2 x Schwarz Weiß – Comicvorstellung

Zwei sehr unterschiedliche Comics möchte ich euch heute vorstellen. Beide kommen mit einer Farbe aus: Schwarz.
Während Pénélope Bagieu in sehr einfachen und sympatischen Bildern ihre Kurzgeschichten zeichnet, wirft Tillie Walden expressiv mit Schwarz um sich und erzeugt dramatische Bildkompositionen.

Beide Zeichenstile passen ganz wunderbar zu den jeweiligen Comics. Und so unterschiedlich sie gezeichnet sind, so unterschiedlich sind auch die Erzählungen. Eins haben sie aber gemeinsam, in beiden Büchern gibt es eine weibliche Hauptrolle. Während Pénélope Bagieu in „Schichten“ aus ihrem eigenem Leben in verschiedenen Alterstufen berichtet, und im Grunde Biografiearbeit betreibt, schönes und auch dramatisches erzählt, begleiten wir in „Clementine“ eine Jugendliche in Zeiten der Apokalypse. Beide Bücher haben ihren ganz eigenen Charme. Und beide Zeichnerinnen wurden schon ausgezeichnet für ihre Arbeit.

SCHICHTEN
von Pénélope Bagieu (Reprodukt)

Pénélope Bagieu ist eine bekannte Comiczeichnerin. Ich denke sehr viele kennen ihren Comic Unerschrocken, welches es jetzt auch im Doppelpack gibt.

In „Schichten“ erzählt sie aus ihrem Leben als Mädchen und junge Frau. Kleine biografischen Geschichten aus allen möglichen Bereichen. Lustig, schräg, traurig… es ist alles dabei. Besonders mitgenommen hat mich die Geschichte mit ihrer Katze. Absolut herzzerreißend. Mit Bildern kann man manchmal wirklich besser erzählen, habe ich so den Eindruck. Ich würde empfehlen diese Story nicht zuerst zu lesen, ich musste nämlich danach das Buch erstmal für eine Weile weglegen, weil es mir so nah ging – also falls du auch Katzen hast…

Ihre Art zu Zeichnen mag vielleicht ein Gegensatz sein zu den durchaus ernsteren Themen die sie auch bespricht, aber ich find sie ganz sympathisch. Bagieu erzählt von ihrer Kindheit, der ersten Liebe und dem ersten Frauenarztbesuch, von Freundinen und Schwestern, ihrer Oma, wilden Gefühlen und vielen Erlebnissen und dem Erwachsen werden. So herrlich wie sie sich in ihr jüngeres Ich einfühlt und gleichzeitig den Standpunkt von Damals und den Blick im Jetzt zusammenbringt, total liebevoll auch jegliche Ausbrüche zeichnerisch einfach aber ausdrucksstark begleitet. So einen Beistand hätte sich bestimmt fast jedes Mädchen gewünscht. Einfach bezaubernd. Eine tolle biografische Erzählung.

Für „Schichten“ spricht aufjedenfall die Vielfalt der Storys und das Erleben eines Mädchens und einer jungen Frau. Ein kleiner Wermutstropfen ist, das einiges so gar nicht hinterfragt wird, obwohl sie manche Themen durchaus kritisch angeht. Das was „Schichten“ besonders macht ist der herzliche Blick auf das Mädchen von damals, das kleine Mädchen und die Jugendliche die sie einmal war. Ich mochte es sehr.

Pénélope Bagieu bei Reprodukt:

Pénélope Bagieu, geboren 1982 in Frankreich, wurde berühmt durch ihren Comicblog “Ma vie est tout à fait fascinante“. Ihr erster Comic “Eine erlesene Leiche” (Carlsen Comics) wurde 2010 vom Internationalen Comicfestival Angoulême in die Auswahl für den “besten Newcomer” aufgenommen. Ihre Serie “Josephine” ist bereits in zahlreichen Sprachen erschienen und wurde 2012 verfilmt.

CLEMENTINE
von Tillie Walden (Cross Cult)

Dieses Comic von Tillie Walden ist was besonderes. Ich wollte nur mal kurz reinlesen, weil ich mir unsicher war ob ich wirklich ein Buch lesen möchte in welchem es um Zombies geht. Ich hab mich sofort festgelesen und konnte nicht aufhören. Ich blieb tatsächlich hängen und las bis zum Ende. Auch wenn ich Comics liebe, das hab ich selten erlebt das mich eine Geschichte so packt. Das Storytelling ist herrausragend und überaus spannend. Ich kannte die Autorin bisher nicht, obwohl sie ziemlich berühmt ist.

Vielleicht kennt ihr ja die Serie „The Walking Dead“, ich hatte mich lang gesträubt sie zu schauen, weil ich die Zombies ziemlich eklig finde, schlußendlich habe ich aber doch 8 oder 9 Staffeln der Serie irgendwann geschaut. Die Welt nach der Apokalypse – ein Plot vor dem sich sehr viel erzählen lässt. Was Menschsein ausmacht, wie Menschen dann reagieren und agieren im Angesicht der Katastrophe, auf welche Seite sie sich schlagen usw. Was ich bisher nicht wusste war, das die Serie auf einer Comicreihe, von Charlie Adlard, Robert Kirkman und Tony Moore, basiert; deren erster Teil einer langen Serie 2006 erschien und 2019 mit Band 32 endete. Hier findet ihr die Hardcover Bände mit Leseproben.

Es gibt zur Serie einige Spin-Offs, sprich Ablegerserien, HIER mehr dazu. Und auch mit den Comics geht es weiter, wie „Clementine“ zeigt. Es soll nicht bei diesem einen Band bleiben und ich bin sehr gespannt wie es weitergeht.

Clementine bei Cross Cult: Die Geschichte ist die Fortführung eines Spiels. Tillie Walden hatte freie Hand was die Geschichte betrifft und sagt dazu: „Ich musste natürlich der Handlung der Spiele und Clems Vergangenheit treu bleiben und innerhalb
der Grenzen der Welt arbeiten, die Robert Kirkman geschaffen hat, aber erzählerisch konnte ich machen, was ich wollte. Das war auch ein Grund, warum ich dieses Projekt unbedingt machen wollte!“

Cross Cult:
„Clementine, ein Comic-Spin-off aus Robert Kirkmans THE-WALKING-DEAD-Universum, beleuchtet das Schicksal des gleichnamigen Stars der gefeierten Game-Adaption von Telltale. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Überleben – geschrieben und illustriert von der zweifachen Eisner-Preisträgerin Tillie Walden“

Tillie Walden, Jahrgang 1996, ist Comiczeichnerin und Illustratorin. Ihre Arbeiten wurden mehrfach mit dem Ignatz Award und dem renommierten Eisner Award ausgezeichnet. Für „Auf einem Sonnenstrahl“ erhielt sie 2019 den L.A. Times Book Prize. Tillie Walden unterrichtet am Center for Cartoon Studies in Vermont. Sie mag Katzen und Architektur.

In diesem ersten Buch „Clementine“ der geplanten Reihe braucht es kein Vorwissen, man kann einfach einsteigen. Es gibt kleine Rückblenden, und sicher kommt dazu noch etwas in den folgenden Bänden. Die Geschichte kann gut für sich alleine stehen, ohne das man die Spiele oder schon vorhandene Comics kennt.

Clementine lebt in der Zeit nach der Zombiapokalypse, ist allein auf dem Weg und möchte das auch bleiben. Sie hat ein teilweise amputiertes Bein und ist sehr kämpferisch, was sie auch sein muss um in dieser Welt zu überleben. Sie trifft mehr oder weniger unfreiwillig auf verschiedene Menschen und schließt sich dann doch mit einem Amishjungen zusammen – erst widerwillig, doch dann freunden sie sich an. Es bleibt nicht aus das sie Zombies, aber auch weiteren Menschen begegnen. Schlußendlich schließen sie sich einer Gruppe junger Frauen an, die im tiefsten Winter auf einem Berg leben und die ein großes Geheimnis umgibt.

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Tillie Walden erzählt sicher auch von sich selbst, sie ist lesbisch und Clementine ist es auch, doch das ist nicht das Thema um was es geht in dieser Geschichte. Aber dieser Band ist eine Story in der vor allem Frauen eine Rolle spielen. Und damit findet sich wieder eine Gemeinsamkeit mit Pénélope Bagieu. Beides Comics von Frauen die über Frauen schreiben und zeichnen.
#LiteraturvonFrauen

Ich kann beide Bücher empfehlen. Zombis und Apokalypse und die düstere Geschichte von Tillie Walden sind sicher nicht für jeden was, aber es ist eine sehr spannende Story, die sehr gut erzählt wird, hervorragend gezeichnet ist und es sind nicht soviele Zombies wie man vielleicht meint, diese sind einfach da, so wie der Rest der Welt auch, und die Menschen müssen damit umgehen. Viel prägender ist das Miteinander, oder auch Grundlegendes wie Wärme und Nahrung. Ich bin sehr angetan vom Talent dieser herausragenden Zeichnerin und Erzählerin.
Pénélope Bagieu ist sicher gefälliger, aber nimmt sich ebenso schwierigen Zeiten im Leben einer jungen Frau von Heute an und ihren Erinnerungen. Die Episoden sind sehr unterschiedlich und das macht das Buch auch sehr vielseitig und unterhaltsam, es geht ans Herz.

Für welches Buch würdest du dich entscheiden?

Erfolgreiche Jagt – endlich der 3. Teil von „Der Laden“

DSC02212Gestern bei einem Vormittäglichen Ausflug habe ich ne echte leckere Laugenbrezel erlegt (nur damit schmeckt die Weißwurscht genau richtig), sowie ENDLICH den 3. Teil von „Der Laden“ und als Bonus noch: T.C. Boyle „Die Frauen“.

Gestern Abend dann gleich die ersten Seiten vom 3. Teil verschlungen. Und irgendwie ziemlich irritiert gewesen. Strittmatter schreibt als hätte es zwischen Teil 2 und 3 noch einen Teil gegeben. Und es ist auch ein riesen Zeitsprung vom Ende des 2. Buches zum Anfang des 3. Buches…? Tja, mal schaun ob sich das noch auflöst.

Erster neuer Liebelingssatz gleich unten auf der ersten Seite: „Heute weiß ich, das Siege vorrübergehende Einbildungen von einzelnen Menschen und Menschengruppen sind“

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