Erbmütter und Welttöchter – Literatur des Nordens 3 von 3

DSCN1978„Erbmütter und Welttöchter“ aus dem kleinen feinen Eichenspinner Verlag aus Chemnitz begleitet mich seit einiger Zeit. Rauni Magga Lukkari mit dem poetischen Zyklus Erbmutter (Árbeeadni) und Inger-Mari Aikio-Arianaick mit der Gedichtsammlung Máilmmis dása (Aus der Welt nach Hause), Mutter und Tochter, vorallem Frauen, sind hier zu lesen.

Viele Gedichte behandeln eindeutige Frauenthemen wie das Schwanger sein, Babys, Beziehung zu Männern, Mutter, Tochter, Bruder… und anderes, Schmerz, Trauer, Lust, Streit, Körper…

Fremd ist mir die sámische Lyrik nicht. Auch hier liest man die Landschaft durch die Zeilen, und die Härte des Lebens, genauso wie die Sehnsüchte und all die kleinen Glücke die man so geschenkt bekommt. Die Texte in Originalsprache kann ich leider nicht lesen, da ich nicht weiß wie man Sie ausspricht… in der eigenen Sprache zeigen Gedichte ja immer nochmal Ihren Rythmus, den man selten übersetzen kann. Die Sámen mußten um Ihre Kultur kämpfen und die samische Literatur ist jung weil Sie aus einem Volk kommt welches sich die Geschichten erzählte. Nachzulesen ausführlich im Anhang. Ja der vielgeliebte Anhang, der ja oft auch nochmal einen Blick auf sonst fremdes offenbart und Bücher ergänzt zu einer guten ganzen Fülle.

DSCN2016Die Schreibkultur, diese Lyrik der Sámi scheint eine ganz weibliche Sache zu sein, ursprüngliche Kulturpflege, matriarchalisches Erbe vom feinsten. So wie es in unserer Kultur nicht mehr vorhanden ist und erst wieder neu erobert werden muß. Man spürt die Frauenseelen in all den Zeilen. Ganz bei sich. Selbstbewußt und klar und sehr inspirierend. Die beiden Autorinnen haben schon sehr viele Bücher veröffentlich und sind in Finnland sehr bekannt.

Die Texte haben eine besondere Form die man gesungen Joiks nennt, erinnern an Haikus oder auch an Elfchen, die gerade meine eigene bevorzugte Poesieform sind. Joiks sind traditionelle Gesänge der Sámi.

Ein wunderschöner Band den ich sehr empfehlen kann, jeder Frau, und jedem den Lyrik interessiert. Und die wunderschöne Aufmachung mit dem Pappband und dem Bronzedruck brauche ich ja nicht extra zu erwähnen: siehe Bilder

Erbmütter und Welttöchter

212 Seiten, (Semi-)Hardcover, Prägedruck Bronze

Eichenspinner Verlag

16,80 €

 

Hier die wunderschönen Joiks zum reinhören

Und noch ein Film aus den 70igern zum Volk der Sámi – enjoy the North

 

Literatur des Nordens 2 von 3

DSCN1550Geschichten? Märchen? Sagen? Aus dem Norden von Isabel Greenberg (hinter dem Link gibt es eine Leseprobe und einen kleinen Film). Am Anfang dachte ich, es handle sich um eine Sammlung von Weltenentstehungsgeschichten, Überlieferungen, neu erzählt und interpretiert. Vielleicht ist es auch so, aber eine Ahnung sagt mir das meiste doch eher eine freie Erfindung ist, was mich persönlich im laufe des Lesens etwas unruhig machte, der Wirkung des Buchs aber keinen Abbruch tut. Vielleicht hat mich auch der Titel „Die Enzyklopädie der Frühen Erde“ denken lassen das es um Volkssagen geht.

Im Zuge meiner Diplomarbeit vor vielen Jahren habe ich mich mal mit Schöpfungsmythen weltweit beschäftigt, und deshalb denke ich auch das hier doch eher erfundenes erzählt wird.

DSCN1551Ich mochte den Zeichenstil von Isabel Greenberg von Anfang an, sehr einfach, aber auf den Punkt. Die Reduktion der Farben verstärkt für mich die Wirkung der Bilder. Das mit dem gelben Hintergrund ist eine Außnahme und ist die Innenseite des Covers.

Am Anfang kann man sehr gut folgen im Laufe der Geschichte wird es etwas wilder, passend zu Eis und Schnee und der markanten nicht unbedingt lebensfreundlichen Umwelt des Nordens.

Das Buch ist voller Fantasie, die aber meiner Meinung nach immer eng an die echten Geschichten anknüpft, vielleicht geht es auch gar nicht anders. Wirklich märchenhaft und spannend all die Geschichten.

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Soviel Phantasie und Erzählfreude macht richtig Spaß. Finde es so wunderbar das dieses Buch einen Verlag gefunden hat.

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Die Enzyklopädie der Frühen Erde

Isabel Greenberg

Suhrkamp Taschenbuch 4561

D: 16,99 €

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Literatur des Nordens 1 von 3

Manchmal häufen sich die Dinge ganz zufällig, indem wie Sie einem eben zufallen. Dieser wunderbare Umstand faszinierte mich am Jahresende als mir 3 Bücher mit nordischem Inhalt begegneten.

Buch Nummer 1: Zwei „alte“ Frauen von Velma Wallis

4B56696D677C7C32383930353533317C7C434F50Dies ist die Ausgabe von 2011, es gibt auch eine aktuellere und zwei ältere. Es ist ein ganz kleines Büchlein, und ein schönes. Eine Geschichte aus dem Volk der Athabaskastämme, den Gwich´in. Die hier aufgeschriebene Legende ist sehr alt und wurde von einer Generation zur nächsten getragen in der alten Weise des Geschichten erzählens.

Ganz interessant zu wissen ist das Velma Wallis` Großmutter ähnliche Erfahrungen machte und Velma sich wohl deshalb der Geschichte verbunden fühlt, so sehr das sie diese für mehr Menschen zugänglich machen wollte. Velma Wallis kennt das Leben genau von welchem Sie hier berichtet. Als umherziehende Jäger in Schnee und Eis. Man ist sehr schnell mittendrin und freut sich über die Schilderungen der Natur. Trotzdem geht es um ein hartes Leben, aber auch um ein Leben in und mit den Kreisläufen der Natur.

Ich denke man kann diese Legende durchaus als Gleichnis bezeichen. Es führt auf beiden Seiten, also bei den zwei alten Frauen auf der einen und Ihrem Volk auf der anderen, zu Veränderungen, deren Weisheit dann noch Generationen später erzählt wird.

Wirklich ein schönes Büchlein an einem Winterabend. Und eine wichtige Geschichte die wir uns heute noch genauso zu Herzen nehmen können. Übrigens ein ausführliches und sehr interessantes Nachwort zur Autorin, zur Geschichte und zur Entstehung des Buches.

Hier noch ein ganz wunderbares Kommentar einer weiteren Leserin

Zwei alte Frauen

Eine Legende von Verrat und Tapferkeit

128 Seiten,Gebunden (Leinen)
Piper Verlag 10 €

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