Erwin Strittmatter zum 3.

Nun habe ich den ersten Teil von „Der Laden“ beendet. Leider war der 2. Teil in der Bibo nicht vorrätig, nun heißt es abwarten. Bin schon sehr neugierig wie es weitergeht. Der Name Strittmatter ist mir natürlich geläufig gewesen. Bisher hatte ich aber nur Gedichte seiner Frau gelesen, aus dem Buch „Leib und Leben“ – und sie gingen mir sehr nah.

Herr Strittmatter ist politisch betrachtet eine Person über die es sich streiten läßt, aber ich mag mir hier kein Urteil dazu anmaßen. „Der Laden“ in seiner epischen Erzählweise über die Menschen des ländlichen Ostdeutschlands/Sorbischen Landstriches, Ihres Lebens und Wirkens hat mir sehr gefallen. Besonders beeindruckend und schön fand ich die Wiedergabe der sorbischen Mundart und die verschiedenen Sprachvergleiche.

Der Esau war ein Träumer, ein sensibler Junge, der in tiefer Verbindung zu allem stand und mitfühlte. Vielleicht war er auch ein Hochsensibler.

„Hätten Sie mich enttäuschen können, wenn ich Sie gesehen hätte wie sie waren und wie sie noch immer sind und nicht, wie ich mir wünschte, das sie hätten bleiben sollen?“

Auf jeden Fall gefielen mir seine detailreichen Beschreibungen und Geschichten. Und vorallem auch das Nachlesen von Zeitgeschichte aus erster Hand.

„Vom Elektrischen in Bossdom behauptete Großvater, es versaue ihm die Dunkelstunden. Dunkelstunden gehören zu Großvaters Leben. […] Das Simselieren leitet er allemal mit dem Motto ein: Ich muß mir Weile von drinne besehn!“

Ich mag ja Traditionen sehr und auch Trachten und Mundart und vorallem auch Volkslieder finde ich sehr spannend. Esaus Vater hat früher auch immer gesungen und es gab auch eine Singgruppe in Grodk.

 

Die Mehrheit der Deutschen lehnt ja, zumindest meiner Wahrnehmung nach, die eigene Geschichte immer noch so sehr ab (aufgrund des Nationalsozialismus und der DDR Zeit). Dabei ist die Tradition etwas, was uns über unsere Wurzeln aufklärt und sehr viel Halt geben kann, und vorallem auch ein Zugehörigkeitsgefühl welches in Deutschland unbedingt mal wieder etwas ausgebaut werden sollte.

Ich als Ostdeutsches Kind habe kaum Volkslieder gelernt. Nur meine Oma sang das eine oder andere mit mir, Sie konnte aber immer nur eine Strophe. In der Schule haben wir später auch nicht sehr viel gesungen. Inzwischen habe ich ein Buch dazu, nur mit den Noten haperts noch.

Dazu noch einen Filmtip. (ich hoffe ich kann den Film auch nochmal sehen). „Sound of Heimat“

Nachtrag:

Nun las ich den 3. Teil von Erwin Strittmatters Laden. Wie ich schon woanders bemerkte setzt dieser 3. Teil erst nach dem 2. Weltkrieg wieder ein. Ich bin immer noch auf der Suche nach dem Buch was vom dazwischen erzählt.  Alles in allem berichtet er schon viel in Rückblenden. Und wenn ich es so vergleiche scheint von der Naziideologie nicht so viel in den Dörfern der Heide angekommen zu sein. Aber vom drumrum immer noch genug, also zuviel.
Insgesamt finde ich den 3. Ladenteil allerdings etwas stockend und viel weniger im Fluß beim erzählen und den Zeitsprüngen als dies bei den anderen beiden Teilen der Fall war. Aber immer wieder schön. Hauptsächlich wird sehr genau und eindringlich von den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg berichtet. Über Liebe, Lust, Beieinanderliegen und Beziehungen der einfachen Landbevölkerung erfährt man nebenbei auch einiges. Und das klingt irgendwie ganz anders als das was die NS Oberen so wollten.

Ich glaube ich fahr da mal hin. Mag die Heede und Spremberg mal sehn und unbedingt dem netten Dialekt lauschen. Zum Abschluß ein Zitat: Strittmatters Mutter:

Vor zwee, drei Joahren sollten wir mit deutschem Gruß unterschreiben, jetzt solln wa mit sozialistischem Gruß, sagt die Mutter, doa hat sich nich groß was verändert. Ich für meinen Teil soage jedenfalls weiter gun Tag!

Recht hat Sie…

Erschreckend wie das im Osten nach den Nazis mit den Sozialisten weiterging. Und sich heute genau solche Tendenzen, die diese beiden Gruppierungen gemeinsam hatten, immer wieder in unserer sogenannten Demokratie zeigen…. die ewige Geschichte von Staat und Volk? Ich stell mir das anders vor.

Bestseller

Irgendwie ist mir erst vor kurzem klar geworden das es sich bei den Bestsellerlisten um die meistverkauftesten Bücher handelt. Sprich „Literatur“ die die Masse anspricht. Lesetechnisch, oder weil sie cool aussieht im Bücherregal.

Kür51MmSEj6qnL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_zlich habe ich das Buch „The Help“ auf einer dieser Listen entdeckt – unsere Bahnhofsbuchhandlung, wo ich gern mal stöber, hat da ne Extraecke für. Und da dachte ich so, Mensch das kennste doch das Buch. Allerdings unter dem Titel „Gute Geister“. mmmh, ist das jetzt nochmal neu verlegt wurden mit einem anderen Titel damit es besser ankommt? Oder gab es ne neue Ausgabe nach dem der Film dazu lief? Rätselhaft. Aufjedenfall ist es eines der Bücher die ich uneingeschränkt auch von einer Bestsellerliste empfehlen kann, was nicht oft vorkommt. Und der Film ist auch richtig gut!

Zum Trailer -> und zu Infos zum Film/Inhalt!

Meine Lieblinge im Buch: Zuerst einmal die Protagonistin, die an Ihren Traum glaubt. Auch wenn Sie erstmal nur Haushaltstips schreiben darf führt das Leben und Ihr Wille und das Sie sich die ganze Zeit selbst treu bleibt, dazu, das Sie Ihrem Traum immer näher kommt und in ihn hineinlebt. Das macht Mut.

Dann das Hausmädchen Aibeleen mit dem kleinen blondem Kind, und Ihrem liebevollen Umgang mit dem Mädchen.

Die verrückte Außenseiterin die von Ihrem Dienstmädchen heimlich kochen lernt.

Der beste Satz:

Manchmal überspringt Zivilcourage eine Generation. Danke das Du sie uns zurückgebracht hast.

Und mindestens genauso gut ist das was Aibeleen zu Ihrem kleinem Mädchen sagt.

Der Film macht echt Gänsehaut!

Das Buch mit dem Elefanten

Der Held dieser Geschichte ist ein Hundertjähriger der vor seiner eigenen Geburtstagsfeier aus dem Altersheim abhaut. Und er ist einem Elefanten sehr ähnlich, da er sich sehr detailreich an seinen ganzes Leben erinnert, welches in diesem Buch aufgefächert wird. Auf seiner Flucht erlebt er noch jede Menge neuer Abenteuer.

Mich hat vorallem das Cover erstmal sehr angesprochen, weil es wirklich sehr schön gestaltet ist und die Story klang auch sehr witzig. Aber es ist auch ein typischen Spiegelbestsellerlistenbuch. Sprich etwas für den Geschmack der Mehrheit. Ja, es ist durchaus unterhaltsam und auch eine nette Geschichte. Aber wirklich herausragend fand ich es nicht.

Nochmal: Der Laden – Erwin Strittmatter

DSC01993

Der Laden (Teil1) ist ein dickes Buch, und es fesselt mich. Ich tauche ein in Sprachwelten und andere, vergangene Zeiten. Erwin Strittmatter hat wirklich das Talent unglaublich nah zu schildern und zu erzählen aus der Sicht des Jungen. Der die Welt natürlich anders begreift als die Erwachsenen um ihn herum. Wunderschön wie der Junge die Eigenarten der Großen sieht und beschreibt. Wie die sorbisch/deutsche Sprache immer wieder kleine Nebenwelten eröffnet. Spürbar nah das Damals im Text zu erfahren. Das Leben auf einem Dorf. Das einfache Leben, ohne Fernseher oder unserer heutigen Schulbildung. Leben in tiefster Verbindung zum Landstrich, den Tieren und dem Wind, der immer wieder um die Häuser pfeift. Eine Welt, in der das Träumen noch eine nahe, vertraute Natürlichkeit hat, und der Mensch lebt. Lebt mit dem, was ist, was sich begibt und in Verbindung der Generationen und mit der Geschichte. Es ist so ganz und gar nicht meine Welt, aber es ist schön von Ferne in sie einzutauchen.

Noch ist die Zeit nach dem 1. und vor dem 2. Weltkrieg. Die Welt klingt trotz allem Schwerem noch irgendwie heil und sortiert. Die Philosophie der Menschen ist die des Alltags, einfach, schlicht und wahr. Und Herr Strittmatter weiß noch wie es war mit den Augen des Jungen die Welt zu betrachten.

Soziologie im weitesten Sinne

Ichlinge, Buch

Sachbuch: Zur Abwechslung lese ich gerne Sachbücher. In den letzten Monaten habe ich das eine oder andere Gute erwischt. z.B. „Ichlinge“ von Herrn Valentin (schöner Name :)). Ich kann das Buch so ziemlich jedem empfehlen. Singles und Alleinstehenden zur Aufarbeitung der eigenen Kindheit und vorallem Hinterfragung eigener Verhaltensweisen. Eltern zur Hilfe um aus Ihrem Kind keinen Ichling zu machen. Und allen Anderen weil es einfach sehr lehrreich, spannend und unterhaltsam ist. U.a. sehr viel Kulturgeschichte. Es ist wirklich so geschrieben das es auch als Entspannungs- und Abendlektüre durchgeht. Obwohl zwischendurch wirds bissle gruslig, das vielleicht nicht grad vorm einschlafen lesen, aber das sehen Sie dann schon.

Nach diesem Buch erübrigen sich wahrscheinlich so einige Erziehungsratgeber. Und auch grundlegende Gesellschaftsfragen sind auf dem Tisch! Für mich hauptsächlich das Thema Empathie, welche immer mehr zu verschwinden scheint. Aber sie hat halt auch ganz viel mit Einfühlung und damit auch mit einem Gegenüber zu tun.

Bei Goldmann gibts dazu ein kleines Special, mit ein paar Seiten zum reinlesen.

Also, unbedingt lesen!

Markus Zusak – Die Bücherdiebin

Eines der wenigen Bücher die mich zum weinen gebracht haben. Ein unglaubliches Werk. So tief, so offen, und trotz des schrecklichen Themas so heilsam.

Und der Tod wie ich Ihn mag in diesem Buch, wie er liebevoll die Menschen in seine Arme nimmt und davon trägt.

Ein Mädchen was ein neues Zu Hause findet, bei „Ihrem“ Papa. Der Papa ein liebevoller Vater meiner Träume.

Und sie liest, sie liebt die Bücher, genau wie ich!

Freundschaften, Krieg, Elend, Verfolgung, Rettung…

Lieber Herr Zusak tausend Dank für dieses Buch!

Weiter Neue Beiträge

%d Bloggern gefällt das: