Ich bin ganz zufällig über das Buch gestolpert, eigentlich wollte ich gern den ganz neuen Zeh Roman lesen, aber der hat über 60 Vormerkungen in der Bibliothek, als heißt es noch etwas warten.
„Nullzeit“ klang ganz spannend, spielt auf Lanzarote, meine Lieblingsinsel und Sehnsuchtsort.
Plott:
Ein Tauchlehrer (ehemals Jurist) mit seiner Partnerin mit eigener Tauchschule und Ferienhaus
2 Gäste, eine Schauspielerin und ein Schriftsteller, beide eher Erfolglos aber finanziell gut gebettet (Sie)
Es erzählen abwechselnd der Tauchlehrer (Sven) und dazwischen lesen wir die Tagebucheintragungen von der Schauspielerin (Jola). Theo, der Schriftsteller kommt hin und wieder in einem Dialog zu Wort, sonst lesen wir vor allem Beschreibungen über ihn von Sven und Jola, die sehr unterschiedlich auffallen, was sich ja allein auch schon durch die unterschiedlichen Beziehungen ergibt . Antje spielt eine blasse Nebenrolle, obwohl Sie und Sven sich schon von Kindesbeinen an kennen, sie ist irgendwie da.
Jola hat Sven für 2 Wochen Fulltime als Tauchlehrer gemietet, um sich auf ein Casting vorzubereiten. Sie will diese Rolle unbedingt, um endlich aus ihrem Leben als Seriendarstellerin auszusteigen, eine Rolle die sie über Vitamin B bekam.
Svens Tauchschule und das Ferienhaus liegen an einem einsamen Inselfleck, weit ab von anderen Touristen oder Einwohnern, direkt am Meer. Das Meer in dem sich Sven vollkommen Zuhause fühlt, allein, unter Wasser…
Er ist dankbar für die Buchung, weil er viel Geld braucht für die Erkundung eines Wracks was er entdeckt hat. Doch er unterschätzt, was es heißt so viel Zeit mit 2 Fremden zu verbringen.
Jola und Theo nehmen sich nicht zurück, sind beide exzentrisch und wie schnell klar wird, irgendwie verrückt. Die Erzählung nimmt nach einem entspannten Anfang dann relativ schnell Fahrt auf.
Svens Erzählungen und Jolas Tagebucheinträge fangen irgendwann an immer mehr voneinander abzuweichen und man fragt sich eine Weile lang was stimmt. Das ganze Buch ist unterhaltsam und wird zwischendurch so spannend, dass ich begann, durch die Seiten zu stürzen und Absätze zu überfliegen. Die Wörter nicht so mächtig das man sie alle lesen müsste.
Hin- und wieder ein guter Satz und hin- und wieder aber auch Momente die mir unlogisch erschienen oder schlecht beschrieben.
Ich denke, was die Geschichte ausmacht, sind die disfunktionalen Beziehungen der Personen untereinander, Abhängigkeiten zwischen Gewohnheit, Liebe und Schmerz und Gewalt.
Trotzdem haben sich alle in ihrem Leben und den Umständen eingerichtet und folgen mehr oder weniger einem Plan.
Am Ende aber wird sich alles ändern.
Für mich war das Buch ein guter Einstieg mal wieder zu lesen, zur Unterhaltung. Es war spannend genug um dranzubleiben und einfach genug um auch in müden Stunden ein paar Seiten zu lesen. Thematisch so weit weg das ich es auch vorm Einschlafen lesen konnte ohne das es mich danach beschäftigte oder mich wach machte.
Ein kleines Kammerspiel für zwischendurch, aber kein beklemmender Thriller, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung meint.