„Es ist wohl eher so, dass du die Voraussetzung für Mut bist“ sagt die Autorin im Buch zu ihrer Angst. Sagt die Autorin zu ihrer Angst? Genau, denn diese begleitet sie nämlich in allen möglichen Lebenslagen als unsichtbares Anhängsel. Wir werden immer mal wieder Zeuge diverser Gespräche zwischen Angst und Franziska Seyboldt.
Als Methode sich bestimmten Dingen zu nähern finde ich das prima, beim Lesen hat es mich dann doch etwas gestört, so auf Dauer. Aber dem Thema Angst wird sich hier in einer gut lesbaren Art und Weise genähert. Ohne komplizierte Sprache oder Fachausdrücke, durchaus Unterhaltsam.
Trotzdem, so ganz hat es mich ehrlich gesagt erzähltechnisch nicht bei der Stange gehalten. Es werden viele Themen und Facetten ausgepackt. Bei manchen Stellen hätte ich mir da etwas mehr Tiefgang gewünscht, so z.b. beim Thema Outing, anstatt schon wieder den nächsten Hüpfer.
Insgesamt hat das ganze Buch auch mit dieser schwierigeren Thematik etwas leichtfüssiges. Am interessantesten fand ich die Stellen, wo es darum ging wie das Umfeld reagiert, wie sich der Umgang auch mit der Offenheit der Autorin änderte. Nett auch die Therapietermine, durchaus auch zum schmunzeln.
Das ganze ist natürlich eine persönliche Geschichte und ich finde sie verläuft recht geradlinig, schnell wird Hilfe gefunden – das ist so sicher den wenigsten vergönnt. Und gleichzeitig gibt es so einige Eckpunkte, die für viele Menschen gelten werden und die finde ich in diesem Buch am wichtigsten. Was heißt es Ängste zu haben und was ist Angst eigentlich? Wann fühle ich mich unwohl? Und woher kommt das ganze? wie gehe ich damit auf eine gute Art um? Das Thema funktionieren und zusammenreißen, was ich leider auch nur allzu gut kenne und sicher viele viele andere Menschen auch, spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Am Anfang des Buches ahnte ich es gleich, es geht auch um Hochsensibilität, das kommt zwar erst ziemlich am Ende zur Sprache, aber es kommt. Da ich selber Hochsensibel bin, die Autorin bringt es auch schön auf den Punkt: hoch vegetatives Nervensystem und eine Schnellschuss Amygdala, erkenne ich sowas recht schnell.
Ebenso wird das Thema Trauma am Ende kurz aufgegriffen und die Geschichte psychischer Krankheiten und der Umgang damit, was ich einen sehr guten Abschluß finde.
45 Kapitel – 251 Seiten – viele persönliche Erlebnisse – gute Rückschlüsse und wie ich finde ein gutes Buch um zu einer Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten bzw. einer Andersartigkeit beizutragen.
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Franziska Seyboldt
Rattatatam, Mein Herz
Vom Leben mit der Angst
Kiwi Verlag, 16,99 €
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Franziska Seyboldt, geboren 1984 in Baden-Württemberg, studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg. Seit 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie ist Redakteurin, Autorin und Kolumnistin bei der taz, schreibt Werbetexte und Bücher für Erwachsene und Kinder. »Rattatatam, mein Herz« ist ihr drittes Buch.