Susanna Tamaro weiß zu berühren. Die Frage ist nur wo lasse ich mich berühren. Bzw halte ich diese Berührung auch aus. Love. Ich sammle so ein wenig Bücher mit dem Wörtchen „Liebe“ im Titel – ich muß gestehen weit bin ich damit noch nicht gekommen obwohl dieses Wort in den Büchern sehr oft erwähnt wird.
Aufjedenfall lief mir dieses Bändchen ganz passend beim Local Dealer für Gebrauchtes über den Weg. Und ich habe es auch schon weitergegeben. An die Bücherei gespendet. Ich glaube das war ein Fehler. Denn eigentlich möchte ich nicht das jemand dieses Buch liest, lesen muß bzw. ausversehen drüberstolpert, so wie ich.
Das Büchlein ist grausam. Ganz das Gegenteil von Love. Eine andere Art von Untiefe. Eine die ich nicht lesen möchte, von der ich nicht berührt werden will und von der ich mich frage warum es darüber Geschichten geben muß. Und der Titel, soll er zeigen das unter Liebe nicht jeder das gleiche versteht? Wer verwechselt denn Grausamkeit mit Liebe? Bzw kann es sein das jemand das nicht auseinanderhalten kann? Ich verstehe durchaus das man in Situationen verharren kann weil man denkt es ist sowas wie Liebe, aber dann haben diese noch nicht die Grenze zur Grausamkeit durchbrochen, meine ich. Es geht einzig und allein um Grausamkeiten. Ich habe es nicht zuende gelesen. Konnte nicht.
Oder sind die Geschichten deshalb so Grausamkeit weil Sie von Momenten und Beziehungen erzählen wo es grade ganz anders sein sollte? Wobei wenn ich mir die Geschichte mit dem Zigeunermädchen anschaue, da sollte das ganze erzählte Leben so nicht sein. Nichts davon. Ich frage mich wie gut es sein kann dunkle Geschichte zu erzählen. Trauriges und Schmerzhaftes noch mehr in der Welt zu verteilen. Lesen Menschen die steinerne Herzen habe solche Bücher? Und reicht es nicht das es ähnliche Geschichte wirklich gibt?
Es gibt die Anekdote mit Fellini: „1990 wurde sie von Federico Fellini entdeckt, er hatte „Love“ gelesen und war tief gerührt“ schreibt Perlentaucher Woher weiß man ob das stimmt. Und warum war Fellini wohl so berührt? Und vorallem wie? Ich bin auch total berührt, aber an einer Stelle an der ich nicht berührt werden will, weil es erinnert an Dinge an die man nicht erinnert werden will, real oder nicht real, aufjednfall in den Gedanken, im Kopf, im ganzen Körper, und weil es dort berührt wo man empfindlich ist weil man vielleicht durch besondere Sensibilität alles so nachfühlen kann und dieses Buch einfach schmerzt bis in die Untiefen. Vielleicht war Fellini berührt weil jemanden seinen Schmerz, oder zumindest einen Schmerz den er kannte in Worte fasste. Vielleicht.
Ich habe auf Spiegel online noch eine ganz Zauberhafte Rezension von 1995 zu „Geh wohin dein Herz Dich trägt gefunden“ – das muß ich auch nochmal lesen, ist schon zu lange her.