Kleines Ritual – Gedenken und Erinnern

Es ist so weit, die dunklen Zeiten beginnen. Wie ich finde, eine magische Zeit. Dieser Tage wird gefeiert. Halloween, Dia de los Muertos, Allerseelen, Allerheiligen und wie sie alle heißen diese Tage. In unseren modernen Zeiten vermischen sich Traditionen und jeder sucht sich raus was passt. Halloween hat inzwischen ja auch Deutschland erobert. Ja, warum auch nicht. Am Ende geht es immer um dieselben Themen: unsere Ahnen, den Tod und die Erinnerung.
Es wird den Alten und Vorangegangenen gedacht. Wir erinnern uns. Wehmütig oder auch fröhlich mit guten Geschichten. Die Zeit um den Tod mal wieder ins Leben zu holen. Es heißt die Grenzen zwischen den Welten sind nun wie ein hauchdünner Schleier und die alten Seelen kommen zu Besuch, die Sonne dagegen besucht die Unterwelt.
Wollen wir die Seelen empfangen? Oder lieber abwehren? Wie gehst du mit Erinnerungen um? Wie würdigst du deine Ahnen? Lässt du Sie ein? Bist du in Frieden mit Ihnen? Stellst du ein Licht für sie auf? Oder besuchst du den Friedhof? Wie geht es dir mit der dunkleren Jahreszeit?
Richte dir doch eine kleine Ecke ein. Herbstlich gestaltet, mit Blumen – eine Totenblume ist z.b. die Chrysantheme, und wenn du hast, nimm Fotos deiner Vorfahren oder Verstorbenen, Anverwandten und Zugehörigen – ja auch nicht Verwandte zählen dazu. Zünde ein Licht an, als Wegweiser und um die Dunkelheit ein wenig zu erhellen. Vielleicht hast du auch etwas zum Räuchern – z.b. Myrre, Weihrauch, Sandelholz. Gib eine kleine Gabe dazu.
Wenn du keine Bilder hast schreib die Namen auf kleine Zettel. Nimm dir bewusst Zeit an die Menschen zu denken, dich zu erinnern. Nimm Platz. Was hast du mit ihnen erlebt? Welche Geschichte magst du besonders gern? Welcher Schritt ist vielleicht noch zu tun? Was oder wer war dieser oder jener Mensch für dich? Brauchst du noch eine Zeit der Trauer oder des Abschieds oder möchtest eine klare Trennung vollziehen? Was sind deine Anliegen und Themen?
Erinnere dich und schreibe es auf, wenn du magst.
Spüre die Energie, die dabei entsteht. Genieße deine Besinnung und den Kontakt. Schließe das ganze dann bewusst ab z.b. mit dem Löschen der Kerze, einer kleinen Verbeugung oder einem Segensspruch.
Hast du Fragen? Schreib mir einfach.

Schwester Tod – zur Trauerkultur

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Im letzten Beitrag sprach ich über das trauern und klagen im Angesicht des Todes und heute möchte ich ein dazu passendes Buch vorstellen.

„Schwester Tod“ – der Tod, das Sterben und alles drumherum, ein Bereich um den sich immer mehr die Frauen gekümmert haben, neudeutsch auch Carearbeit. Ein wirklich umfassendes Buch, wo mir einerseits einiges wieder begegnet und andererseits viel Neues zu finden ist.

Die Autorin hat sich mit Traditionen und Überlieferungen befasst, und gibt sehr viele praktische Hinweise zur Ausgestaltung und Begleitung von Sterben, Tod und Trauerzeit. In unseren Breitengraden sind wir doch recht traditionslos geworden, und in vieles spielen Paragrafen und Gesetze hinein. Der Kontakt zum wesentlichen, wozu eben auch das Sterben gehört, geht verloren. In diesem Buch finden wir einen wunderbaren Zugang zu alten Sitten und Bräuchen und einen liebevollem Umgang mit all den Themen rund um das Sterben. Es nimmt einem die Angst und führt heran an eine sinnvolle und liebevolle Art der Begleitung. Bringt das Sterben, welches ja nun täglich geschieht und von dem wir alle betroffen sind, wieder näher heran. Sehr berührend und herzlich fühlt sich das beim lesen für mich an.

Das Buch beginnt mit einem Kapitel über Symbole und innere Bilder, als Sprache der Seele, Unterstützung in schweren Zeitenwelch schöne Einleitung. Man spürt die profunde Kenntnis zur Religions- und Kulturgeschichte und es ist spannend wie viele Geschichten sich im Buch finden. Dann, ganz ausführlich, zur Frühgeschichte und Volkstradition, über Totenkulte hin zur europäischen Sagenwelt.

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„Eine Schale will ich sein

empfänglich für die Wunder des Lebens

Eine Schale für Dich, heilige Weisheit…

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Dann wird uns die Tödin vorgestellt, ja auch hier eine weiblich Gestalt. Heilige Damen oder mythische Gestalten mit Ihren Werkzeugen.

Im zweiten Teil geht es um die Sterbebegleitung, ganz lebensnah und praktisch. Es werden Rituale aufgezeigt, es geht um Abschiede, um Sterbeammen und Seelenwächterinnen. Richtig friedlich wird mir zumute. Ich finde gerade alte Bräuche geben sehr viel Halt und Rituale helfen mit den Dingen umzugehen.

Es folgt nun im dritten Teil das Thema der Bestattungskultur. Es geht um die Zeit zwischen Tod und Beerdigung. Die ganz praktischen und notwendigen aber auch hilfreichen Abläufe. Was ist uns möglich zu tun, was kann uns begleiten, und wie gehen wir um mit den Dingen?

Danach geht es um Abschiedsfeier, Trauerrituale und Beisetzung. Viele Beispiele und Geschichten sind auf den Seiten zu finden und alte Abschieds- und Gedenkbräuche werden vorgestellt.

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„Im gehen der Spirale beweg ich mich nach innen

und spür mit allen Sinnen ins Zentrum meines Seins.

Im gehen der Spirale verlasse ich das Alte

und leg es in die Spalte

von Mutter Erdes Schoß.

Im gehen der Spirale erkenne ich das Leben

und fange an zu weben,

was neu entstehen soll“

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Das letzte und fünfte Kapitel handelt dann von unserer Erinnerungs- und Gedenkkultur, hier wird auch nochmal auf Ahnenfeste im Jahreskreis hingewiesen – der November ist ja der Ahnenmonat schlechthin. Am Ende werden der Tödin noch einige Seiten gewidmet und  Gedichte, Segenssprüche und Gebete runden am Ende alles ab – in deutscher Sprache – ich kenne viele der Lieder auf Englisch.

Also wie ihr seht kein wissenschaftliches Buch und keine reine Erzählung, sondern mit wirklich praktischem Wissen und einer Fundgrube an umsetzbaren Ritualen für die eigenen Wege. Ein wenig mehr gestalten hätte man das Buch können, um diesem Schatz einen würdigen Rahmen zu geben. Aber im Nutzen der Inhalte kann dann ja jeder selber kreativ werden.

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von Erni Kutter

Schwester Tod – weibliche Trauerkultur, Abschiedsrituale, Gedenkbräuche, Erinnerungsfeste

Kösel Verlag, Paperback, 17,95 €

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