Geschichte des Tattoos

Jérôme Pierrat, Chefredakteur eines französischen Tattoomagazins, stellte fest, dass es immer mehr Tätowierer gab, und das interessierte ihn wohl genauer. Von ihm ist der Text in diesem Buch, gezeichnet wurde das Comic von Alfred. Mich haben Tattoos schon immer fasziniert, und mich hat immer interessiert welche Bedeutungen jeweils dahinter steckten.

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Sich ein Tattoo stechen zu lassen ist ziemlich schmerzhaft, aber das hält die Leute nicht davon ab, im Gegenteil oft wird dieser Schmerz als eine Art Initiation wahrgenommen. In einer Zeit und in Kulturen, wie der unseren, wo Traditionen fehlen, vielleicht eine neue Art eines Ritus? In verschiedenen Kulturen gab es schon immer ganz bestimmte Tattoos z.B. für Krieger, Bandenmitglieder aber auch aus ästhetischen Gründen. Sichtbar oder auch absichtlich unsichtbar getragen sind sie für viele Menschen sehr wichtig und oft Statussymbole oder Kennzeichen ihrer Kultur. Die Bedeutung einzelner Bilder erforschte man dann auch, z.B. in Frankreich um Verbrecher zu identifizieren. Aber auch um andere Völker zu verstehen.

In anderen Ländern und auf anderen Kontinenten spielten die Tattoos eine viel traditionellere und auch „heilige“, eng mit der Kultur verbundene, Rolle.

Die Geschichte des Tattoos ist lang, sie sind an gefundenen Skeletten nachgewiesen wurden. Dort wo keine Kleidung vorhanden war blieben die „Zeichnungen“ erhalten. Dazu gibt es eine schöne Einführung im Buch. Verschiedene Völker, Techniken und ihre jeweilige Kunst werden vorgestellt. Erzählt wird die Geschichte im Buch von einem Gefängnisdirektor.

Es gibt wahre Künstler unter den Tätowierern, auch heute. Wo gab es Tatoos früher, wie verbreiteten sich diese und wie kamen sie zu uns bzw. waren sie schon da? Die Seefahrt ist ein wichtiger Aspekt der Geschichte. Das alles erzählt dieser spannende Comic.

Am Ende des 19. Jahrhunderts öffneten die ersten Tattoo Läden in Europa, das Tattoo begann seines Siegeszug bei uns – heute kaum mehr wegzudenken. Damals ließen sich auch die ersten Frauen tätowieren. Bekannt waren z.b. Irene Woodward, Bella Angora oder Djita Salomé. Sie ließen sich mit ihrer Kunst auf den Körpern oft lange Jahre ausstellen, tourten durch die Lande. Und es gibt einiges an Bildmaterial dazu. Es ging tatsächlich um fast komplett tätowierte Körper, auch bei den Frauen.

Einiges an Fotos ist hier zu finden:
https://www.tattooarchive.com/index.php

Alles in allem ein sehr interessantes Buch mit 66 Seiten.
In der Reihe „die Comic-Bibliothek des Wissens“ gibt es noch Themen wie: Das Internet, Bienen, Das Universum usw. alle von jeweils anderen Künstlern und Künstlerinnen und Autoren und Autorinnen.

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Tattoos (Link mit Leseprobe)
Jérôme Pierrat
und Alfred
aus der Reihe „Die Comic-Bibliothek des Wissens“
erschienen bei Jacoby Stuart
12,- €
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Anna Maria Sigmund

Das Buch wirkt ein wenig reißerisch, Titel und Bild. Doch ist es hochinteressant zu lesen. In 7 Kapiteln klärt Frau Sigmund über die Sexualität und verwandte Themen im 3. Reich auf. Von Anfang an fällt auf, dass der Text oft einen sehr kritischen Unterton hat. Am Anfang hat mich das ein wenig gestört. Es fällt sicher schwer bei solchen Themen bei den reinen Fakten zu bleiben. Denn um was es geht ist der Mensch und das Menschliche, sowie die Absurditäten, die Menschen hervorzubringen imstande sind. Mein Buch ist gespickt mit Klebezettelchen.

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Wirklich Hochspannende Fakten und Berichte. Viele kleine Geschichten und Anekdoten.  Am schlimmsten inhaltlich, und oft schwer auszuhalten, das Kapitel:  „Homosexuelle als Volksschädlinge“.

Die Themen reichen von der Figur Adolf Hitler, der Spekulation über seine Sexualität und das, was man über seine Beziehungen weiß; bis zur vorgespielten Moral der NS Elite, die nur allzu oft fast absurd anmutet zur wirklichen Lebensweise derselben. Viele Figuren und deren Wirken im NS Staat werden hier nochmal detailliert dargestellt. Übrigens hat das Buch einen überaus großen Anhang von 35 Seiten mit Anmerkungen und Nachweisen.

Dann wird auch das große Kapitel Kunst und Sport angesprochen, welches den meisten doch am Rande geläufig sein sollte. Hier nochmal sehr gut erzählt. Speziell die Widersprüche und Einteilungen zwischen sauberem Körperkult und sogenanntem „entarteten“. Danach folgt dann das Kapitel Hitler und die Kinder. Dazu gibt es einiges zu sagen. Der Wunsch zwischen Vermehrung der Rasse, dies natürlich möglichst „sauber“, und der Tatsache, dass das deutsche Volk meistens überhaupt nicht so wollte und tat, wie der Herr Hitler sich das so vorstellte. Fast schon lustig (satirisch) in den gesetzlichen Ausartungen der NS Gesetze, die immer wieder angepasst wurden und nach dem großen Endsieg nochmal ganz anders aussehen sollten. Soviel sei gesagt, die Vermehrung der nordisch reinen blonden Rasse hat nicht geklappt. Trotz einiger Kapriolen, die der NS Staat diesbezüglich veranstaltete.

Das vorletzte Kapitel behandelt die nicht stattfindende Aufklärung und schwangere BDM Mädchen. Das letzte Kapitel dann z. B. Themen wie Soldatenbordelle, dass es sie gab und wie es dazu kam – spannende Geschichte, Verbrechen und die Völkerverständigung mit Zwangsarbeitern, die den Staatsmännern viel zu freundlich war.

Besonders erschreckend war für mich die Sicht des 3. Reiches, welches ja nun doch ein paar Jahre gedauert hat, sprich prägend für viele Menschen wurde, auf die Frau. Sie wird eigentlich kaum als Mensch gesehen. Sollte im Grunde genommen keine Bildung haben, bzw. wurden Ihr sowas wie echte Denkprozesse/Wissen/Eigenständigkeit etc. fast vollkommen abgesprochen. Sie sollte Gebärmaschine sein, die Frau am Herd. Die nichts anderes im Sinn hat als Mann und Kind und Haushalt – dies sei eigentlich schon, laut Hitler, ganz natürlich so angelegt. Dies hat noch jetzt Einfluss auf unsere Politik und manche gesellschaftliche Ordnung, sowie die noch viel zu wenig vorhandene feministische Wachheit für Gleichberechtigung bei Frau und Mann in der Gesellschaft. Ich habe durch dieses Buch nochmal ein anderes Verständnis für gewisse Teile von Geschichte/Politik bekommen.

Jede Frau sollte dieses Buch lesen. Ebenso Geschichtsinteressierte oder auch angehenden Juristen. Auch für Künstler sehr spannend. Die Autorin selbst hat noch 2 Bücher über die Frauen der Nazis geschrieben. Mal schauen, ob ich Sie in der Bücherei bekomme, von Frau Sigmund würde ich es gerne nochmal lesen, auch wenn ich mich schon viel mit dem Thema befasst habe. Sicher gibt es auch da einiges an Fakten, was ich noch nicht weiß.

Mir fiel gerade auch auf, dass ich selber mal ein Buch über Hitlers Frauen geschenkt bekam. Von meiner Oma. Allerdings von Guido Knopp, und seine Art fand ich irgendwie immer schon sehr nervig. Im Buch und auch im TV. Schade das ich meine Oma nicht gefragt habe, was Sie eigentlich dazu für eine Meinung hat. Sie wurde Ende der 20iger geboren, hat also doch einiges mitbekommen. Jetzt ist es zu spät. Ich denke das Thema Frauenleben war ihr auch wichtig, und sie wusste das ich mich für Geschichte interessiere. Jetzt ist es nur noch selten so, daß sich jemand Gedanken über meine Interessen macht um mir entsprechend was zu schenken.

Noch ein Link zum Thema, durchaus kontrovers und interessant: http://www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de/sex-unterm-hakenkreuz-ueber-das-erstaunlich-liberale-lustverstaendnis-der-ansonsten-restriktiven-nationalsozialisten-und-was-heute-darueber-geschrieben-wird-ein-ueberblick/

Das Buch ist sehr empfehlenswert für Geschichtsinteressierte und Menschen die sich mit ihren Vorfahren und ihrem Erbe befassen möchten.

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