Ein deutscher Sommer – Peter Henning

DSC04084Vor 3 Tagen habe ich „Ein deutscher Sommer“ beendet – hatte mir am Wochenende ganz viel Lesezeit gegönnt, und das Buch ist auch eins, welches man schwer weglegen kann. Ich habe es oft vorm einschlafen gelesen, kann ich nicht so empfehlen, ich bekam nämlich Alpträume. Ist ja auch eine grauslige Geschichte, die allerdings wirklich richtig gut in diesem Roman erzählt wird.

Peter Henning läßt der Geschichte den Respekt entgegenkommen, den dieser Roman auch braucht um überhaupt aufschreibbar zu sein. Es gab damals in Gladbeck Todesfälle wie den italienischen Jungen, der versuchte seine kleine Schwester zu beschützen, und die bekannteste Geisel Silke Bischoff. Kein einfacher Ausgangspunkt. Doch die Pietät, die ich mir bei solchen Themen immer wünsche, ist hier gegeben.

Im Grunde erzählt Henning die Geschichte auch mit vielem was drumrum stattfand, und hätte stattfinden können. 4 Jahre recherchierte er, der selber im Bereich Journalismus 20 Jahre tätig war, dafür. Und wer sich erinnert, spielte vorallem der Journalismus und seine Art des Arbeitens eine ganz ganz große Rolle. Es wurden Grenzen überschritten. Ich fand es damals schon „unmöglich“, genauso wie heute auch noch. Und es ist mir ein Rätsel wie Menschen so handeln können, auf diese grenzenlose Art (inzwischen – 2016 – ist es mir kein Rätsel mehr) ist. Die Geiseln wurden ja nicht nur von den Tätern zur Schau gestellt, sondern auch von der Presse, die auch den Geiselnehmern viel Raum gab sich zu äußern. Und auch die Menschen die ganz nah rangingen, die Gaffer und Sensationsgierigen. Das muß echt die zusätzliche Hölle für die Geiseln gewesen sein, so begafft zu werden in solch hilflosen Momenten. Momenten in denen man ausgeliefert ist.

Da war von Anstand und Menschenwürde nicht mehr viel übrig.

Peter Henning nähert sich den Begebenheiten vielleicht gerade deswegen auf den Spuren verschiedener Menschen, und nicht der Sachlage. Menschen die stark mit dem Fall in Berührung kamen und Menschen die involviert waren, und Menschen die nur am Rande vorbeischlitterten. Ein Panorama des Deutschen August 1988. Damals gab es noch einen Sendeschluß im Fernsehen.  Westdeutschland und Ostdeutschland mit Grenzewall. Und die D Mark. Und das mit den Telefonen war auch noch ganz anders. Nix groß mit Handy und so, auch wenn das kaum mehr vorstellbar erscheint.

Ich habe die Protagonisten nochmal rausgeschrieben, auch für mich. Hatte ganz schön zu tun die Geschichten auseinander zu halten und wenn es mein Buch wäre würde ich das farblich markieren, weil ich es sehr interessant fände jeden Strang für sich nochmal am Stück zu lesen.

In letzter Zeit scheint das ja sehr beliebt zu sein, in Büchern und auch Filmen, bzw. immer beliebter zu werden. Mehrere Erzählstränge und ein Springen und Hüpfen dazwischen. Hier unterstützt es sicher das Konfuse was die ganze Begebenheit hatte, aber macht es eben auch nicht leichter zu folgen.

Hier die Protagonisten, in der Reihenfolge in der Sie im Roman auftauchen, nicht nach Wichtigkeit sortiert:

  • Maibach (Jounalist),
  • Brigitte (Schriftstellerin und Witwe eines Kriegskorrespondenten)
  • + Freundin Helga (Lektorin),
  • Thomas Bertram (Journalist) + schwangere Freundin Amina + Sohn Paul + Geliebte,
  • Rolf Kirchner (Polizist, SEK Dortmund) + Frau/Sohn,
  • Marc Steiner + Vater + Freundin,
  • Chris (Taxifahrerin),
  • Adam (Busfahrer),
  • Ahrens (Fotograf) + Frau/Tochter

dazu die Geiselnehmer und einzelne Geiseln sowie verschiedene Pressmeldungen.

Über die Geiseln wird wenig geschrieben, was auch gut so ist – außerdem waren Sie ja im Auge des Hurrikan und alles andere drumrum drehte sich. Sie waren zum stillsitzenbleiben verdammt. Von bewaffneten Verbrechern bedroht.

Mir erscheint der Roman so gut recherchiert und mit soviel Vorstellungsvermögen und Feingefühl erzählt, das es egal ist wer von den Figuren wirklich existiert hat, welche Personen aus vielen besteht und wer erfunden ist. Diese ganze Realität ist einfach erschreckend. Vorallem wenn man sich die Bilder vor Augen führt an die man sich erinnert bzw. diesen nochmal im Netz begegnet. Erschütternd.

Vor einiger Zeit gab es z.B. bei Web.de eine Art Rätsel zu Verbrechen unserer Zeit und diese hatten doch wirklich ein Bild von Silke Bischoff + Geiselgangster gepostet. Ich schrieb, als ich es sah, sofort an die Redaktion, weil ich fand das geht gar nicht. Ich empfand das als Verletzung von Persönlichkeitsrechten (da kennt die Presse ja oft null Grenze). Das Bild war dann weg. Bei der Recherche zum Buch allerdings habe ich entdeckt das wirklich noch viel Material im Netz ist und diese Geiselnahme noch sehr sehr nah ranholbar ist, auch für Menschen die nicht davon betroffen waren. Und das fand ich echt krass. Ich denke die Zeit die es bis zu diesem Buch gebraucht hat war wirklich notwendig um es genauso schreiben zu können. Ich finde es sehr gut und kann es uneingeschränkt empfehlen. Über das Thema der menschlichen Abgründe sollte man sich allerdings bewußt sein.

Bei derFreitag gibt es einen ausführlichen Bericht zum Buch mit Bildern und Filmen wen es interessiert. Ich bin da schon hängengeblieben und habe echt weinen müssen über das Material. Silke Bischoff ist mir noch sehr im Gedächtnis und Ihren frühen Tod nach diesem Drama werd ich auch nicht vergessen. Ich empfand es als ganz tiefes Gefühl diese Verbindung, nach der Lektüre die echten Bilder zu sehen, kann das gar nicht richtig beschreiben. Da ist natürlich auch immer wieder ein Erschrecken über die nicht genutzten Chancen der Polizeit, das finde ich mit das schlimmste. Und ich kann mir gut vorstellen das man hier schnell in einem warum steckenbleiben kann.

Aber es macht für mich den Roman noch bedeutsamer. Und wie ich schon in einem vorherigen Post erwähnt habe, ich finde es richtig richtig gelungen und vorallem großen Respekt das sich Peter Henning an dieses Stück Zeitgeschichte gewagt hat und wie er es mit viel Würde aber trotzdem klar und deutlich umgesetzt hat. Ich denke die Innenschau der verschiedenen Menschen hilft sehr sich der Situation in Ihrem Ausmaß anzunähern.
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Peter Henning
Ein deutscher Sommer
Taschenbuch 12,99 € inzwischen bei btb
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Zeit wirds…

… mal wieder einen Artikel zu schreiben. Der Herbst kommt in zügigeren Schritten als gedacht. Doch dürfen Wir hier grade ein paar schöne milde Tage erleben. Die Bäume färben sich schon und es wird wieder früher dunkler. Die ersten Kastanien habe ich auch schon gesammelt und für gemütliche Stunden zu Hause gibt es sehr viel Büchervorrat.

Doch wie es so ist wenns kälter wird kommt auch die Wolle wieder mehr zum Zuge, und dabei liest es sich schlecht. Wahrscheinlich ein grund warum es zur Zeit etwas schleppend vorwärts geht mit dem Lesestoff. Oder vielleicht auch weils eher schweres Zeug ist und ich auch grad anderweitig viel zu tun hab.

Momentan teilen diese 3 Bücher Abends mit mir das Bett – die auf eine gewisse Art sehr gut zusammenpassen:

DSC04036 “ Ein deutscher Sommer“ wollte unbedingt aus der Bücherei mitgenommen werden und ist schön dick. So was mag ich ja.

Es geht um die Enführungen damals in Gladbeck 1988. Das Thema hat mich schon derzeit ziemlich mitgenommen. Wie Ihr auf dem Cover seht war das wirklich eine furchtbare Geschichte in welcher Die Geiseln von 2 Bankräubern in aller Öffentlichkeit durch Deutschand getrieben wurden. Die Presse ganz nah dran und immer am Ball, eine Jagd? Ein Fängerspiel? Aufjedenfall äußerst Makaber und ein Versagen der Polizei von Anfang an.

Ich finde das Buch sehr gut und ich finde es gut das sich jemand an diesen Stoff getraut hat. Eine Michung aus Wahrheit und Erfindung. Wahrscheinlichkeiten eben, wie das Leben sie so schreibt.

Es gibt sehr viele Menschen die hier eine Rolle spielen – die mehr oder weniger mit dieser Begebenheit zu tun haben. Ich muß sagen das macht das Buch auch schwierig, weil man sich ungemein konzentrieren muß bei welcher Geschichte man grade ist…  man wird nach ein paar Seiten einfach in die nächste geschleudert. Ich hätte mir gewünscht das das etwas gekennzeichnet wäre mit Farben oder kleinen Unterüberschriften. So muß man immer tierisch überlegen. Aber vielleicht ist das auch gewollt. Wer weiß. Durchaus Vorstellbar. Ich kann das Buch empfehlen und werde nochmal eine Aussage treffen wenn ich es fertig habe, bin erst bei der Hälfte.

„Raus aus dem Geldspiel“ ist mir empfohlen wurden und es triggert so manche „Phantasie“ aus jüngeren Jahren an. Es geht um die Matrix und darum wie Wir uns die Welt selbst ausdenken und wo wir massenweise Energie generieren in oft nicht so sinnvolle Projekte. Ja, ein ganz eigenes Thema aber durchaus spannend und interessant. Und warum nicht mal ein Experiment wagen. ich werden zumindenst ausprobieren was auszuprobieren ist. Heißt es doch so schön: Gedanken werden Dinge, und da ist durchaus einiges dran, ganz unesoterisch.. – und läßt sich sicher bald auch durch Quantenphysiker erklären. Ein kleine Erleuchtung gab es schon: wenn Wir Dinge beurteilen manifestieren wir diese egal ob positiv oder negativ. Wir geben dem durch unser Urteil mehr Wahrheit und Akzeptanz. Also ein hoch auf die Pragmatiker (da bin ich noch am üben schon seit Jahren)

Pema Chödröns Buch hatte ich mal zufällig bei Amazon entdeckt, wo ich eine lange Wunschliste pflege. Sie hat schon viele Bücher geschrieben und ich bin ja ein großer Fan des Buddhismus und auch seinen Ansätzen zum Thema Psyche, miese Zeiten und den kleinen Toden die man im Leben so stirbt. Ein stirb und werde…

Mir tut das Buch gut, weil Pema Chödrön Dinge in Worte fast die auch schon länger in meinen Gedanken unsortiert und unwörtlich rumschwirren. Und ich denke ich werde sicher noch das eine oder andere Buch besorgen wenn dann die Zusammenbruchszeiten ganz vorbei sind (geht das überhaupt?..naja aufjedenfall später ebenmal). Ich mein wenn man es schon bis zu diesem Buch geschafft hat liegt das Zusammenbrechen wahrscheinlich schon eher hinter einem. Wenn sich das noch anders ergeben sollte werde ich berichten wenn ich fertig gelesen habe. Aujedenfall gute und guttuende Lebensweisheit. Tröstlich und angenehm. Nachtrag: mir ging dann so auf das wir es uns wahrscheinlch besonders schwer machen durch die Annahme das die Dinge so und so sein müssen und so und so einen Ablauf haben, sprich erstmal auf dem Weg dann der Zusammenbruch und dann das daraus erheben. Aber dem ist nicht so, sondern manchmal läuft alles total durcheinander und es gibt nicht immer einen genauen Punkt an dem alles so ist also z.B. Zusammenbricht. Ich glaube sogar es kann auch alles aufeinmal geben. Und wenn ich das so sehe ist es doch auch viel einfacher weiterzugehen. Ich muß dann nicht überlegen was wichtig ist, sondern ich gehe einfach und tue was grade getan werden kann.

Dazwischen beschäftige ich mich mit der Vorbereitung auf die Prüfungslernerei *seufz* und noch so einigen anderen Sachen zum Thema Beruf/Berufung. Und manchmal lenk ich mich auch ab: z.B. mit Basteleien -> fliegende Cupcakes oder auch auf Deutsch Kleine Kuchen 🙂 – schließlich wird es jetzt Zeit einen Farbvorrat zu schaffen für die graueren Jahreszeiten.

DSC04031DSC04038Ach und Kastanien sammeln – da kommt Freude auf wie früher als Kind – am liebsten und schönsten find ich die die noch in der Schlae liegen <3, Bücher aus Briefkästen holen von liebenswerten Mitbloggerinnen (hier von Literaturen). Und hübsche Ecken mit dem wertvollen Geschenken der Natur dekorieren.

Zur Aufmunterung spiele ich auch neuerdings jeden Morgen ein Spiel, seit 4 Tagen halt ich schon durch. Es nennt sich Aufmunterungsspiel. Da nimmt man sich kleine Sachen vor, wie z.B. jetzt aufzustehen, sich anzuziehen, Wasser zu kochen etc. Und jedesmal wenn man es geschafft hat lobt man sich, gern auch laut (macht nochmehr Spaß). Erst ist das wie sich selbst veralbern – was ja auch cool sein kann und noch niemals nie geschadet hat, dann wird das wirklich lustig und man bekommt richtig gute Laune davon – das war so ein Inspirationsfunken von Veit Lindau (Coach und Speaker). Eine super Sache. Falls Ihr es auch mal ausprobiert gebt doch mal Feedback 🙂

DSC04032ps.: die 2 ersten kleinen Hokaido Kürbisse hab ich auch schon eingekauft,

ich sammel die auf Vorrat für den Singelhaushalt, also die extra Kleinen 🙂

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