Kater, der fand vorallem den Grünkohl interessant und hat kürzlich auch mal am Rapunzelsalat geknabbert. Für mich weil mehrere Tage frisches Glück auf dem Teller und happy Body. Alles Liebe an Euch, ich glaub ich ess jetzt mal ein Schnittlauchbrot (Dinkel – is viel besser als der überzüchtete Weizen).
Cu M.F.
Demnächst: zum vertiefen das Thema Zeitungen und Zeitschriften 😉
Ich lese momentan das Buch über Gerhard Richter. Bin dabei auch nochmal auf seine tollen Kataloge gestoßen…ein bisschen beneide ich Herrn Richter das er mit soviel Farbe auf Leinwand malen kann.
Zum Buch: Jürgen Schreiber wird im Klappentext als einer der besten Investigativen Journalisten Deutschlands bezeichnet. Investigativ: von lateinisch investigare ‚aufspüren‘, ‚genauestens untersuchen‘. Ok das war klar, ich habs trotzdem nochmal nachgeschlagen, weil ich bei der Lektüre das Gefühl hatte das Wort Investigativ falsch verstanden zu haben. Momentan bin ich auf Seite 95 angekommen. Und es wurde mehr über seine Tante und die Umstände drumrum berichtet als über Gerhard Richter. Ich hoffe das kommt noch.
Mir geht ganz eindeutig das Gedeutele von noch so kleinsten Begebenheiten in diesem Buch echt auf den Senkel. Deswegen werde ich es wohl auch nicht so richtig zu Ende lesen, sondern eher quer. Für mich hat das sowas schleimiges und überdramatisierendes, sehr unangenehm.
Die Geschichte der Tante und Ihrer Schizophrenie und überhaupt der Vernichtung von soviel Leben was von den Nazies als unwert empfunden wurde ist furchtbar genug. Es ist lächerlich dieses Drama noch mehr steigern zu wollen. Was für mich interessant war, war das da viel in Arnsdorf und Pirna stattgefunden hat, was mir so noch nicht ganz bewußt war. Aber nun ist mir auch klar warum ich beim Namen Arnsorf immer so ein komisches unangenehmes Gefühl hatte. Interessant, die Tante war wohl mit der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler zusammen weggesperrt worden, also Sie waren auf der gleichen Station gefangen. Sie wurden beide umgebracht, wie noch viele tausende Menschen mehr.
Mal schauen was sich noch über den Maler erfahren lässt aus diesem Buch.
Das Buch wirkt ein wenig reißerisch, Titel und Bild. Doch ist es hochinteressant zu lesen. In 7 Kapiteln klärt Frau Sigmund über die Sexualität und verwandte Themen im 3. Reich auf. Von Anfang an fällt auf, dass der Text oft einen sehr kritischen Unterton hat. Am Anfang hat mich das ein wenig gestört. Es fällt sicher schwer bei solchen Themen bei den reinen Fakten zu bleiben. Denn um was es geht ist der Mensch und das Menschliche, sowie die Absurditäten, die Menschen hervorzubringen imstande sind. Mein Buch ist gespickt mit Klebezettelchen.
. Wirklich Hochspannende Fakten und Berichte. Viele kleine Geschichten und Anekdoten. Am schlimmsten inhaltlich, und oft schwer auszuhalten, das Kapitel: „Homosexuelle als Volksschädlinge“.
Die Themen reichen von der Figur Adolf Hitler, der Spekulation über seine Sexualität und das, was man über seine Beziehungen weiß; bis zur vorgespielten Moral der NS Elite, die nur allzu oft fast absurd anmutet zur wirklichen Lebensweise derselben. Viele Figuren und deren Wirken im NS Staat werden hier nochmal detailliert dargestellt. Übrigens hat das Buch einen überaus großen Anhang von 35 Seiten mit Anmerkungen und Nachweisen.
Dann wird auch das große Kapitel Kunst und Sport angesprochen, welches den meisten doch am Rande geläufig sein sollte. Hier nochmal sehr gut erzählt. Speziell die Widersprüche und Einteilungen zwischen sauberem Körperkult und sogenanntem „entarteten“. Danach folgt dann das Kapitel Hitler und die Kinder. Dazu gibt es einiges zu sagen. Der Wunsch zwischen Vermehrung der Rasse, dies natürlich möglichst „sauber“, und der Tatsache, dass das deutsche Volk meistens überhaupt nicht so wollte und tat, wie der Herr Hitler sich das so vorstellte. Fast schon lustig (satirisch) in den gesetzlichen Ausartungen der NS Gesetze, die immer wieder angepasst wurden und nach dem großen Endsieg nochmal ganz anders aussehen sollten. Soviel sei gesagt, die Vermehrung der nordisch reinen blonden Rasse hat nicht geklappt. Trotz einiger Kapriolen, die der NS Staat diesbezüglich veranstaltete.
Das vorletzte Kapitel behandelt die nicht stattfindende Aufklärung und schwangere BDM Mädchen. Das letzte Kapitel dann z. B. Themen wie Soldatenbordelle, dass es sie gab und wie es dazu kam – spannende Geschichte, Verbrechen und die Völkerverständigung mit Zwangsarbeitern, die den Staatsmännern viel zu freundlich war.
Besonders erschreckend war für mich die Sicht des 3. Reiches, welches ja nun doch ein paar Jahre gedauert hat, sprich prägend für viele Menschen wurde, auf die Frau. Sie wird eigentlich kaum als Mensch gesehen. Sollte im Grunde genommen keine Bildung haben, bzw. wurden Ihr sowas wie echte Denkprozesse/Wissen/Eigenständigkeit etc. fast vollkommen abgesprochen. Sie sollte Gebärmaschine sein, die Frau am Herd. Die nichts anderes im Sinn hat als Mann und Kind und Haushalt – dies sei eigentlich schon, laut Hitler, ganz natürlich so angelegt. Dies hat noch jetzt Einfluss auf unsere Politik und manche gesellschaftliche Ordnung, sowie die noch viel zu wenig vorhandene feministische Wachheit für Gleichberechtigung bei Frau und Mann in der Gesellschaft. Ich habe durch dieses Buch nochmal ein anderes Verständnis für gewisse Teile von Geschichte/Politik bekommen.
Jede Frau sollte dieses Buch lesen. Ebenso Geschichtsinteressierte oder auch angehenden Juristen. Auch für Künstler sehr spannend. Die Autorin selbst hat noch 2 Bücher über die Frauen der Nazis geschrieben. Mal schauen, ob ich Sie in der Bücherei bekomme, von Frau Sigmund würde ich es gerne nochmal lesen, auch wenn ich mich schon viel mit dem Thema befasst habe. Sicher gibt es auch da einiges an Fakten, was ich noch nicht weiß.
Mir fiel gerade auch auf, dass ich selber mal ein Buch über Hitlers Frauen geschenkt bekam. Von meiner Oma. Allerdings von Guido Knopp, und seine Art fand ich irgendwie immer schon sehr nervig. Im Buch und auch im TV. Schade das ich meine Oma nicht gefragt habe, was Sie eigentlich dazu für eine Meinung hat. Sie wurde Ende der 20iger geboren, hat also doch einiges mitbekommen. Jetzt ist es zu spät. Ich denke das Thema Frauenleben war ihr auch wichtig, und sie wusste das ich mich für Geschichte interessiere. Jetzt ist es nur noch selten so, daß sich jemand Gedanken über meine Interessen macht um mir entsprechend was zu schenken.