Wut tut Gut

ja das hättet Ihr jetzt bestimmt nich gedacht, is aber so. In unserer Gesellschaft ja leider sehr verpönt, in meiner Erziehung sogar verboten. Aber ich hol das jetzt nach und dank diesem Buch wird mir das auch gelingen.

DSC05270Klein, fein und grandios mit unglaublich dichtem Inhalt. Eine Erkenntnis an die Nächste gepackt.

Zitat aus dem 1. Kapitel – ich könnte das halbe Buch zitieren, so viele Anstreichungen hatte ich schon lange nicht mehr:

“ Vom Dach der gesunden Aggression sind Wir dann hinabgestiegen und haben es uns im Wutraum, im Grollzimmer oder vielleicht sogar in der Kammer der falsch gelebten Aggression gemütlich gemacht [….] die wichtige Trauerstube, die direkt neben der Wutbude ihr Wirkungsfeld hat.“

Ich gebe Euch mal einen kurzen Überblick des Inhaltsverzeichnisses, dann könnt Ihr erahnen welchen großen Umfang das Buch bietet.

1. Kapitel: Bekannte Dämonen: Zorn, Wut, Aggression – und Angst – Jeder Mensch mit Angst- oder Panikstörung sollte dieses Buch unbedingt lesen.

alles sehr gut und bis in die Tiefe erklärt

2. Kapitel: Unsere Aggressions-Biografie

sehr spannenden die verschiedenen Typen (kann man gleich mal seine Ex Freunde oder Freundinnen einsortieren *Zwinker*)

„Für die Liebe ist eine gesunde Wut auf jeden Fall heilend. Wut auszuleben und auszudrücken bedeutet Lebendigkeit, Interesse am Partner und gemeinsame Wachstumswünsche“ (bitte dazu vorher lesen was Wut und Aggression unterscheidet)
Da gewinnt man doch plötzlich einenganz neuen Blick auf den einen oder anderen Streit, nicht wahr?

3. Kapitel: Faszination Aggression

Überall, wirklich überall – hier gehst auch um die Faszination und Identifikation (stellvertretend) bestimmter Filme/Figuren, spannend!

4. Kapitel: Körper, Seele, Wut

grob gesagt die Psychosomatik der Wut – Ihr werdet Euch wiederfinden! Ich verspreche es.

5. Kapitel: Individuelle Lösungen

Phantastische und wirklich machbare Übungen

+ ja es gibt sogar noch ein Plus an diesem kleinem Taschenbuch: Literaturliste und Links zu Meditationen und ein Register (hach ich liebe Register)

Auch gut hat mir gefallen das es Mitautoren gab, vorallem die Ergänzungen zu den Körperthemen wie Anatomie von Bernhard Voss finde ich sehr gut erklärt und eine wunderbare Ergänzung.

Sam Jolig selbst ist auch Körpertherapeutin und systemische Prozessbegleiterin sowie Autorin. Bernhard Voss ist u.a. Physiotherapeut, Ostheopath, Gestalttherapeut und Marion Barabanov ist Psychotherapeutin mit dem Schwerpunkt Angsstörungen und depressive Erkrankungen. Diese 3 zusammen das ergibt ein sehr fundiertes Büchlein – allerdings wirklich unterhaltsam geschrieben. Das Buch verliert sich nicht in Fachsprache und ist für jeden verständlich. Ein wirklich wichtiges und spannendes Thema

Wer schon immer gesünder und glücklicher leben wollte dem sei dieses Büchlein ans Herz gelegt. Ich hoffe ja bei der nächsten Auflage auf eine CD Beilage für die Meditationen (würde ich zugern selber sprechen).

***

Sam Jolig, Bernhard Voss

Wut tut Gut

Ein starkes Gefühl verstehen und konstruktiv nutzen

Goldmann Verlag

8,99 €

Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar und noch ein kleiner Rat: hütet Euch vor HeileWeltMenschen, denn die haben meistens ein fettes Päckchen ungelebte Wut dabei 😉

Was ist es denn? Ein! Psychobuch…

DSC02215Nicht nur Fachbedingt sondern auch aus privatem Interesse und auch als Fan von Wolfgang Schmidbauer. Ich laß vor Jahren sein Buch „Angst vor Nähe“ – leider habe ich es ausgeliehen und nie wieder zurückbekommen. „Lebensgefühl Angst“ hatte ich zufällig in der Bücherei entdeckt und bin jetzt total happy das ich es ein paar Wochen später nun auch günstig bei Amazon erstehen konnte, vorher waren selbst die Gebrauchtangebote viel zu teuer. Nun habe ich ein Exemplar für ca 4 € und in fast neuem Zustand in meinem Briefkasten gefunden. Yeah. Gleich mal die ganzen Markierungen aus dem Büchereibuch übernommen. Was mir an diesem Buch gefällt ist die Schrittweise annäherung an die Angst und Ihre unterschiedlichen Ausprägungen. Außerdem, wie immer bei Schmidbauer, gibt es viele Beispielgeschichten. Es gelingt sich anzunähern an das Thema, ohne der Angst zu verfallen. Als HSP muß ich da manchmal aufpassen mit den Annahmen und Identifizierungen. Ein sehr interessantes, lehrreiches, grundsätzliches und spannendes Buch.

[…] Angst vor starken Gefühlen ist ein wichtiges Signal des Mangels an einer strukturbildenden Identifizierung. Das Selbstgefühl hat keinen Spielraum…

Dies kommt mir vor wie eine Benennung eines gesellschaftlichen Problems. Wird doch heute immer wieder versucht alles in der Waage zu halten. Frauen werden immer noch bei „Ausbrüchen“ gern mal als Hysterisch oder Zicke hingestellt und Männer als „Psycho(paten). Als Gestört oder nicht gesellschaftsfähig. Im Grunde genommen ist die übliche Psychotherapie ja nichts anderes als einen Weg zu finden den Patienten (ich sage hier absichtlich Patient und nicht Klient) an die „Normalgesellschaft“ wieder anzupassen. Auf das er sich selbst in der Waage halten kann in seinem erleben und Leben. Ich lehne das ab. Und die Psychologie muß unbedingt mehr neue Wege gehen und finden. Ansätze gibt es zum Glück schon seit der Zeit der Anerkennung der humanistischen Therapiemethoden: Klientenzentriert.

Das ist dann Authentisch, Empathisch und an einer Selbstbestimmten Zukunft orientiert. Nicht ein Volk der Lämmer sondern eins der Löwen brauchen wir!

Ich finde es durchaus schön das insgesamt die Medizin den Fortschritt gemacht hat zu bemerken und einzusehen das manche Krankheit (eigentlich alle) psychosomatisch „bedingt“ ist. Was noch nicht so ganz vorgedrungen zu sein scheint, ist , das auch diese Krankheiten beschwerden machen die behandelt werden müssen um den Patienten/Klienten ein lebendiges und lebenswertes Leben zu ermöglichen (also wenn dieser das möchte). Viele Beschwerden beeinträchtigen die Lebensqualität sehr stark ins negative. Und dazu gehört die Angst, die ja meistens nicht im rein geistig-seelischen bleibt, sondern sich auch körperlich ausdrückt. Also liebe Ärzte, auch wenn Ihr eine Überweisung an den Psychologen mitgebt (wo es eh Wartelisten von 1 Jahr oder mehr gibt – denn jeder Scheiß wird heute psychologisch behandelswert angesehen) bitte behandelt den Patienten wenigstens körperlich. Oft kann man von verschiedenen Seiten aus etwas tun. Und im Grunde genommen sind wir heute in unserem Gesundheitssystem da angekommen wo es dringend an der Zeit ist Vorsorge zu betreiben, und das heißt vorallem und zuallererst Selbstverantwortung zu übernehmen!

 

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