Geschichte des Tattoos

Jérôme Pierrat, Chefredakteur eines französischen Tattoomagazins, stellte fest, dass es immer mehr Tätowierer gab, und das interessierte ihn wohl genauer. Von ihm ist der Text in diesem Buch, gezeichnet wurde das Comic von Alfred. Mich haben Tattoos schon immer fasziniert, und mich hat immer interessiert welche Bedeutungen jeweils dahinter steckten.

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Sich ein Tattoo stechen zu lassen ist ziemlich schmerzhaft, aber das hält die Leute nicht davon ab, im Gegenteil oft wird dieser Schmerz als eine Art Initiation wahrgenommen. In einer Zeit und in Kulturen, wie der unseren, wo Traditionen fehlen, vielleicht eine neue Art eines Ritus? In verschiedenen Kulturen gab es schon immer ganz bestimmte Tattoos z.B. für Krieger, Bandenmitglieder aber auch aus ästhetischen Gründen. Sichtbar oder auch absichtlich unsichtbar getragen sind sie für viele Menschen sehr wichtig und oft Statussymbole oder Kennzeichen ihrer Kultur. Die Bedeutung einzelner Bilder erforschte man dann auch, z.B. in Frankreich um Verbrecher zu identifizieren. Aber auch um andere Völker zu verstehen.

In anderen Ländern und auf anderen Kontinenten spielten die Tattoos eine viel traditionellere und auch „heilige“, eng mit der Kultur verbundene, Rolle.

Die Geschichte des Tattoos ist lang, sie sind an gefundenen Skeletten nachgewiesen wurden. Dort wo keine Kleidung vorhanden war blieben die „Zeichnungen“ erhalten. Dazu gibt es eine schöne Einführung im Buch. Verschiedene Völker, Techniken und ihre jeweilige Kunst werden vorgestellt. Erzählt wird die Geschichte im Buch von einem Gefängnisdirektor.

Es gibt wahre Künstler unter den Tätowierern, auch heute. Wo gab es Tatoos früher, wie verbreiteten sich diese und wie kamen sie zu uns bzw. waren sie schon da? Die Seefahrt ist ein wichtiger Aspekt der Geschichte. Das alles erzählt dieser spannende Comic.

Am Ende des 19. Jahrhunderts öffneten die ersten Tattoo Läden in Europa, das Tattoo begann seines Siegeszug bei uns – heute kaum mehr wegzudenken. Damals ließen sich auch die ersten Frauen tätowieren. Bekannt waren z.b. Irene Woodward, Bella Angora oder Djita Salomé. Sie ließen sich mit ihrer Kunst auf den Körpern oft lange Jahre ausstellen, tourten durch die Lande. Und es gibt einiges an Bildmaterial dazu. Es ging tatsächlich um fast komplett tätowierte Körper, auch bei den Frauen.

Einiges an Fotos ist hier zu finden:
https://www.tattooarchive.com/index.php

Alles in allem ein sehr interessantes Buch mit 66 Seiten.
In der Reihe „die Comic-Bibliothek des Wissens“ gibt es noch Themen wie: Das Internet, Bienen, Das Universum usw. alle von jeweils anderen Künstlern und Künstlerinnen und Autoren und Autorinnen.

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Tattoos (Link mit Leseprobe)
Jérôme Pierrat
und Alfred
aus der Reihe „Die Comic-Bibliothek des Wissens“
erschienen bei Jacoby Stuart
12,- €
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Fast ein Leben – Petra Mader

DSC03348 Dieses Buch habe ich im Zuge meiner Recherchen zum Thema Lebenswelten/Krieg/Kriegsenkel ausgeliehen. Petra Mader hat ein Buch über Ihre Erinnerungen und Nachforschungen zu Ihrer Großmutter geschrieben, mit der Sie nur schwer reden konnte. So stellt Sie im Fortschreiten des Schreibens auch fest: „Das meiste was ich von Ome weiß ist das was andere mir erzählt haben.“

Ihr Ome Rosa, ist ein ganzes Stück vorm 2. Weltkrieg geboren, zu reichen Leuten in die Anstellung gegangen, nachdem Sie Ihre Jugend schon arbeitend zu Hause auf einem Hof im Schwäbischen verbracht hat. Später dann mit einem unehelichen Kind doch geheiratet und noch 3 weitere Kinder bekommen. Immer irgendwie hart geblieben und wenig liebevoll. So wie Sie schreiend im Kinderwagen liegen gelassen wurde machte Sie es auch mit Ihren Kindern.

Das Buch ist relativ dünn und wechselt in der Perspektive zwischen heute und gestern. Zwischen Erzählen und Forschen der Enkelin Petra. Zum zitieren ist für mich nicht so unbedingt herrausgestochen. Aber das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Also ich konnte es sehr schlecht weglegen und hatte es in 2 Abenden durch. Doch ja die Geschichte hat mich gefesselt.

Auch hier geht es dann auch um die Demenz der die Oma verfällt, in kleinen Szenen sehr authentisch wiedergegeben, was mich an das Buch „König im Exil“ erinnert hat – auch wegen der ähnlichen Lebensverhältnisse.

Sehr sympatisch fand ich den schwäbischen Dialekt, in welchem die Stuttgarter Ome immer wieder zu Wort kommt. Ich habe ja selbst 14 Jahre im Schwoabeländle gelebt, und da kommen dann Zweitheimatgefühle hoch. Hier gibt es ein kleines Porträt der Journalistin Petra Mader, vom Stuttgarter Wochenblatt, was auch eine kleine Rolle spielt im Buch. Und wie soll es anders sein, erschienen ist das Buch im Schwäbischen Silberburg Verlag.

Es kommt mir immer wieder und wieder unter, in vielen Geschichten und auch aus eigenem erleben. Das die alten Menschen hart sind und wenn es blöd lief haben Sie Ihre Härte an die nächsten Generationen vererbt. Es ist mir durchaus begreiflich warum die Ome wurde wie Sie wurde, es wird auch nicht viel anderes als ein Schutzpanzer gewesen sein. Aber ich finde es unglaublich traurig das selbst im Alter kein weicher Zug zugelassen wird. Viele alte Menschen werden starrsinnig und regelrecht böse. Da ist nur jedem Kind zu gratulieren was dieser Falle entgangen ist. Und ich bin sehr froh das in unserer Familie die Alten weicher geworden sind, zumindest die Frauen, und die sich anschleichende Demenz auch so etwas wie etwas Ruhe und Frieden, und auch Versöhnung gebracht hat. Ich habe in meiner Jugend gelernt das man vor dem Alter Respekt haben muß und soll. Aber irgendwann ist mir klar geworden das ich das so nicht gelten lassen kann – nur wg. dem Alter. Aber ich habe Respekt vor Menschen die der Härte des gelebten Lebens nicht mit Bitterkeit begegnen oder den Umständen und Anderen Schuld zuschieben.

Ich bin froh das meiner Oma  das Alter die Liebenswürdigkeit ihren Enkeln gegenüber hat wachsen lassen. Für mich bleibt Sie in Erinnerung als diejenige bei der man mehr durfte als zu Hause, die mir das Sticken beibrachte und auch andere Handarbeiten, die mir die letzte Rose aus dem Garten schickte, und sich mit mir nach den Familienfeiern traf, weil Sie wußte das ich die nicht aushalten will. Wir haben immer Halma zusammen gespielt, und als Kind hat Sie mir endlos russische Märchen vorgelesen… ein Traum von Oma. In Dankbarkeit 🙂

Ps.: Buch: Echt lesenswert und interessant auch im Vergleich mit Strittmatters „Laden“ – wäre beides was für den Deutsch- und Geschichtsunterricht. Da sieht man auch das es zwischen Ost und West kein weiteren Unterschiede im Leben gab, damals.

Nachtrag: Im Nachhinein ist mir aufgefallen das etwas fehlt in diesem Buch. Die Erzählerin spart sich Selbst aus. Das Leben von Oma und Enkelin kommt so gut wie gar nicht vor. Sehr schade. Ich glaube das hätte es dann wirklich rund und auch noch etwas persönlicher gemacht.

Mein erfundenes Land

Das was ich von Isabel Allende gelesen habe, habe ich geliebt. Das sind die 3 Geisterhaus Bände und die Jugendbuchtrilogie. Allesamt wunderbare Bücher. Worte die Welten gebären, in die man vollkommen eintauchen kann. Und so geht und ging es mir auch mit „Mein erfundenes Land“ – fast wollte ich schon schreiben mein fremdes Land. Vieles was Sie in den ersten Kapiteln über Chile und die Menschen dort schreibt hat mich doch auch sehr an die Deutschen erinnert *g*. Das gibt sich allerdings nach und nach.

Die Chilenen scheinen ein wirklich besonderes und sehr spezielles Völkchen zu sein und Isabell Allende widerrum der Apfel der weit vom Stamm weg fällt. Sie erzählt über Ihr Leben hier und dort, Anekdoten und Sagen und Geschichten aus Ihrem Geburtsland, und vorallem über die Menschen, Ihre Eigenarten und Marotten. Ein sehr unterhaltsames und teilweise auch lustiges Buch. Mich berührt es besonders da wo Sie von Ihrem Verhältnis zu Chile schreibt; denn es erinnert mich sehr an meine eigene Geschichte. Was ist Heimat? Wer bin ich? Was hat mich geprägt? Wo ist ZuHause und wo gehöre ich hin? Wo ist mein Platz?

Und auch wenn man nie Antworten darauf findet bleibt die Sehnsucht nach diesem geheimnisvollem Raum in welchem sich die schönsten Kindheitsmomente mit den Wünschen nach Zugehörigkeit treffen: in diesem erfundenen Land.

….“ Wir [..die wir häufig Abschied nehmen mußten…] entbehren der Wurzeln und der Zeugen für unsere Vergangenheit und müssen daher der Erinnerung vertrauen, um unserem Dasein Kontinuität zu geben; aber die Erinnerung ist immer unscharf, man kann sich nicht auf Sie verlassen…“

 

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Isabel Allende

Mein erfundenes Land

7,95 € Suhrkamp

Ein Maler aus Deutschland

Ich lese momentan das Buch über Gerhard Richter. Bin dabei auch nochmal auf seine tollen Kataloge gestoßen…ein bisschen beneide ich Herrn Richter das er mit soviel Farbe auf Leinwand malen kann.

Zum Buch: Jürgen Schreiber wird im Klappentext als einer der besten Investigativen Journalisten Deutschlands bezeichnet. Investigativ: von lateinisch investigare ‚aufspüren‘, ‚genauestens untersuchen‘. Ok das war klar, ich habs trotzdem nochmal nachgeschlagen, weil ich bei der Lektüre das Gefühl hatte das Wort Investigativ falsch verstanden zu haben. Momentan bin ich auf Seite 95 angekommen. Und es wurde mehr über seine Tante und die Umstände drumrum berichtet als über Gerhard Richter. Ich hoffe das kommt noch.

Mir geht ganz eindeutig das Gedeutele von noch so kleinsten Begebenheiten in diesem Buch echt auf den Senkel. Deswegen werde ich es wohl auch nicht so richtig zu Ende lesen, sondern eher quer. Für mich hat das sowas schleimiges und überdramatisierendes, sehr unangenehm.

Die Geschichte der Tante und Ihrer Schizophrenie und überhaupt der Vernichtung von soviel Leben was von den Nazies als unwert empfunden wurde ist furchtbar genug. Es ist lächerlich dieses Drama noch mehr steigern zu wollen. Was für mich interessant war, war das da viel in Arnsdorf und Pirna stattgefunden hat, was mir so noch nicht ganz bewußt war. Aber nun ist mir auch klar warum ich beim Namen Arnsorf immer so ein komisches unangenehmes Gefühl hatte. Interessant, die Tante war wohl mit der Malerin Elfriede Lohse-Wächtler zusammen weggesperrt worden, also Sie waren auf der gleichen Station gefangen. Sie wurden beide umgebracht, wie noch viele tausende Menschen mehr.

Mal schauen was sich noch über den Maler erfahren lässt aus diesem Buch.

Beitrag zu Euthanasie bei Kindern auf der ARD http://www.ardmediathek.de/tv/Selbstbestimmt/Selbstbestimmt-Die-Reportage-Die-verge/MDR-Fernsehen/Video?bcastId=7545356&documentId=30544750

zu sehen bis 13.9 2016

Eisenkinder – Sabine Rennefanz

…“Ich konnte mich wie ein Chamäleon in widrigste Situationen einfügen. Vielleicht wird man so, wenn man Brüche in seinem Leben durchgemacht hat, in denen die Existenz davon abhängt, wie gut man Normalität simulieren kann..“

Ich muß meinen ersten Eindruck über das Buch zurücknehmen. Dieses Buch ist natürlich nicht das erste was ich zum Thema gelesen habe. Allerdings ist wirklich jedes Buch zum Thema Wendegeneration sehr eigen, da meistens Biografisch. „Zonenkinder“ hat mir gar nicht zugesagt, weil ich mich einfach so ganz und gar nicht darin erkennen konnte. Vielleicht wäre dies jetzt anders. Im Alter wird man ja doch etwas reflektierter und offener für die Umstände und Kontexte. Eisenkinder sagte mir auf den ersten Seiten auch nicht zu, aber spätestens ab der Mitte hatte mich Sabine Rennefanz gepackt. Und die letzten 2 Kapitel haben mich sehr berührt – hier habe ich auch die Welt die ich kenne wieder erkannt. Sie ist manchmal in Ihren Aussagen ziemlich radikal und am Anfang dachte ich oft, *das kann Sie so verallgemeinert doch nicht sagen*. Aber, es ist eben ihre Welt und ihre Wahrnehmung von der sie berichtet. Ich habe mich sehr gefreut das Buch so schnell in der Bibliothek zu finden. Ich hatte es nämlich schon einige Wochen vorher in der Bahnhofsbuchhandlung in der Hand, und es war mir für ein Taschenbuch echt zu teuer – ich fand den Preis an der Zielgruppe vorbei. Aber das lag vielleicht an der Preiskrönung von Teilen des Textes.

Sabine Rennefanz hat zwischen Lenin, Jesus und Ihrer Karriere aufjedenfall ein Leben gefunden, was viele bis heute vergeblich suchen. Und da hat Sie ganz schön Glück gehabt. Und ich finde es wirklich wunderschön das Sie aus diesem Glück heraus dieses Buch schreiben konnte. Sie weiß wo Sie herkommt, steht dazu und hat das Beste draus gemacht. Aufjedenfall ein Buch zum Nachdenken und zum finden vieler Parallelen zu wichtigen, auch politischen, Vorgängen unserer Zeit, die noch andauern.

Lustigerweise fand ich auf einem Büchertisch passend dazu das Buch „Deutschland – der Abstieg eines Superstars“ – schon vor 10 Jahren erschienen. Aber sicher interessant vor allem wenn ich Kapitelüberschriften wie diese lese: „Der Westen wird zur Kolonie des Ostens“. Da krieg ich ja schon nen Hals. Und ja ich gebe zu da bin ich voreingenommen, aber umso aufmerksamer werde ich es lesen. Denn über seine Gegner sollte man mindestens soviel wissen wie über seine Freunde – alleine für die Argumentation.

Mein Lieblingsroman zum Thema: „Wie es leuchtet“ von Thomas Brussig und auch schwer zu empfehlen ist: „Ab jetzt ist Ruhe“ von Marion Brasch.

Noch verweisen möchte ich auf diesen Blogartikel zum Buch ->

…und das auch

Vor kurzem hatte ich Strittmatters neuere Biografie (Erschienen 2012) von Annette Leo aus der Bücherei mit nach Hause genommen. Ich habe kaum etwas drin gelesen. Denn schon beim durchblättern war ich entsetzt und dachte Ne, das liest Du jetzte ni fertsch, weil da versaust Du Dir den ganzen Laden Zyklus. Denn das erste was ich laß war etwas über seine Beziehung zu seinen Kindern. Das daß mit den Frauen oft nicht so das gelbe vom Ei war, und auch das möchte ich Herrn Strittmatter mal selber ankreiden, hatte ich schon durch_gelesen in den Laden Teilen. Aber ich dachte vielleicht sehe ich das ganze auch zu biografisch. Nun ja, die Bildbiografie, die ich zuerst hatte, siehe einige Einträge weiter vorne, bzw hinten, sprach von einer Idylle auf dem Land. Aber das war wohl nur der stille Traum von Eva, die ich übrigens zuerst fand und auch zuerst laß (wunderbare Gedichte…über Winter, und Nächte und Nachsommereinsamkeit).

Seine Söhne wurden sozusagen des Landhauses verwiesen und mußten bei der Oma beengt in der Stadt wohnen, damit der Herr Schriftsteller seine Ruhe hat. Und die Eva hats erduldet. Ich verzeih Ihr das, denn die Zeiten waren andere. Heute würde ich Ihr das nicht mehr nachsehen und wäre schwer enttäuscht das Sie zu Ihrem Mann statt zu Ihren Kindern hielt, die aber alle er gezeugt hatte. Grrrppffmpf

Dazu grade mal wieder der 2Teiler in der ARD Mediathek (Wiederholung): Das Glück der Hausfrau. Es geht nicht um heute sondern Vergangenes. Die 50/60iger..und auch 70iger..wirklich tiefstes Mittelalter was die Gleichberechtigung angeht. Als Frau, Feministin und Mensch ein äußerst Schmerzhafter Beitrag. Nachhezu schockierend.

Ich vermute auch hier, das dies alles überbleibsel aus Nazideutschland waren. Immer noch die Frau als Arbeitssklave, dem Manne untertan und so gut wie ohne Recht, eigenes Geld oder Möglichkeiten. Schockierend. Ehrlich.  Kinder, Haushalt und für den Mann sorgend. Das wurde Ihnen von Anfang an eingetrichtert. Und viele hatten ein Leben was nur aus Arbeit bestand. Und dafür nicht mal ein Funken Anerkennung oder etwas eigenes Geld. Bei Hobbys, Führerschein, Arbeit auf die Erlaubnis des Mannes angewiesen. Mit gewissen Unterschieden zwischen West und Ost. Ihr wißt schon: Die Arbeiterfrau und so…

man echt erschreckend und so lange ist das alles noch gar nicht her.

Auf dem Büchertisch aktuell

  • Sommertöchter
  • Lebensgefühl Angst
  • Loriot
  • Eisenkinder
  • Wenn Körper und Seele streiken

…also im Großen und Ganzen das Kapitel Schmerz / Loriot als Gegenmaßnahme

Ich werde berichten.

Fahrenheit 451

Kürzlich hat einer der Blogs die ich so „lese“ wieder an Fahrenheit 451 erinnert. Ich habe es nie gelesen, dafür aber eben diesen Film als junges Mädchen gesehen. Und immer noch finde ich Bücherverbrennung eine äußerst gewaltvolle Tat. Es würde mir niemals in den Sinn kommen.

Warum verbrennt jemand Bücher? Man könnte Sie spenden, verschenken, verbasteln, zurückgeben, weitergeben oder gar zur Not ins Altpapier oder so…

Vielleicht hat sich in mir ein kollektives Gedächtnis manifestiert und ich denke bei Büchern und Feuer sofort an die Nazis und Ihre Bücherverbrennungen und an all die schlauen Menschen die damals aus Deutschland flüchten mußten oder umgebracht wurden.

 

Anna Maria Sigmund

Das Buch wirkt ein wenig reißerisch, Titel und Bild. Doch ist es hochinteressant zu lesen. In 7 Kapiteln klärt Frau Sigmund über die Sexualität und verwandte Themen im 3. Reich auf. Von Anfang an fällt auf, dass der Text oft einen sehr kritischen Unterton hat. Am Anfang hat mich das ein wenig gestört. Es fällt sicher schwer bei solchen Themen bei den reinen Fakten zu bleiben. Denn um was es geht ist der Mensch und das Menschliche, sowie die Absurditäten, die Menschen hervorzubringen imstande sind. Mein Buch ist gespickt mit Klebezettelchen.

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Wirklich Hochspannende Fakten und Berichte. Viele kleine Geschichten und Anekdoten.  Am schlimmsten inhaltlich, und oft schwer auszuhalten, das Kapitel:  „Homosexuelle als Volksschädlinge“.

Die Themen reichen von der Figur Adolf Hitler, der Spekulation über seine Sexualität und das, was man über seine Beziehungen weiß; bis zur vorgespielten Moral der NS Elite, die nur allzu oft fast absurd anmutet zur wirklichen Lebensweise derselben. Viele Figuren und deren Wirken im NS Staat werden hier nochmal detailliert dargestellt. Übrigens hat das Buch einen überaus großen Anhang von 35 Seiten mit Anmerkungen und Nachweisen.

Dann wird auch das große Kapitel Kunst und Sport angesprochen, welches den meisten doch am Rande geläufig sein sollte. Hier nochmal sehr gut erzählt. Speziell die Widersprüche und Einteilungen zwischen sauberem Körperkult und sogenanntem „entarteten“. Danach folgt dann das Kapitel Hitler und die Kinder. Dazu gibt es einiges zu sagen. Der Wunsch zwischen Vermehrung der Rasse, dies natürlich möglichst „sauber“, und der Tatsache, dass das deutsche Volk meistens überhaupt nicht so wollte und tat, wie der Herr Hitler sich das so vorstellte. Fast schon lustig (satirisch) in den gesetzlichen Ausartungen der NS Gesetze, die immer wieder angepasst wurden und nach dem großen Endsieg nochmal ganz anders aussehen sollten. Soviel sei gesagt, die Vermehrung der nordisch reinen blonden Rasse hat nicht geklappt. Trotz einiger Kapriolen, die der NS Staat diesbezüglich veranstaltete.

Das vorletzte Kapitel behandelt die nicht stattfindende Aufklärung und schwangere BDM Mädchen. Das letzte Kapitel dann z. B. Themen wie Soldatenbordelle, dass es sie gab und wie es dazu kam – spannende Geschichte, Verbrechen und die Völkerverständigung mit Zwangsarbeitern, die den Staatsmännern viel zu freundlich war.

Besonders erschreckend war für mich die Sicht des 3. Reiches, welches ja nun doch ein paar Jahre gedauert hat, sprich prägend für viele Menschen wurde, auf die Frau. Sie wird eigentlich kaum als Mensch gesehen. Sollte im Grunde genommen keine Bildung haben, bzw. wurden Ihr sowas wie echte Denkprozesse/Wissen/Eigenständigkeit etc. fast vollkommen abgesprochen. Sie sollte Gebärmaschine sein, die Frau am Herd. Die nichts anderes im Sinn hat als Mann und Kind und Haushalt – dies sei eigentlich schon, laut Hitler, ganz natürlich so angelegt. Dies hat noch jetzt Einfluss auf unsere Politik und manche gesellschaftliche Ordnung, sowie die noch viel zu wenig vorhandene feministische Wachheit für Gleichberechtigung bei Frau und Mann in der Gesellschaft. Ich habe durch dieses Buch nochmal ein anderes Verständnis für gewisse Teile von Geschichte/Politik bekommen.

Jede Frau sollte dieses Buch lesen. Ebenso Geschichtsinteressierte oder auch angehenden Juristen. Auch für Künstler sehr spannend. Die Autorin selbst hat noch 2 Bücher über die Frauen der Nazis geschrieben. Mal schauen, ob ich Sie in der Bücherei bekomme, von Frau Sigmund würde ich es gerne nochmal lesen, auch wenn ich mich schon viel mit dem Thema befasst habe. Sicher gibt es auch da einiges an Fakten, was ich noch nicht weiß.

Mir fiel gerade auch auf, dass ich selber mal ein Buch über Hitlers Frauen geschenkt bekam. Von meiner Oma. Allerdings von Guido Knopp, und seine Art fand ich irgendwie immer schon sehr nervig. Im Buch und auch im TV. Schade das ich meine Oma nicht gefragt habe, was Sie eigentlich dazu für eine Meinung hat. Sie wurde Ende der 20iger geboren, hat also doch einiges mitbekommen. Jetzt ist es zu spät. Ich denke das Thema Frauenleben war ihr auch wichtig, und sie wusste das ich mich für Geschichte interessiere. Jetzt ist es nur noch selten so, daß sich jemand Gedanken über meine Interessen macht um mir entsprechend was zu schenken.

Noch ein Link zum Thema, durchaus kontrovers und interessant: http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/sex-unterm-hakenkreuz-ueber-das-erstaunlich-liberale-lustverstaendnis-der-ansonsten-restriktiven-nationalsozialisten-und-was-heute-darueber-geschrieben-wird-ein-ueberblick/

Das Buch ist sehr empfehlenswert für Geschichtsinteressierte und Menschen die sich mit ihren Vorfahren und ihrem Erbe befassen möchten.

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Der Laden Teil 3

So, wie schon mitgeteilt liegt nun „Der Laden Teil 3″ Neben meinem Kopfkissen. Einfach toll. Und eine so schöne Sprache. Und Strittmatter hat wirklich Talent einem das Leben dieser Zeit nahe zu bringen. Einen Nachteil gibt es allerdings. Teil 2 endet mit seinem Schulaustritt und Teil 3 fängt erst nach dem Krieg an, also einige Jahre die da fehlen.  Noch ist mir nicht ganz klar welches seiner Bücher ich lesen muß um die Lücke zu schließen. Es wird sich finden.

Gefunden habe ich auch eine wunderschöne „Biografie in Bildern„. Ein sehr guter Bildband. Wenn ich ihn durchblätter kommt die Sehnsucht nach dem Leben auf dem Lande.

Bilder und Texte aus allen Zeiten. Strittmatters Leben als Kind und Jugendlicher, Im Beruf, mit Familie, alter und neuer, mit seinen Kindern, mit Eva, mit seinen Pferden und sein Leben als Schriftsteller.

Schön.

Ganz sein lassen dagegen habe ich die Reihe von R.R. Martin. Bis zum Ende des 3. Bandes habe ich schnell gelesen und war auch neugierig wie es weitergeht. habe mir dann Band 4 und 5 in der Bücherei bestellt und gleich am Amfang von Band 4 gemerkt. Nöööö, is nich…nervt…zuviel durcheinander und zu Schade um die Zeit. Also nix mehr mit Eis und Feuer und so.

Erfolgreiche Jagt – endlich der 3. Teil von „Der Laden“

DSC02212Gestern bei einem Vormittäglichen Ausflug habe ich ne echte leckere Laugenbrezel erlegt (nur damit schmeckt die Weißwurscht genau richtig), sowie ENDLICH den 3. Teil von „Der Laden“ und als Bonus noch: T.C. Boyle „Die Frauen“.

Gestern Abend dann gleich die ersten Seiten vom 3. Teil verschlungen. Und irgendwie ziemlich irritiert gewesen. Strittmatter schreibt als hätte es zwischen Teil 2 und 3 noch einen Teil gegeben. Und es ist auch ein riesen Zeitsprung vom Ende des 2. Buches zum Anfang des 3. Buches…? Tja, mal schaun ob sich das noch auflöst.

Erster neuer Liebelingssatz gleich unten auf der ersten Seite: „Heute weiß ich, das Siege vorrübergehende Einbildungen von einzelnen Menschen und Menschengruppen sind“

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